Samstag, 7. Januar 2012

Kurzkritik: "The Tree of Life"







Ein Aquarell des Lebens, eine Anbetung an die Verbundenheit zu dem, was uns umgibt, was wir lieben, was wir hassen, was wir fühlen und was wir nicht empfinden wollen. Konfrontationen, deren Herkunft uns selbst manchmal nicht klar ist, Vergebungen, die wir eingehen müssen, um die Liebe denen zu beweisen, die uns am Leben halten. „The Tree of Life“ brodelt im Inneren voller Dunkel- sowie Helligkeit, voller Wärme und Kälte, voller erfüllter Hoffnung wie trostloser Leere und entfesselt diese Mächte in prachtvollen Bildern, kämpferisch, aber zugleich geruhsamen musikalischen Stücken und anspruchsvollen, jedoch in ihrer Vollkommenheit wunderbaren Dia- und Monologen.

Malicks Kunst liegt in seinem erschaffenen Einklang zwischen Natur und dem Leben, das in ihr existiert, Leben, welches auf jede erdenkliche Weise atmet, fühlt und denkt. „The Tree of Life“ spiegelt in seinem Schein metaphysische Gewalten wider, schafft aber den Umschwung von der großen Erschaffung ins einzelne Sein. Denn alles besteht aus einem Ursprung, aber jedes Ich ist Teil eines individuell komponierten Stücks.
Ich könnte Stunden in dieser Welt verweilen, in ihren Meeren versinken, doch auch all die magischen Töne und Gefühle können nicht über zuweilen fragwürdige Ausflüge ins Vergangene hinwegtäuschen. Weil selbst wenn die Reise ins Reich der Giganten, die letztlich zum Verderb verurteilt sind, bemerkenswert und ungewöhnlich ist, ist sie doch in der präsentierten Art und vor allem Länge zu unbedeutend, zu mager, um in den Facetten aufzufallen, die gerecht gewesen wären - mehr Gewichtung fehlt, mehr Lauflänge für das zu behandelnde Thema auch.
Verwüstung erfährt dieses Werk aber dadurch nicht, jedenfalls nicht genug, um mich aus diesen traumhaften Schilderungen zu verbannen. Jede Darstellung bleibt zauberhaft, jedes Wort nachhaltig beeindruckend. Dasein und Wesen durften von mir nie ästhetischer und inspirierender gesehen und gefühlt werden. Poetisches Rauschen des Ozeans. Sich im Wind wiegende Gräser. Lachen. Klettern. Zorn. Spielen. Schweigen. Lieben. Schmerz. Vergeben. Fühlen. Ein Geschenk vom Leben für das Leben, welches kaum schöner hätte aussehen können.

  

9,5 / 10
  

Autor: Iso 

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