Dienstag, 3. Januar 2012

Kritik: The Social Network


»This is your time«

Warum macht heute von allem möglichen Zeug irgendeinen Film? Warum bloß? Gehen Hollywood und Co. die Ideen aus? Wahrscheinlich, ich meine sogar sehr wahrscheinlich. Nun gibt es sogar einen Film über Facebook, toll nicht? Aber bevor ich hier mit den Worten zu diesem Film fortfahre nun wieder ein bisschen reaktionäre, paranoide und veraltete Weltsicht der Extraklasse mit Hoffman, denn einfach gesagt: Hoffman sagt: Facebook ist böse, so unheimlich böse. Weshalb man schnell festgestellt haben sollte, dass ich bei dem teuflischen Verein nicht angemeldet bin. (Paranoia schlägt zu) Die klauen meine Daten, niemand klaut meine Daten. Die kriegen sie nur über meine verfaulte und zerstückelte Leiche, vorher nicht. So kann man wie gesagt schnell erkennen was ich für eine Meinung von diesem "Facebook" habe. Ich hoffe man sollte erkannt haben, kein sehr gutes Bild, ich könnte in der Hinsicht auch ausführlicher werden, zitieren und man weiß schon was ich meine, lasse es aber, um endlich zum eigentlichen Punkt zu kommen. "The Social Network von David Fincher (Ein Regisseur des Vertrauens) aus dem Jahre 2010, wieder basierend auf irgendeinen Buch, was wiederum auf anscheinend fiktiven Fakten beruht (richtig gelesen), denn was nun Wahrheit und Fiktion kann ich für meinen Teil nicht mehr beurteilen.



Glücklicherweise schildert Fincher hierbei nur die Vorgeschichte des Ganzen, die Geschichte des Gründers von Facebook: Mark Zuckerberg. Ohne dabei allzu sehr zu glorifizieren, denn das Thema Facebook dient nur als Aufhänger für mehr für eine Story um Macht, Gier, Freundschaft, Loyalität, Geld, Verrat und Betrug, fein zusammengemischt und besonders für das junge Publikum (damit meine ich jugendliche Nutzer des Netzwerks und nicht Kinder ab 6 Jahren) ansprechend gestaltet, fast ein bisschen Manipulation könnte man dahinter vermuten, denn wer würde nicht in einen Facebook-Film gehen? So zeigt Fincher in seiner clever erdachten Story den Aufstieg des Mark Zuckerberg, zwischen Nerd und Genie, seinen Weg des jüngsten Milliärds aller Zeiten (wird vermutet), der zwar das Internet insofern revolutionierte (Das habe ich nicht ehrlich geschrieben?!) und die Jugend mit Facebook bereicherte, doch dadurch seine Freundschaften vernichtete...

Interessant besetzt, mit vielen jungen Gesichtern, die wahrscheinlich noch großes vor sich haben, so natürlich einmal Jesse Eisenberg als Unsympath Mark Zuckerberg, von Eisenberg feinfühlig dargestellt, in der Hinsicht aber präzise, nerdig-nervös und skrupellos, fast herzlos und dabei unheimlich arrogant, zu dem noch ein paar kleine Neurosen und schon spielt Eisenberg den Zuckberg, dies selbstredend sehr gut und durchaus überzeugend. Auch wenn ich dabei zugeben muss, dass es nicht Eisenberg war, der mich wirklich faszinierte war eher Andrew Garfield (ich vermute in nächster Zeit könnte dieses nervige Fanboy-Zeug auch bei ihm losgehen)(ich ergänze kein gutes Zeichen). Mit seiner starken Performance als Eduardo Saverin, ein interessante Darstellung angereichert mit Tiefgang, der Charakter an sich hier aber auch feiner, sensibler und sympathischer gezeichnet, als im Falle des Zuckerbergs mit dem hier wohl eher noch böse abgerechnet wird, das macht das Ganze aber umso so sympathischer und meiner Meinung nach ein Stück weit gelungener. Auch interessant scheint dabei noch Justin Timberlake als Napster-Mitbegründer Sean Parker, jedenfalls irgendwie ironisch, wenn man an Timberlakes Karrieren anderweitig bedenkt, aber auch Timberlake erbringt eine wirklich gute Leistung und weiß absolut zu überzeugen, als von sich selbst stark eingenommener Parker. Passender Cast auf jeden Fall.



Und Fincher selbst wagt sich erneut, nach "Benjamin Button", auf ungewohntes Terrain, könnte man jedenfalls denken, meistert den Stoff aber gekonnt, zunächst mit verschiedenen Ebenen, so gesagt durch Rückblenden, aus drei oder würde man dann sagen vier(?)verschiedenen Perspektiven genauer beleuchtet (Zuckerberg, Saverin, Winklevoss-Brüder), von der Grundidee bis zum Rechtsstreit, interessant gestaltet und dabei packend erzählt, dafür aber überraschend locker-entspannt und regelrecht gelassen, aber so auch irgendwie massig gefüllt an faszinierenden Hintergründen und auch für Menschen wie mich logisch strukturiert. Wie gesagt besonders schön ist natürlich, dass Fincher seinen "Helden" weder glorifiziert noch als großen Gutmensch darstellt, sondern wunderbar bösartig bleibt und ihn als arroganten Unsympathen, ja fast als Soziopathen skizziert, aber das sei mal dahin gestellt, das macht die Figuren an sich aber teilweise so interessant, fand sie zwar etwas glatt, aber doch hintergründig bzw. einige könnten fast als subtile Karikatur durchgehen. So auch, das erwähnte ich auch, für die Jugend spannend gestaltet, rund um Facebook und dessen Schöpfer, obwohl der Streifen an sich dann doch recht wenig mit Facebook zu tun hat, wohl ein Film in dem Fincher verschiedene altbekannte Zutaten miteinander verbindet und sie gekonnt modern mischt. Weiterhin gibt es in technischer Hinsicht natürlich wenig auszusetzen, erstklassig gefilmt, mit hochqualitativen und extrem schicken Bildchen und einer visuell umwerfenden Optik, ich konnte mich nicht satt sehen, an genau dieser. Fand ich sehr stillvoll, dabei stechen natürlich einige Sequenzen besonders heraus, technisch gesehen, aber alles sehr fein.




Dazu noch eine exzellent komponierte musikalische Untermalung von Trent Reznor und Atticus Ross, die auf mich fast eine elektrisierende Wirkung auswirkte, jedenfalls gut eingesetzt und schön gemacht bzw. passend. Gefiel mir. Und außerdem noch ein starkes Drehbuch von Aaron Sorkin, mit geschliffenen und pointierten Dialogen, wodurch das Werk auch seinen Schwung und auch seine "Leichtigkeit" hernimmt.



"Ein amerikanischer Meilenstein" - Peter Travers, Rolling Stone
Dies steht nun dick und fett gedruckt (noch mit vier Sternen veredelt) auf dem Cover des Films, dem stimme ich nicht zu. Denn erstens wenn ich was von ´amerikanischen Meilenstein´ lese denke ich eher an Kilometer(meilen-)stein, ala Kilometerstein 375, wozu dieses Stück Zelluloid keineswegs zählt und auch kein filmischer Meilenstein, da ich nicht als besonders herausragend in Hinsicht auf die Filmgeschichte sehe, trotzdem ein mehr als gelungenes Werk über den Menschen bzw. Schöpfer hinter der "Internetrevolution" Facebook, zwischen Wahrheit und Fiktion. Kurzweilig, aber doch großartig inszeniert, mit hervorragenden Drehbuch und tollen Darstellern, deshalb doch insgesamt ausgezeichnet.



 8 / 10

Autor: Hoffman

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