Samstag, 19. November 2011

Klassiker der Extraklasse: Kritik: 8½



"Was ich machen wollte, kam mir ganz einfach vor: einen Film, der jedem einzelnen gestatten sollte, endlich zu begraben, was wir alle an Abgestorbenen in uns tragen. Ich bin indessen selber der erste, der nicht das Herz hat, irgendwas etwas zu begraben" - Federico Fellini


Nun endlich wieder Fellini, der Poet, endlich wieder ein Film des Maestros und dann auch noch eines seiner vielleicht wichtigsten Werke "8½", schon der Titel an sich mysteriös, verschlüsselt, kurz wie präzise, an sich schon genial.  Vielleicht Fellinis persönlichster Film, ein Film über das Filmemachen, anders gesagt der Film im Film, das ist"8½" aus dem Jahre 1963. Sein neunter Film nebenbei erwähnt.



Die Handlung, autobiografisch angelegt oder doch nicht, sodass man vermuten könnte, dass Fellini sich selbst hier selbst porträtiert bzw. karikatiert. Denn die Parallelen sind gegeben, nach dem großen Erfolg von Fellinis "La Dolce Vita, stand er unter großen Druck für seinen neuen Film, Die Erwartungen stiegen. Fellini schlitterte in eine Schaffenskrise, fast ein Jahr hindurch, doch dann kam ihn die Idee, er hatte die Eingebung einen Film zu machen über seine eigenen Ereignisse, was er schließlich selbst erlebt hatte, was könnte somit authentischer sein? Einen Film über einen Regisseur, der nicht mehr weiß, wie bzw. welchen Film er denn nun genau drehen möchte, wie gesagt autobiografisch, die Handlung mag zwar so recht dünn sein, aber vom Stil her typisch Fellini, er philosphiert poetisch über das Filmemachen und das schätze ich durchaus: Guido Anselmi, ein Regisseur in der Schaffenskrise. Ein Mann auf der Suche nach der Idee, nach der Inspiration, gequält von Erinnerungen, von damals, von Fantasien, von geldgeilen Produzenten oder harten Kritikern und auch den Geistern seiner Geliebten. So sucht er auch nach Erlösung in ihnen, für kurze Zeit. Denn seine Zweifel wachsen mit der Zeit unaufhaltsam.



Dazu als Fellinis Alter Ego, der einzigartige, der unfassbare, der geniale Marcello Mastroianni als Regisseur Guido Anselmi, wie immer famos(o). Mastroianni eh die perfekte Besetzung, perfektes Spiel, glaubwürdig stellt er seinen Charakter da und beweist in jedem Falle seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit. Jede Gestik und Mimik sitzt. Eben typisch Marcello Mastroianni. Und auch in weiteren Rollen wissen eine himmlische Claudia Cardinale, eine bezaubernd spielende Sandra Milo und eine wunderbare Anouk Aimée zu glänzen.


Nun noch ein paar elementare Worte über Fellinis brillante Regie , fantastic(o), der große Magier der Poesie, der Meister der Mythen und der Bildhauer großer Bilder spielt natürlich mit dem Thema der Künstler-Krise, immerhin konnte er so angenehmerweise seine (möglichen, eigenen) Erfahrungen verarbeiten, was das Ganze ein Stück weit glaubwürdiger macht, schonungslos zeigt er er die Funktion des Filmemachens und rechnet mit der Filmfabrik ab. Meisterhaft verwebt Fellini die einzelnen Zeitebenen bzw. Traumebenen, ob nun Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft oder auch Wahn, Wirklichkeit und Traum, wie ein Strudel des Albtraums, gefüllt mit Quälgeistern, Obsessionen und erlösenden Frauen. Wunderbar surreal gemacht und zudem noch sehr faszinierend erzählt. Im Mittelpunkt sogar Themen wie Schuld und Erlösung (das sollte ich aber bereits kurz erwähnt haben). Religiöse Elemente, wobei Anselmi an sich auch als Katholik dargestellt wird. Dennoch ist das Werk trotz seiner vielseitig behandelten Themen und Elemente, zwar durchaus kompliziert und teilweise etwas anstrengend, aber doch vergisst Fellini auch nicht seine humoristischen Mittel, wofür er sich beim Dreh sogar Zettel an die Kamera klebte um dies erst gar nicht zu vergessen, gut so, denn so spürt man auch andererseits die Leichtigkeit der Inszenierung Fellinis, mit ironischer Note verziert, geradezu magisch und so eben klug eingefädelt.
Weiterhin noch eine grandiose Kameraarbeit, die mitunter traumhafte wie auch berauschende Bilder erschafft, mit einer tollen Atmosphäre unterlegt und auch von der Ästethik her, unbeschreiblich. Einmalig diese Flut zu beobachten, wie Fellinis Erzählstil mehr als fesselnd in Szene gesetzt, sehr stillvoll und elegant. Das macht es ja gerade so brillant.


Schon der Charakter des Guido Anselmi zählt für mich zu den mitunter faszinierendsten und interessantesten Figuren der Filmgeschichte, vielschichtig gemacht und wie gesagt mehr als interessant angelegt, jeder einzelne noch so kleine Aspekt. Faszinierend, aber ich wiederhole mich. Dann noch ein paar exzellent geschriebene Dialoge, für mich passte einfach alles. So auch die göttliche musikalische Untermalung von Nino Rota, imposant, kraftvoll eingesetzt. Stets passend, sodass besonders besagte Szenen (in denen sie eingesetzt wird) auch eine besondere Wirkung erzielten bzw. auf Grund ihrer Ausstrahlung und Kraft mir besonders noch im Gedächtnis noch herumspuken.


Und zum Schluss möchte ich dann einfach nur noch sagen, dass "8½"  nun fortan zu meinen persönlichen Lieblings-Fellinis zählt, intelligent gehandhabt, zwischen tiefsinnig-tragisch und witzig-ironisch, ein großes und virtuoses Meisterstück des Herrn Fellini mit einem einmaligen Marcello Mastroianni. Deshalb für mich herausragend.



                                                                10 / 10

Autor: Hoffman

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