Sonntag, 4. März 2012

Kritik: Slumdog Millionär


Schwierig, schwierig. Einer dieser Filme, wo ich mir selbst nicht helfen kann, ich bin gespalten was Danny Boyles Oscar-Hit (prämiert mit jenen 8 und eigentlich vorher als Außenseiter gesehen) "Slumdog Millionär" aus dem Jahre 2008 angeht, basierend auf dem Roman von Vikas Swarup. Gehe ich nun nochmal in mich und so nun zu meiner Erwartungshaltung, welche ich nun anfangs nicht wirklich bestimmten konnte, denn einmal bin ich ein großer Boyle-Sympathisant und andererseits muss ich ich doch nervös zucken als ich von jenem Inhalt des Film lass. Und doch habe ich eine Schwäche und zwar dieses mitreißende Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, welches sich mir bei dem anfänglichen Bildern bereits enthüllte. Bezaubernd. Boyle enthüllt uns/mir ein Märchen ohne Grenzen und doch bin ich wie gesagt insofern erstmal mir selbst bei diesem Film etwas unschlüssig. Und nun folgt eine schwierige und vermute weitaus weniger plausible Auseinandersetzung, deshalb bitte ich um Vergebung meinerseits.


Die Story zugegeben wirklich nett ausgedacht, "Wer wird Millionär" in Indien, nicht schlecht und die Ausganssituation zwar irgendwie banal, aber darauf legt es Boyle anscheinend nicht an, denn gerade hier beschäftigt sich Boyle mit den großen Thema der Liebe und die Wege zu jenem Glück, mögen sie noch so abstrus sein. Und so seltsam des klingen mag, aber versucht in jenen Kontext doch seine Realismus miteinzubringen. Und wer liebt nicht die Leier des Einen, der hinaus ging um Millionär zu werden und die Liebe zu finden, bei der indischen Version eines Günther Jauchs, so stellt man sich Träume vor. Es geht um den Slumdog Jamal, ein Junge aus den Slums, bei der berühmten TV-Quizshow "Wer wird Millionär" und so seltsam (ich wiederhole mich) das ist, er zeigt sich allwissend und es beginnt wo es endet, zu viel des Glücks ist auch nicht gut. Es beginnt mit einem einfachen Verhör mit radikalen Mitteln, und Jamal wird für einen Betrüger gehalten von dieser Position aus und mit Hilfe einer Aufnahme der bisherigen Ereignisse der Show, beginnt Boyles Film und insofern ist der Weg auch mit faszinierenden Rückblenden gepflastert. Um zu erfahren, wie ein Slumdog, solche Fragen beantworten kann...auch wenn mir dabei auffiel, dass das Zufallsprinzip hierbei wohl eine große Rolle spielte und Boyle fast irgendwie etwas manipulativ inszeniert. Und allles steht im Zeichen der Liebe.

Ich möchte Boyle nicht verübeln, dass er ambitioniert arbeitet und sein Film einerseits eine Hommage an Indien darstellen soll, an die Kultur, und teils auch an Bollywood was sich auch in den geäußerten Gefühlen der Protagonisten widerspiegelt, andererseits versucht sich Danny Boyle kritisch im Umgang mit Indien und dessen Situation, jedenfalls anfänglich, und gerade das treibt mich nun in einen gewissen Konflikt, denn einerseits hat sein Film durchaus kritische Seiten und Züge, dennoch reduziert sich andererseits jener Teil durch den Einsatz des Märchen-Effekts, alles wunderbar und schön zu bewundern. Mit Gut und Böse. Man spürt schon wie das Feel-Good einem den Nacken hochklettert. Insofern irgendwie fragwürdig, würde ich meinen? Oder sollte man es gar nicht aus dieser Position betrachten, ich bin da etwas ratlos. Denn zur Märchen-Funktion, welche ich an sich gar nicht so verurteilen will, da so doch auch eine gewisse Sympathie zum Film entstand, wäre da nur nicht jener Versuch zu erschüttern, zu kritisieren oder gar das Ganze glaubwürdig zu lassen, originell massgeschneidert ist diese Lovestory immerhin. Nur sehr weit weg vom Realismus meiner Meinung nach wie es geht, aber war das überhaupt Boyles Ziel. Denn im Sinne des Märchens ist Boyle Film doch recht gut und hübsch zu betrachten, besonders anfangs mit einem echten Rausch an Bildern, wirkt die Kindheit größtenteils (ich vergaß insofern ernsthaft jene tragische und bedrückende Seite) süß und herzlich abenteuerlich, irgendwie geht das zu Herzen. Zudem im späteren Verlauf mit leicht-lockeren Humor erzählt, sehr charmant. Dazu noch große Romantik wie man sie in einem Bollywood-Streifen finden könnte, fand ich recht interessant. Dahinter will man aber wie ich meine ein ernstes Thema behandeln und in der Hinsicht ist beides wirklich kaum vereinbar für mich.Wie gewichtet msn das? Zwischendrin gibt es noch ein wenig "Wird wird Millionär" - mit einer beileibe wirklich dämonisch-liebevollen Version eines Günther Jauch (gekonnt, arrogant und hinterhältig: Anil Kapoor), ehrlich gesagt den mocht ich von dem Ausmaß der Charaktere wirklich am liebsten, ich weiß nicht warum, aber irgendwie faszinierte mich dieser durchaus klischeehafte Aufbau jener Figur, der war wiederum wieder so korrupt-manipulativ, was an sich jeder Logik den Rücken kehrt, da musste ich den glatt gern haben. Auch wenn diese Rolle eigentlich so genommen, absolut banal und unplausibel ist, seis drum. Dev Patel überzeugt insofern größtenteils als Jamal, hat seine Momente. Während Freida Pinto für mich durchweg, von der Kamera zwar glänzend eingefangen wurde, jene bleibt trotz magischen Eingreifens blass.


Bei diesem Film kann ich mich wirklich nicht entscheiden, was ich davon halten soll. Soll ich ihn mögen für seine süße und durchaus bezaubernde Erzählweise? Oder ihn verurteilen ihn hassen für seine durchaus vorhandene manipulative Art oder versüßte-kritische Seite, die durch den Zuckeranteil jener wirklich schädigt und so die Brutalität und Realität, die Boyle vielleicht zeigen will, jenseits der Wolken entflieht. Ich verstehs nicht. Leider bin ich Optimist und so noch ein wenig Lob meinerseits, welche sich immerhin die Kamera verdient und ja durch hübsche Bildchen bin ich stellenweise sehr leicht manipulierbar, aber wie ein Rausch voller Lebensenergie und insgesamt wirklich atemberaubend gefilmt, einfach bezaubernd. Berauschend, bunt, feierlich. Sehr schön, sehr ästhetisch. Aber zu den Fragen, die mich nicht loslassen,  Märchen statt Realismus? Will Boyle hierbei zu viel? Ist die Welt im Angesichts des Elends und der Armut in Indien, welche man hier teilweise dokumentiert (dies aber immer noch mit positiver Kraft), ein riesiges Stück Zuckerwatte, kann ich das insofern mit der Aussage des Films vereinen, ist das kompatibel? Eine eindeutige Antwort kann ich im Moment dabei wirklich nicht fällen.


Was soll ich da sagen, einerseits überfällt mich einerseits des Gefühl der positiven Energie des Werks und seine optische Wucht, einschließlich manch starker Sequenz, andererseits wenn ich dann doch zweitweise etwas länger drüber nachdenke kommen mir doch bisweilen solch kritisch angehauchte Gedanken, ob im späteren Verlauf pappigartige Charaktere oder dieses oft bereits ewige Konflikt in Hinsicht des Films. Mensch, wie soll man da ein wirklich eindeutiges Urteil geben, ob nun uninteressant, passabel oder doch noch sehenswert. Das ähnelt einem Lottogewinn, doch ich bin wie gesagt Optimist und versuche stets das Gute in Filmen zu sehen, das oder so ähnlich. Und wenigstens beschäftigt mich dieser Film doch, in jener Auseinandersetzung, könnte man als irgendwie positiv verbuchen, irgendwie. Seltsam. Und so insgesamt irgendwie ganz gut. Muss man nicht verstehen.


                                           6.5 / 10

Autor: Hoffman

4 Kommentare:

  1. Konsequent wäre 'ne 5, wenn du gespalten bist. Tz. ;)

    Edit: Ihr könntet ruhig die doofe, zeitraubende Wortbestätigung rausnehmen, die ich immer wieder eintippen muss, um den Kommentar absenden zu können.^^

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  2. Ich bin aber auch nicht konsequent, außerdem wurde der so oft gebasht. Ich bin wie gesagt Optimist. :)
    Und wenn du nicht willst das unser Blog in 15 noch existiert, müsste ich erstmal schauen bis zum Wochenende wie das geht.^^
    Ich allein mit der Technik. ;-)

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  3. Ganz einfach: Einstellungen - Kommentare - Sicherheitsabfrage für Kommentare zeigen? - Nein. Bin ich nicht nett? :)

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  4. Ok. Danke, mach ich dann baldauf.^^
    Muss natürlich noch im Plenum abgesprochen werden. :p

    Und ja du bist ein wahrer Blog-Samariter. ;)

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