Samstag, 3. März 2012

Klassiker der Extraklasse: Jules & Jim (1961)



»Ich liebe dich, ich habe dir gesagt warte. Fast hätte ich gesagt nimm mich, du hast mir gesagt: Geh...«

Kommen wir nun also zum großen Abschluss eines kleinen Rückblick auf Francois Truffaut und seinen Filmen, dem man der das Nouvelle Vague bildete, das gemeinsam mit Chabrol und Godard, und so kann man sich vor diesem Mann doch nur tief verbeugen für seine grandiosen Filme (u.a. dem Doinel-Zyklus), die er uns schenkte und so möchte ich nun abschließen mit einem seiner bedeutendsten Filme, einem Klassiker wie auch Meilenstein des Nouvelle Vague, "Jules und Jim" von Truffaut aus dem Jahre 1962, Truffauts bereits dritter Spielfilm und zudem basierend auf dem gleichnamigen Roman von Henri-Pierre Roché.


Und so bildet Truffauts erstmal einige Merkmale, man würde wohl sagen eines Liebesfilms bzw. um präziser zu werden einer Dreiecksgeschichte und ich möchte insofern fast behaupten, auf diese Art und Weise wie Truffaut jene Story regelt, ist für mich im Grunde genommen zeitlos. Und vielleicht sogar der Schönsten, die Handlung zwar schnell erklärt, aber auch faszinierend und vielschichtig gestaltet, ein Film um die Liebe, Freundschaft und das Leben dazwischen und die Tragik des Todes: Truffaut führt uns zurück in die Vergangenheit und ins Jahr 1912, in Paris: Österreicher Jules und der Franzose Jim sind Freunde, was sie einst verband war die Literatur und doch würden sie alles füreinander tun. Beide verlieben sich in diesselbe Frau, die unberechenbare und schöne Catherine, diese entscheidet sich aber anfangs noch für Jules...



Anderweitig stimmt natürlich auch die Besetzung bei diesem munteren Stück einer verzwickten Dreiecksgeschichte, so einmal legendär selbstredend und ohne Gleichen Jeanne Moreau in ihrer nahezu einzigartigen Rolle der Catherine, welche sie bis zum heutigen Tage berühmt machte und ich würde nicht zögern,  jene Darstellung als eine ihrer besten zu bezeichnen und vergessen wir bitte nicht allein ihr Gesang ist bezaubernd und wundervoll. Und als Jules und Jim trumpfen einerseits der unvergessene Oskar Werner als Jules, sein Spiel hierbei wirklich und gerade erst durch jene Rolle lerne ich ihn lieben, sehr liebevoll und mit Einsatz verkörpert, genauso bestechend agierend dann letztlich auch Henri Serre als Jim, welcher wie die Liebe zu Catherine in sich spürt, doch gerade ihm wird, trotz späteren Glück, das tragischste von allen Schicksalen zugesprochen. Eine wahre Freundschaft und ein perfektes Zusammenspiel jener drei Akteure man spürt die Freude, man fühlt das Leid und auch rief in mir eine besondere Faszination hervor. Das was Freunde füreinander tun, Konflikte, Kontakte, aber auch Verständnis und Hilfsbereitschaft.


Truffaut selbst zeigt sich so natürlich in einer seiner großen Schaffensphasen, nicht umsonst wählte ich jenen Film hierbei als Abschluss so elitär aus. Und was Truffaut hier mit "Jules und Jim" kreierte ist selbstredend für mich auch großes Nouvelle Vague-Kino. Zugeben möchte ich an dieser Stelle, dass ich ehrlich gesagt auch recht wenig von diesem Film erwartete, muss wohl an dem Genre gelegen haben, aber schon in den erstem Sekunden zeigte sich mir, das was manche virtuoses und nahezu einzigartiges Truffaut-Kino nennen. Anfang einem Rauschzustand ähnlich, es beginnt mit solch Schwung, mut solchen Tempo mit so viel Heiterkeit und Eleganz (wie immer bei Truffaut). Wirklich grandios. Dennoch entwickelt Truffaut auch einen gewissen Grad an Melancholie, welche ab dann stets mitschwingt und auch leise zwischen Töne werden hierbei nicht gescheut. Truffaut hat nun mal Feingefühl und bietet genug faszinierender Aspekte, für mich besonders durch den ständigen Bilderrausch, fesselnd gehalten und ich bin mir fast sicher, dass es hierbei einige Sequenzen gab, die ich wohl nie vergessen werde, ob Anfang, ob Ende. Und doch mag sein Film trotz aller naiver Spielfreude und Charme, letztlich auch düstere Töne anschlagen und Truffauts Ader für einen Hauch von Poesie sollte eh allerseits bekannt sein. Ein weitreichender und vielfältig zu betrachtender Film. Dazu jedes Bild wie ein Fest (sicher: Kamera Raoul Coutard) und von einer solchen Schönheit geprägt, ich kann es nur mit den Worten ganz einfach: wunderbar beschreiben. Diese Präzision stets bemerkenswert wie auch Truffauts Regie.


Was sollte man nun noch erwähnen? Was darf man nun nicht vergessen? Ich bin verwirrt. Ich bin unsicher, so wohl Bewertung als Beschreibung des Gesehenen. Ich weiß es wieder...und auch hier wird wieder kräftig in der Literatur gestöbert, auch wenn nette Telefonzellen somit auch ausfallen müssen, aber auch hier wird der Chanson gewürdigt und Jeanne Moreau singt, das allein ist es doch schon Wert.



Abschließend möchte ich hier dann nur noch gesagt haben, dass "Jules & Jim" in seiner Machart absolut einbandfrei gestaltet ist, stets elegant schwingend zwischen heiterem Frohsinn und melancholisch-düsteren Ton, das ist großes Kino. Eine Aufwertung wird noch erfolgen, denn dieser Film zählt so zunächst für mich einmal zu den schönsten Liebesgeschichten der weiten Filmwelt. Am 6. Februar wäre Francois Truffaut 80 Jahre alt geworden, er starb bereits 1984 und doch lebt sein Vermächtnis weiter, in Form seiner Filme und ich bin ihm dankbar für jene. Und "Jules & Jim" ist dabei kurzum gesagt: Truffautstisch...




8.5 / 10


Autor: Hoffman

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