Sonntag, 1. Januar 2012

Klassiker der Extraklasse: Zeugin der Anklage



Agatha Christie sagte einmal selbst: „Alles, was ich an Verfilmungen meiner Werke gesehen habe, fand ich ausgesprochen scheußlich, bis auf "Zeugin der Anklage" von Billy Wilder.“

- Wie wahr nun doch dieser Wahlspruch ist und inwiefern ich das selbst bestätigen kann, lasse ich nun mal im unklaren, denn einige Werke dieser Verfilmungen finde ich recht ansprechend, dies tut aber nichts zur Sache und meinerseits nur nebenbei erwähnt. Und diesen große Lob ist verdient, denn nicht umsonst zählt Billy Wilders "Zeugin der Anklage" aus dem Jahre 1957 zu den wahrscheinlich besten Gerichtsfilmen aller Zeiten, basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück nach (sollte bekannt sein) Agatha Christie. 


Somit wurde die Handlung des Stücks in den Film miteingebracht (sollte man bei so was auch nicht anders machen), auch wenn ich es  durch mein Wissen über das Stück hier bei dem Film immer feiner und besser ausgeklügelt wahrnahm, so mögen kleine Änderungen berechtigt sein, intelligent gehandhabt ist das Ganze eh und auch letztlich mit ein paar gut durchdachten Twists angereichert wurde, wobei dabei natürlich das grande Final zu begeistern weiß, wirklich clever gemacht, auch wenn die Handlung zunächst recht konventionell wirkt, aber doch interessant: Der alternde Rechtsanwalt/Verteidiger Wilfrid Robarts, der eigentlich große Aufregung meiden sollte, übernimmt einen neuen Fall, eine schwere Angelegenheit, er soll den Mordverdächtigen Leonard Vole verteidigen, ein Motiv hatte er anscheinend, doch Robarts setzt sich ins Zeug. Einziges großes Problem dabei: Die Frau des Angeklagten tritt als Zeugin der Anklage auf...

Die klassische Anwaltschaft (immer noch die Beste) in Form des Sir Wilfrid Robarts besetzt mit dem gigantischen Charles Laughton, wobei man hier meiner Meinung nach zunächst annehmen könnte, dass es sich hier wohl um eine große Laughton-Show handelt, denn er spielt mit einer unvergleichlichen Kraft und mit einer solchen Liebe, dass sein Spaß an der Rolle klar zu erkennen ist, so ist es doch nicht, denn dafür sorgt einmal Elsa Lanchester (übrigens Laughton´s Ehefrau) als liebevolle, wie auch sorgsame Krankenschwester bzw. Pflegerin Miss Plimsoll, die bekümmert ist über Herrn Robarts, er solche ja seine "Medizin" nehmen und sich nicht aufregen solle, obwohl dann ein Gerichtssaal für so etwas wohl nicht der richtige Ort zu seien scheint, sorgt also sogar für Humor und Heiterkeit. Oder auch Tyrone Power weiß zu glänzen, Power in seiner letzten Rolle, seinem letzten vollendeten Film und einerseits ist dieser Film absolut würdig, als auch seine Rolle, die Power noch einmal grandios verkörpert, glaubwürdig gespielt. Und auch Marlene Dietrich zeigt erneut warum sie in Hinsicht auf ihr Schauspiel eine Göttin ist, mit dunkler Fassade und wie eine Femme Fatale und etwas divenhaft, aber wie gesagt famos als Zeugin der Anklage Christine.


Billy Wilder hingegen mischt all sein bisheriges Schaffen in einen Film (so kam es mir jedenfalls stellenweise vom Stil her vor), obwohl es sich bei "Zeugin der Anklage" eigentlich um einen dramatischen Gerichts-Thriller handelt, was auch auf die Spannung bestens zutrifft, so verziert Wilder sein mit am Anfang vielleicht etwas ungewöhnlich wirkenden (auf das Genre des Films bezogen) Humor, so empfand ich Wilder´s Werk auch stets als sehr amüsant, besonders bezogen auf die Figur des Robarts und dessen Pflegerin, die sich um ihn fast wie eine Mutter kümmert, aber Robarts hat seinen eigenen Kopf und sich teilweise gegen ihre Maßnahmen der Genesung aufzulehnen versucht. Gesetzt wird hier auf hintergründige und faszinierende Charaktere, wie auch durchaus auf skurrile bzw. liebevolle Figuren und Gestalten, der Trick dabei bleibt dennoch schlau, denn jeder wird irgendwann gerichtet. Dazu noch ein paar interessante Anspielungen und insgesamt würde ich den Film sogar als wunderbar ironisch beschreiben.
Einer der Gründe, um Wilder und seine Filme zu lieben, so balanciert er doch auf dem perfekten Grat zwischen Dramatik, Spannung und Unterhaltung bzw. Witz, absolut mitreißend von ihm erzählt. Habe eh eine gewisse Schwäche für solche Filme. Und am Ende scheint alles raffiniert eingefädelt zu sein und der Effekt hat gewirkt. Denn so oder so: Die Gerechtigkeit siegt immer....jedenfalls irgendwie und auf ihre Art. Zudem noch von der Kamera erstklassig gefilmt, kühl, aber an sich atmosphärisch dicht bebildert und nahezu perfekt.


Unterm Strich bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass ich "Zeugin der Anklage" so wohl zu den großen Billy Wilder-Meisterwerken zähle, denn auch hier stimmt seitens Drehbuch, Inszenierung und Darstellern alles, als auch den großen Gerichtsfilmen der Filmgeschichte, vielleicht sogar als einer der Vorreiter und das macht diesen Film herausragend für mich.



9 / 10

Autor: Hoffman

2 Kommentare:

  1. Er hat Bilder. o_O Sieht gleich viel schöner aus!

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  2. Danke, ja die Kamera des neuen Dings macht es möglich, neue Technik, die so was kann halt. Bin auch ganz begeistert. :)

    Gruß Hoffman

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