Beide Hauptdarsteller spielen, als gebe es kein Morgen mehr. Ellen Page verkörpert den unerbittlichen Selbstjustizdrang mit einer verstörenden Radikalität. Ihren ungeheuren Zorn kanalisiert sie in haarsträubender Unbarmherzigkeit als mädchenhaftes Revengegirl, selbstgefällige Bemerkungen, höhnisch und gleichermaßen ehrlich. Und doch sieht man den jungen Modefotografen, der sämtlichen Vorurteilen des klassischen Kinderschänders widerspricht, der höllisch leidet und mit Nachdruck beteuert, er sei unschuldig. Es ist einerseits der urteilsfreien Regie zu verdanken, andererseits ganz entscheidend dem grenzgenialen Patrick Wilson, dass ich mehr als nur einmal auf seiner Seite stand. Eine massiv bestürzende Entwicklung, wenn man bedenkt, dass es bei einem Internetchat begonnen hat (wo man trotz aller interpretierbaren Schweinereien dennoch das Wörtchen "harmlos" hören wollte). "Hard Candy" ist gezielt provokant, aber es ist nicht so, dass David Slade nichts zu sagen hätte. Internetbekanntschaften bleiben bei aller gefühlten Intimität das, was sie sind: Virtuell. Die Botschaft ist schon genial. Wer die Glaubwürdigkeit anzweifelt (Klassiker: Wie könnte ein 14 jähriges Mädchen einen erwachsenen Mann überwältigen und mehr?), dem sagt Slade direkt ins Gesicht: WISSEN tust du überhaupt nichts.
7.5 / 10
Autor: seven
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