Sonntag, 30. Oktober 2011

Kritik: Insomnia

Was ist Schlaf?
Schlaf ist der Zustand eines Menschen bzw. Tiers (bzw. was auch immer), in denen er oder es ruht bzw. schläft. In diesem Zustand erholt sich der Mensch bzw. so erholt sich sein Körper. Für jede Nacht, wiederkehrend, doch was passiert bei Schlaflosigkeit? Man kann nicht schlafen man kann nicht ruhen, so sehr man es sich wünscht, man schafft es nicht und quält sich durch die Nacht, selbst das kleinste Licht wirkt nach einer Zeit wie ein brennendes Höllenfeuer, es schmerzt. Es ist unmöglich einzuschlafen, doch was mag der Grund dafür sein? Man ist schlaflos.
Nun aber wieder genug von der billigen Pseudopsychologie das soll ja keine sinnlose Therapiesitzung werden, sondern irgendwas anderes, auch wenn ich mir in der Hinsicht selbst noch nicht sicher bin, anderweitig gesagt es geht um "Insomnia" von Christopher Nolan aus dem Jahre 2002, auch ein Remake des Films "Todesschlaf".

Die Story dazu natürlich, übernommen vom Original wie ich denke, die Originalität des Werkes kann ich leider so trotzdem nicht beurteilen, da ich das Original zu meinem Bedauern noch nicht gesichtet habe, weshalb der Aspekt des Ganzen bei mir entfällt, so bleibt für mich eine clever gestrickte Handlung, an sich schon recht interessant gemacht wurde, in vielerlei Hinsicht: Nighmute, ein kleines Kaff in Alaska: Auf der Jagd nach einem Killer erschießt der Cop (aus Los Angeles) Will Dormer seinen Partner (ausversehen oder doch nicht?). Sein Gewissen arbeitet fortan gegen ihn, er kann nicht mehr schlafen. So hängt Will dem Mord aber einem anderen an, dem Mörder selbst. Doch der lässt sich das nicht gefallen.

Zudem bekommt man noch einen hervorragenden Cast geliefert, mit einem brillanten Al Pacino als Cop Dormer, noch einmal in großer Hochform, jede Gestik beeindruckend und intensiv gespielt, interessant seine Darstellung des Zerfalls seines Charakters, gequält von Schlaflosigkeit, das mag Pacino wieder grandios vermitteln, wie gesagt beeindruckend. Mindestens genauso herausstechend mag dabei auch Robin Williams agieren, endlich mal in einer "Bösewicht"-Rolle, hier als etwas unreifer, aber doch abgründiger Krimiautor bzw. Killer Walter Finch, überrascht erneut, denn er verkörpert seinen Charakter wirklich genial und er passt tatsächlich in die Rolle, gefällt mir in solchen Rollen wesentlich besser. Und als Abrundung des Ganzen gibts noch tolle Hilary Swank als Polizistin Ellie Burr, trotz der Tatsache, dass ihr Charakter eher in den Hintergrund gedrängt wird, wenn man es einerseits auf Cop Dormer und Killer Finch bezieht.

Was Nolan hier abzieht, nebenbei erwähnt mit seiner exzellenten Regie, ist ein Psychoduell der Extraklasse, zwischen Charakterstudie und düsterem Thriller, mit wie gesagt dabei zwei Topstars angereichert. Für seinen Erzählstil sogar irgendwie relativ konventionell. Eigentlich recht gemächlich und ruhig bzw. unruhig erzählt, dazu noch ein paar kleine psychologische Hintergründe mitreingemischt, sodass das Ganze fast eine gewisse Abgründigkeit entwickelt, da kann sich aber jeder seine eigene Meinung bilden.In jedem Fall empfand ich das Werk als äußerst nervenzerrend und stets Hochspannend, wenn auch zwischendrin mit kleinen (wie würde man sagen) Längen.
Außerdem noch eine ausgezeichnete Kamera, von Wally Pfister (von wem denn auch sonst?), jedenfalls liefert die Kamera eine ordentliche Arbeit ab, schön gefilmte Landschaftsaufnahmen und auch sonst kraftvolle bzw. düstere Bilder, mit ein wenig Symbolik und auch einer großartigen Atmosphäre verziert. Eine Wucht, die spektakulären Aufnahmen Alaskas und ich liebe bekanntlich solche Kulissen. Dieses kühle Gefühl, da baut sich bei mir richtig Spannung auf.

Auch recht gut gezeichnet, ja hier sogar recht hintergründig und mit wie gesagt dem ein oder anderen sehr interessanten Aspekt gezeichnet, moralisch natürlich angehaucht, wenn man sich den Charakters des Dormer anschaut, dessen Gewissensbisse ihn anscheinend an den Rande des Wahnsinns treiben, somit er halluziniert und seinem eigenen Verfall bzw. Zerfall nicht mehr fern ist. Aber genug davon, zuletzt sollte immerhin auch noch der subtile Score (nicht von Hansi Zimmer, okay das Wort "subtil" hat die Möglichkeit eh eliminiert, ich bitte mich zu entschuldigen), sondern von David Julyan, sehr passend eingesetzt.

Insgesamt bleibt für mich dann "Insomnia" doch ein mehr als gelungenes und hochspannendes Filmchen, ein erstklassiges Psychoduell zwischen Pacino und Williams. Das mich immer wieder aufs Neue fasziniert.



8 / 10

Autor: Hoffman


Isos Meinung:

Viel ist dem Gesagten von Spezi-Psychologe Hoffi nicht hinzuzufügen, denn beschreibt er das, was "Insomnia" ausmacht und vor allem fördert zur Genüge. Nolan schuf ein brillantes Katz-und-Maus-Spiel, das nicht nur von einer fantastischen wie gleichermaßen tückischen Kulisse lebt, sondern vor allem ein wütender Spiegel von kaputter Psyche und einem sich immer weiter ausdehnenden Teufelskreis ist. Und dieser weiß genau, dass er durch eine unspektakuläre, manchmal auch etwas schleppende, anstrengende und farblich grelle Geschichte am besten funktioniert. Denn welche Elemente könnten Tage der Schlaflosigkeit fühlbarer und intensiver zum Ausdruck bringen?
9 / 10

1 Kommentar:

  1. Also, die Kritik kann ich voll und ganz unterschreiben, nur C. Nolan kann es noch besser, wie er nach Insomnia eindrucksvoll mit Memento unter Beweis gestellt hat... 8 Punkte sind für Insomnia durchaus angemessen...

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