Sonntag, 15. Januar 2012

Klassiker der Extraklasse: Das siebente Siegel



"Wer bist du?" - "Ich bin der Tod." - "Kommst du um mich zu holen?" - "Ich gehe schon lang an deiner Seite" - "Das weiß ich." - "Bist du bereit?" - "Mein Körper ist bereit, aber ich nicht."

Bergman Forever Teil 1:
Nun endlich wieder Bergman. Den großen Filmphilosophen und großen Künstler, eine echte Seele des Films, beeinflusste Generationen von Filmemachern und zählt nicht umsonst zu den Vorbildern von etwa Woody Allen oder Lars von Trier. Nun also mal wieder Zeit drei seiner Werke in folgenden Wochen genauer unter die Lupe zu nehmen. Er wurde immerhin nicht sinnlos als »bester Regisseur aller Zeiten« (finde ich dennoch gewagt) einst in Cannes ausgezeichnet. Und so eine Reise meinerseits ins seine Filmwelt, voller Mythologie und die Psyche des Menschen. Beginnen möchte ich mit einem meiner persönlich favorisierten Werke des Herrn Bergman "Das Siebente Siegel" aus dem Jahre 1956.


Dieses Mal nimmt sich Bergman als Hauptmotive in seinem Werk, welches nicht unverdient zu seinen bekanntesten Filmen zählt, dabei baut er grundlegend auf zwei an sich verschiedene Handlunsstränge, welche sich treffen mögen, aber doch letztlich nicht verschiedener sein könnten: Die Frage des Sinn des Lebens, in all seiner Vielfältigkeit, und die Suche nach dem Glauben (bzw. Gott) in einer düsteren Epoche der Menschheit, dem Mittelalter. Wo der Tod um ging, die Pest wütete. Das Leben scheint schon fast eine Qual geworden zu sein, der Tod scheint fast Erlösung darauszubringen. Eine faszinierende Geschichte. Eine mysteriöse Geschichte, um ein Schachspiel um Leben und Tod. Einst zog für seinen Glauben in den Krieg, nun kehrt Ritter Antonius Block zurück und entdeckt in seiner Heimat nur Leid und Elend. Der Tod geht um, die Pest regiert. Und auch auf des Ritters Reise begegnet er dem personifizierten Tod, welcher ihn holen möchte, doch Block überredet ihn zu einer letzten Partie Schach, der Einsatz sein Leben...als Aufschub um eine Antwort zu finden auf den Sinn des Lebens...


Dazu nahm sich Bergman selbstredend wieder eine Besetzung der Extraklasse zur Hand, als Unterstützung. So also mit einem noch recht jungen Max von Sydow als entschlossener Ritter Block, welcher seinen Glauben verloren zu haben scheint und ihm in diesem Duell mit dem Tod wiederzufinden versucht, brillant und glaubwürdig von Sydow verkörpert, mit viel Herz am Spiel. Besonders hervorragend für mich auch stets Bengt Ekerot in seiner (für mich) grandiosen Verkörperung des personifizierten Tods, die Figur von ihm faszinierend wie auch unheimlich und zwielichtig dargestellt, ein eiskalter Spieler. Schwarz ist die gewählte Farbe. Aber auch der Rest des Cast, mit Nils Poppe, Bibi Anderson und Gunnar Björnstrandt weiß absolut zu überzeugen und sich in ihre Rollen vollkommen einzuverleiben.



Bergman selbst zu seinem Werk, und der für ihn einfachen Allegorie dahinter: "der Mensch, seine ewige Suche nach Gott und der Tod als einzige Sicherheit" - so seine Worte, denn es geht hierbei nicht nur um ein Schachspiel um Leben und Tod, denn weiter betrachtet zeigt Bergman auch gleichzeitig eine Reise (die des Ritters) durch das verseuchte Land, wo das Leid auf jeder Straße zu finden ist, er sieht das Grauen von der Verwesung bis zum Wahn der Menschen. Um den Sinn des Lebens zu finden, das fasziniert und das packt einen. Bergman geht geschickt vor, denn einerseits zeigt er die Pest in ihrem schrecklichsten Gewand, das Zeitalter der Finsternis und Furcht, pessimistisch angehaucht, andererseits (bei der Gauklerfamilie, welche grundsympathisch) als Ort der Hoffnung, des Frohsinns, voller Lichtblicke. Ein schöner Platz, voller Liebe und Freundschaft. Auch mit viel Symbolik wird gespielt, was dieses Gefühl der absoluten Faszination natürlich nur noch verstärkte. Und um es nochmal zu verdeutlichen ich finde die Personifizierung des Tods an sich wirklich als interessant gehandhabt. Grundsätzlich ein mysteriöser Charakter, ein Feind. Ein Gegner. welcher aber die Herrscherposition im Ganzen einnimmt bzw. die Figurenkonstellation an sich mag hierbei exzellent ausgearbeitet sein. Besonders interessant auch der ungewöhnliche Humor, welcher dem Werk doch auch einen Hauch Leichtigkeit verleiht und die Frage nach Leben und Tod fast ironisch beleuchtet, jedenfalls teilweise und somit auch stellenweise drastisch oder auch grotesk gemacht. Andererseits erschafft die Kamera eine bedrückende Atomsphäre, brillant gefilmt und teilweise regelrecht beklemmend, mit einer unglaublichen Intensität und Authentizität, in Bezug auf das Mittelalter, wirklich erstaunlich Bergmans (geglückter) Versuch einer solchen Rekonstruktion des Zeitalters, von Kulisse bis Naturaufnahmen, zwischen Schönheit und Finsternis, wenn es darum geht bietet Bergman die Extreme, beider Seiten. Und gerade das macht seine Inszenierung so meisterhaft.


An sich finde ich wenig Worte, um das volle Ausmaß von Bergmans Werk in einen Text zu fassen, es gibt so viel was Bergman mit seiner Symbolik bzw. genauso gut seiner kraftvollen wie auch mystischen bzw. unheimlichen musikalischen Untermalung auszudrücken vermag. Bergman erschafft bei mir ein spezielles Gefühl, eine besondere Faszination. So viel was man noch alles erwähnen könnte, worüber man philosophieren könnte, das nur noch am Rande erwähnt. Es ist halt Bergman.


"Warum willst du mit mir Schach spielen?" - "Das ist meine Sache" - "Meinetwegen" - Ich darf am Leben bleiben, bis die Partie zu Ende ist. Wenn ich dich matt setze bin ich frei. Du spielst schwarz."

Und somit bleibt mir letztendlich nur noch zu sagen, dass ich "Das Siebente Siegel" zu einem der wichtigsten Meisterwerke der Filmgeschichte zähle. Ein Film, der bei jeder erneuten Sichtung immer noch ein Stück weit grandioser, mysteriöser und faszinierender wirkt (für mich jedenfalls). Ein zweifellos zeitloses Stück großer Filmkunst.



9 / 10

Autor: Hoffman

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