Sonntag, 26. Februar 2012

Kritik: 28 Days Later


 

"Zuerst stand es in den Zeitungen und von Anfang an wusste man, es war anders. Denn es geschah in kleinen Dörfern, Vororten und dann war es nicht mehr im Fernsehen. Es war draußen auf der Straße, es kam durch dein Fenster."



Der Zombie-Film ein weit verbreitetes Milieu im Horrorgenre. Viele Anhänger, viele Filme, viele grässliche Untote. Meist George A. Romero als Meister der Zombies. Auch wenn das Genre des Zombies etwas abgetreten ist und man sich heutzutage eher anderen Figuren der Finsternis widmet, so bleiben Zombie-Filme stets präsent. Auf der anderen Seite hätten wir nun Kultregisseur Danny Boyle, dessen bisherige Filmgenre-Wechselwahl (bis 2002) eigentlich recht übersichtlich aussah. Und dann dreht Boyle einen Horrorfilm der Neuzeit. Wer jetzt dachte dabei handele es sich um einen Zombie-Film, der liege drastisch falsch, denn statt auf reaktionär-trabende Untote zu setzen, geht Boyle einen Schritt weiter und findet seinen eigenen Weg (»The next Generation of Zombie - The Infect-Generation«) den Infizierten mehr schwung und Tempo zu verleihen und erfindet gleichauf damit fast einen neues Untergenre, könnte man meinen. Und so könnte man sagen, dass "28 Days Later" von Danny Boyle den wohl ersten (kann ich nicht bestätigen) Vertreter des Infizierten-Films bildet und das gar nicht mal schlecht. Um das nochmal klarzustellen, dass ist kein(!) Zombie-Film.


Immerhin der Schauplatz ist originell gewählt, denn allzu oft spukt der Gedanke meinerseits von Großbritannien nicht im Kopf, wenn ich an Infizierte denke, obwohl Boyle definiert sein neumodernes Genres, also bitte. Ein Virus hat Großbritannien erfasst. Die Seuche geht um, eine Seuche, die ihre Opfer zu lebenden Bestien macht. Nach 28 Tagen erwacht Jim in einer Klinik, die Stadt ist vereinsamt und die Straßen leer und doch bemerkt er schnell mit welchen Monstern er es zu tun hat. Eine Odyssee und Flucht beginnt für ihn, auf dem Wege der Rettung findet er dennoch Weggefährten. Irgendwie interessant gestaltet, mit kleinen, feinen Aspekten und zudem es scheint alles etwas hintergründiger als man denken könnte. So fast einem Plädoyer gleich und kritisch im Sinne der Gesellschaft.



Boyles Werk zudem auch ordentlich ausgewählt, also der Cast. So sei gesagt, dass ich Cillian Murphy eh sehr als passend empfinde, wenn es um Boyles Filme geht und so überzeugt Murphy zunächst als Fahrradkurier Jim, der sich nach seinem Koma in einer Welt wiederfindet, die bekannt ist, aber doch so fremd. Die Einsamkeit regiert, doch er findet sie: Die Menschen, die Freunde. Erst noch von ihm recht zurückhaltend und voller Unwissenheit, somit voller unscheinbarer Angst, gespielt. Insgesamt aber doch sehr sympathisch, der Junge, auch wenn ich hier wiederum den Wandel seines Charakters kritisieren muss, welcher an sich eher mäßig bzw. banal verläuft (gibt dennoch schlimmere Beispiele) von unsicheren Fahrradkurier, zum Actionhelden - eigentlich ein Klischee - dennoch verleiht Murphy dabei trotzdem noch einen Hauch an Glaubwürdigkeit. Neben ihm zudem noch recht gut aufspielend einmal Naomie Harris, Christopher Eccleston und nicht zu vergessen Brendan Gleeson, welcher noch mit einer recht ungewöhnlichen Spielfreude am Anfang agiert, Gleeson als treusorgender Vater Frank, welcher sich um seine Tochter (Megan Burns) sorgt und doch nicht die Hoffnung aufgibt, denn solange sie vereint sind, scheint es doch irgendwo einen Funken Glück zu geben, umso tragischer und dramatisch der spätere Verlauf des Ganzen, insofern wirklich kraftvoll von Gleeson gespielt. Jeder ist von jedem abhängig. Die Menschheit braucht sich selbst.


Und wie bereits erwähnt Boyle definiert. Und so sollte man nicht verwundert sein, wenn er solch klugen Trick einsetzt um seine zombieartigen »Infizierten« zu echten Running man zu machen, welche wesentlich aggressiver und schneller agieren, so dass insofern kleine Verfolgungen und Hetzjagden nicht gescheut werden. Auch wenn Boyle hierbei eigentlich auf ein gemächliches und eher unheilvoll-bedrohlich-ruhiges Tempo Wert legt, meine ich. So wird der Mensch sich selbst überlassen, man knüpft Verbindungen, Freundschaften, alles nur zu überleben. Man sorgt und versucht gemeinsam zu überleben, denn gemeinsam sind wir stark. Besonders der Anfang des leeren und doch bedrohlichen Londons mag dabei nochmal eine besondere Intensität besitzen, welche mit absolut in den Bann riss. Boyle bleibt aber auch bei seinem »Infizierten«-Film dem Prinzip des Zombiefilms treu, insofern, dass er wie einst Romero, scharf die Gesellschaft kritisiert mit interessantesten Möglichkeiten von faszinierender Symbolträchtigkeit bis hin zur düsteren Satirik, oder bis hin Vollendung auf gestellter Thesen. Sonst vorhanden selbstredend auch typische Elemente wie eine gewisse Brutalität und als blutig kann man Boyles Film wohl allemal beschreiben, auch wenn sein Film eher weniger davon lebt als von seiner ruhigen, kalten und schließlich auch bedrückenden Atmosphäre, welche in präzisen und tristen bzw. deprimierenden Bildern voll und ganz ausgekostet wird. Dennoch Hoffnung gibt es immer, Funksprüche werden gesendet und erfreut wahrgenommen, Soldaten scheinen die Rettung zu sein, endlich Schutz, endlich sicher. Und so zeigt sich letztlich, dass das wahre Monster doch eher im Mensch liegt, wie man einst sagte die größte Gefahr für den Menschen ist und bleibt der Mensch selbst, und das auch ohne Infektion, denn das Ungeheuer liegt im Willen des Überlebens und so zeigt sich, dass die Bestie Mensch dominiert. Konsequent wie ich es liebe.



Bis dahin alles sehr gut gemacht, was mich dennoch bei "28 Days Later" schien gerade der Anteil des Drehbuchs, welches für mich immer im Gegensatz zu Boyles Inszenierung und Liebe dabei immer etwas ab fiel, der Handlungsverlauf gut gestaltet. Eher finde ich hierbei den Wandel einiger Figuren insofern etwas banal und nicht wirklich glaubwürdig meiner Meinung nach. Und gerade das Finale wollte nie wirklich meinerseits munden, insgesamt ist es eine Umstellung des Grundkonzept des Films und stellt auch insofern die »Explosion« der Konflikte dar und trotz aller faszinierender Aspekte, die bei jenem grande Finale abgerufen werden, nochmal gespickt mit dem ein oder anderen gekonnt ausgespielten hintergründigen Seitenhieb, absolut kompromisslos gehalten, dies ist mir bewusst, dennoch kurzum mögen tu ich es irgendwie trotzdem nicht. Aber das am Rande. Außerdem noch untermalt von einen mehr als passenden und exzellenten Score von John Murphy, welcher sich gut in das Setting eingliedert und einem fast eine panisches Unwohlsein hervorruft.


Schlussendlich möchte ich dann aber nur noch sagen, dass Danny Boyle mit seinem infektiösen bzw. beklemmenden Genre-Schocker, doch ein mehr als feines und drastisches Stück Zelluloid zum Thema »Infizierte« und die Bestie Mensch gelungen ist, konsequent bzw. düster inszeniert und stark gespielt wie auch gefilmt. Und doch enthüllt sich gerade in dunkelsten Stunde, kann der Mensch seine Nächstenliebe entdecken, wenn er dazu bereit ist.



                                         7.5 / 10

Autor: Hoffman

4 Kommentare:

  1. Danke sehr. Hab mein bestes versucht. :-D

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  2. Denke erstmal nicht, ich hab noch was uraltes im Schrank, aber diese find ich ehrlich gesagt grottig, findest du auch bei mp.^^
    Aber erstmal ist nichts geplant. Insofern, da muss ich dich enttäuschen. :-/

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