Samstag, 15. Oktober 2011

Kritik: "Das Gespenst der Freiheit"

Buñuel, Buñuel! Mein Königreich, nein doch eher mein Herz für einen echten Luis Buñuel, dem großen Surrealisten. Dem großen Mann, dessen Filme bei mir stets zu gefallen wissen, ob nun andalusische Hunde oder auch der diskrete Charme der gewissen Bourgeoisie, so weiß auch hier eines Werk des Meisters zu gefallen und zwar "das Gespenst der Freiheit" aus dem Jahre 1974. Sein vorletzter Film.

Und gleich mit der Story beweist Buñuel wieder was er kann, eigentlich eine recht zusammenhanglose Sammlung von verschiedenen Storys, lose ineinander verwoben, aber genial. Alles wird ins vollkommene Absurde geführt, nichts ist normal, jedenfalls nicht im alltäglichen Kontext, doch eins bleibt das gleich ist, das Motiv die Freiheit. Unerreichbar scheint sie zu sein, jeder strebt nach ihr, doch kann man sie überhaupt erreichen?
Bei den Episoden hätten wir wirklich das Beste vom Besten, hier einmal ein paar Mönche die um Heiligenbildern pokern, da melden Eltern ihre verschwundene Tochter, obwohl die Tochter bei ihnen ist, oder ein Massenmörder wird als Held gefeiert und Polizeipräfekten als böse Grabschänder enttarnt, dann noch Panzer, die jagt auf Füchse machen. Alles in einen einzigen Film und am Ende bleibt nur die Frage, aber welche...

Wunderbar auch die groß angelegte Schauspielerriege, jeder hat seinen Part und so werden als Beispiel Michel Piccoli und Julien Bertheau zu Polizeipräfekten bzw. dem Präfekten, wer auch immer, und gleich noch dahinter Adriana Asti zu dessen Schwester. Oder auch Jean Rochefort zum Monsieur Legendre und Monica Vitti zur Madame Foucauld. Man könnte hierbei glatt den ganzen Cast auf und ab singen und nur so loben, wie ich finde. Was noch bleibt sind somit erstklassige Leistungen aller Beteiligten, alles wirkt an seinem Platz, perfekt besetzt eben.

Und Buñuel führt dazu seinen eigenen Film ad absurdum, und auch die bürgerlichen Konventionen, dann noch wie immer schön (heiß) satirisch angehaucht, mit Sarkasmus verziert, nichts ist normal, alles absurd, dabei noch recht provokant, nicht unbedingt für jedermann geeignet, aber hier noch überraschend lustig, wenn gleichzeitig natürlich auch gesellschaftskritisch wie sollte es anders, verspottet diese Konventionen, rechnet boshaft mit ihnen ab und das auch noch urkomisch. Und schließlich bleibt auch nicht die albtraumhafte Symbolik verborgen. Kurz gesagt: Brillant.
Die Kamera des weiteren genauso hervorragend, die Bilder wie der Film selbst irgendwie albtraumhaft, an sich von einer unbeschreiblichen Aura umgeben, die man so nur wirklich bei Buñuel bekommt, sie erzeugen eine grandios-surrealen Stimmung, die über die ganze Laufzeit hält und ja auch die Bilder an sich mögen durch ihre interessante, durchaus auch düstere Symbolik und anderen kleinen feinen Details.

Hier noch ein einziges Sammelsurium von verschiedenen und skurrilen Charakteren beziehungsweise seltsamen, wie bereits gesagt mögen es hier rauschende und Poker spielende Mönche sein, dies mehr als genial ineinander vereint, so gesagt einfach herrlich zu betrachten, aber eben andererseits auch auf die Figuren bezogen kritisch gemacht. Ein echtes Fest an grotesken Situationen und Figuren. Letztlich mag auch das Salz in der Suppe bei den Dialogen nicht fehlen, ich halte mich nun kurz, schon klar, exzellent geschrieben.

Schlussendlich bleibt für mich "Das Gespenst der Freiheit" einer meiner persönlichen bisher gesehenen Lieblings-Buñuels (man sollte dabei noch unbedingt zählen wie oft ich seinen Namen bereits hier verwendete), ein meisterhafte Gesellschaftssatire zum Motiv der wahren Freiheit. Deshalb für mich wahrlich nur herausragend.



9 / 10

Autor: Hoffman

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