Sonntag, 16. Oktober 2011

Kritik: "The Fountain"

Der Baum des Lebens - eine zentrale Rolle in "The Fountain"

Nach dem Abspann waren es insbesondere die befremdlichen Gefühle, die sich in meinen Gedankengängen kreuz und quer begegneten, sich keine Luft zum Atmen ließen, während ich bemühte Versuche unternahm, das soeben Geschehene innerlich halbwegs abzuschließen und das zu deuten, was ich in knappen 90 Minuten empfunden, weniger gesehen habe.

Die visuelle Wucht ist „The Fountain“ nicht abzustreiten, auch wenn das begrenzte Budget bei einem im Dschungel befindlichen Maya-Tempel deutlich sichtbar ist. Aber das ändert nichts daran, dass der Streifen über weite Strecken unfassbar gut und in seiner Art auch unfassbar rund aussieht. Denn eines steht fest: Der Stil ist nicht massenzugänglich, aber von sich selbst überzeugt, das merkt man und das ist lobenswert.

Aronofsky wusste, was er wollte, inszenierte seine spirituelle Gefühlsfahrt durch Welten, die visuell stark aussehen, aber damit weniger das Auge, sondern mehr das Denken und das Fühlen des Einzelnen erreichen möchten. Leider, vielleicht spielen dabei auch finanzielle Engpässe eine Rolle, ist „The Fountain“ zu kurz, die Fahrt, diese Odyssee durch Raum und Zeit, durch Liebe, Tod und endloses Leben findet zu schnell ihr Ende. Drei Geschichten, die allesamt das Potential für ein epochales, spirituelles und philosophisches Großereignis besitzen, bekommen nicht ihre (verdiente) Wirkung. Sie hätten mehr Ausbau benötigt, um in ihren Handlungssträngen die Energie auszustrahlen, die ihnen grundsätzlich nicht fehlt, aber für mich fortwährend im Dunklen blieb.

Rachel Weisz ist über jeden Zweifel erhaben.
Eine Liebe zur Interpretation ist „The Fountain“ für mich nicht vollständig. Warum? Der Gegenwartsabschnitt, der sich mit dem Wissenschaftler Tommy (Hugh Jackman) und seiner an Krebs sterbenden Frau Izzi (phänomenal: Rachel Weisz) beschäftigt, besitzt eine nachdenkliche Tiefe, stellt auch Fragen an das Leben, ans Handeln und ans Loslassen. Jedoch gewähren mir die anderen beiden Geschichten zu wenig Eintritt in ihrer selbst, um sie für eine tiefgreifende Interpretation zu gewinnen. Die Botschaft bleibt dennoch erhalten, nur eben ermöglichen sich nicht genug persönliche Möglichkeiten, da sich durch die Kürze doch eine gewisse Linearität entwickelt.

Nun bleibt letztlich noch die Frage, für wen „The Fountain“ eigentlich gemacht ist. Für die, die es „besonders“ mögen? Für all die, die gerne über das Leben, die Liebe und die Unsterblichkeit philosophieren? Schwierig. Für mich selbst steht fest: Ich muss mich in der Welt und der Sprache verlieren und meine Gefühle komplett an sie binden. Doch so sehr ich mich bemühte, so sehr ich es wollte, es geschah einfach nicht.



7 / 10

Autor: Iso

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