Samstag, 15. Oktober 2011

Kritik: "Evelyn"

Wieder eine dieser kleinen filmischen Überraschungen, von denen ich niemals geglaubt hätte, dass die sie wirklich existieren. Man glaubt es da manchmal nicht was man am Ende bekommt. Manche nennen sie Perlen. Ich nenne sie einfach Geheimtipps und genauso ein feiner Tipp ist das Familiendrama "Evelyn" (oder alternativ "Ein Vater kämpft um seine Kinder", aber dieser Titel zieht den Film nur unnötig runter und knöpft falsche Erwartungen, schlechte Vorstellungen, wer denkt sich die bloß immer aus, muss anscheinend Filme hassen) von Bruce Beresford, der auch gerne mal Schrott inszenierte wie "The Contract" aber auch Melodramen so mit "Miss Daisy und ihr Chauffeur", zum Glück ist es weder das eine noch das Andere, sonder eher bewegend und aus dem Jahre 2002 und basiert sogar (hurra) auf einer wahren Begebenheit, aber was solls.

Die Geschichte eben wahr, aber gar nicht so lala. Denn eigentlich geht die Story zu Herzen, auch wenn das Ganze heute wahrscheinlich sich auf den ersten Blick schrecklich uninspirierend mögen darf, so ist es nicht, ich für meinen Teil zeige Interesse, denn hintergründig wird noch ein wenig Kritik an Verschiedenem geäußert, Kirche und deren Erziehungsmethoden in de 50ern, in denen der Film spielt, insgesamt eine rührende Story an sich altbekannt und dazu auch noch christlich angehaucht: Um genau zu sein es war 1953, der arbeitslose Desmond, zwar trinkfest, aber doch  zweifelt, denn die Frau läuft einfach weg. So müssen seine drei Kinder bald in katholische Heime, das trifft besonders die kleine Evelyn. Desmond absolut am Boden, ohne Hoffnung, doch er überlegt und gibt nicht auf und nimmt schließlich auch den Kampf mit der Hilfe dreier Juristen auf.  Und so legt er sich mit Kirche und Staat an.

Und hier besonders bei der Besetzung, eine große Überraschung, natürlich mochte ich ihn Pierce Brosnan auch vorher, aber ich hätte ihn ehrlich gesagt nie für jemanden gehalten der tatsächlich so was schafft wie eine richtige Charakterrolle. Hier schafft er das, unglaublich stark gespielt und sehr glaubwürdig, Brosnan treibt den Film an, ob er nun trauert, singt oder trinkt bzw. seine inneren Gefühle offen äußert. Aber neben ihn wissen auch Alan Bates, Aidan Quinn und natürlich Stephen Rea zu überzeugen als Hilfe im für Desmonds Sorgerecht seiner Kinder. Auch hier sticht noch Aidan Quinn heraus, eh hochgradig unterschätzt, top wollte ich nochmal extra erwähnen. Und so kann man auch sagen, dass Julianna Margulies als Bernadette Beattie und die kleine Sophie Vavasseur als Evelyn zu überzeugen wissen.

Beresford Regie auch sehr gut, lässt sich Zeit, die Ruhe bleibt, präsentiert sein Werk nicht allzu aufdringlich und für meinen Teil empfand ich so das Ganze gerade als fesselnd und mitreißend, richtet er seinen Fokus auf die Charaktere und gibt ihnen Zeit sich über die vollständige Laufzeit sich zu entfalten bzw. sich zu entwickeln. Das mag manchmal schon sentimental sein, aber dann auch wieder bewegend.
Und die Kamera fängt zudem noch ein recht stilvolles Porträt der frühen 50er Jahre ein, mit einer exquisiten Ausstattung, sodass die Atmosphäre sicherlich nicht in der Ferne liegt, sonst auch alles stimmig ist, zudem sauber gefilmt.

Weiterhin noch ein gutes Drehbuch mit sympathischen Charakteren, mit denen man am Ende mitfiebert und doch für sie hofft, natürlich getragen von den Akteuren und sehr authentisch gezeichnet, durchaus mit kleinen Fehlern hierbei, aber gut, diese kann ich auch verzeihen. Da die wertvollen Herren namens Schauspieler diese Rollen toll ausbauen.

Letztlich bleibt was ich bereits am Anfang sagte ein kleiner, feiner Geheimtipp, besonders für die geeignet, die schon immer wissen wollte, wie der Ex-Bond Pierce Brosnan sich als irischer Trinker, Sänger und Familienvater schlägt, für mich nämlich grandios.


7 / 10

Autor: Hoffman

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