Sam Mendes‘ gut gemeinter Ansatz, einen Krieg ohne das darzustellen, was in unseren gedanklichen Bildern mit eben jenem Wort verwurzelt ist, verliert sich binnen kurzem selbst in einer brennenden, höllisch schmerzenden Leere, die sich aus ewigem Sand und stechender Hitze zu einem unerträglichen Bild des Wartens formt, ein bitterliches Ausharren auf die vorbereitete Erwartung.
Denn das ist die Qual, welche die Soldaten mit morgendlich aufgehender Sonne bis hin zum kühlen Schein des nächtlichen Monds durchleben müssen, ohne auch nur einmal den Krieg zu sehen, von dem die Ausbilder immer sprachen und auf den sie Tag für Tag vorbereitet worden. Ein Schuss aus Gewehren fällt nur dann, wenn die innerliche Einsamkeit über die eingeprügelte Vernunft, über das Nicht-Zweifeln an der Sache obsiegt. Weite, oftmals widersinnige Märsche durch das in der Mittagssonne flammende Meer aus Sand, das den in die Uniform eingepackten Körper die letzten Flüssigkeiten entzieht, werden für viele Männer zu einem Hoffen auf das Ende der unbenutzten Patronen.
Es ist die Hölle, von der keiner ein Wort verlor, die verschwiegen wurde. „Jarhead“ blickt in diese ausweglose, qualvolle Situation, beschreibt einen bestehenden, schon immer aktuellen, ortsunabhängigen Krieg, von dem eine filmische Aufarbeitung aber mehr als schwierig ist. Weil wer ständiges Warten und kaum vergehende Zeit festhalten möchte, riskiert es, den Film eben selbst als solches darzustellen. Mendes‘ „Jarhead“ widerfährt (zeitweise) genau das, er überträgt die Tortur von Soldat auf Zuschauer, das spricht auf der einen Seite für eine fantastische Intensität, auf der anderen passiert allerdings zu wenig.
Durch die fast schon apokalyptischen Bilder, manchmal könnte man annehmen, die Protagonisten bewegen sich auf der Spalte zum Ende der Welt, wird diese Schwäche aber geschickt überdeckt, auch wenn fehlende Einsicht in die Charaktere bestehen bleibt. Jake Gyllenhall kann besonders in den Monologen glänzen, füllt aber eine Figur aus, deren Wesen mir zu verschlossen blieb. Natürlich, die schauspielerischen Qualitäten eines Jamie Foxx oder Gyllenhall stehen außer Frage, ihre Gefühlszustände erfahren die nötige Wandlung mit angsterfüllter Härte, der Zugang zu Swofford (Jake Gyllenhaal), Sykes (Jamie Foxx) oder auch den am Schluss genial aufspielenden Troy (Peter Skarsgaard) fehlten dennoch beinahe gänzlich – somit auch die von mir ausgehenden Emotionen gegenüber den filmischen Figuren.
„Ich will nur diesen einen verdammten Schuss! Sie wissen gar nicht, was der uns bedeuten würde!“, entgegnet Troy schreiend seinem Vorgesetzten. Der lehnt seine Bitten jedoch ab. Die Kompanie rund um Sergeant Sykes wird nach Hause gehen, ohne Korn und Kimme auch nur einmal mit nachgehendem Verlassen der Patronen gegen den Feind gerichtet zu haben. Man könnte meinen, sie hätten nichts vom Krieg gesehen, aber das haben sie, sie haben die Schüsse, die Kämpfe durchlebt, sie haben sie gespürt, als sie in den Lagern saßen, als sie sprachen und als sie lachten. Krieg hat viele Facetten. Eine Botschaft, die „Jarhead“ zu präsentieren weiß, zwar mit vorhandenen Schwächen, aber dennoch schonungslos abrechnend mit denen, die Krieg treiben, ohne zu wissen, was Krieg bedeutet.
6.5 / 10
Autor: Iso
Gute Kritik! :)
AntwortenLöschenDankeschön! :-)
AntwortenLöschenGruß