Dienstag, 17. Januar 2012

Klassiker der Extraklasse: Familiengrab


Eine Legende verabschiedet sich. Der Abgang eines Mannes, der die Filmwelt noch nachhaltig beeinflusste, ein Regisseur, der sie revolutionierte und das Wort Spannung auf ein ganz neues Niveau hievte. Ich spreche an dieser Stelle vom großen Alfred Hitchcock. Ich übrigens auch ein Fan seiner Filme und so war es dann 1976 so weit, der letzte Hitchcock, meiner Meinung nach oft unterschätzt, wenn natürlich nicht perfekt, "Familiengrab". Basierend auf dem Roman "The Rainbird Pattern" von Victor Canning.


So mag man zunächst feststellen, dass es sich bei Hitchcock´s letzten Streich wohl eher um leichten Filmstoff handelt, aber sehr zu genießen und schön präsentiert, wenn auch etwas haltlos. Jedenfalls nahm ich diese Story immer als durchaus interessant wahr, das kann auch an meiner Schwäche gegenüber Schwindlern, so auch Detektiven, Hellseherinnen und Taxifahrern und Juwelieren nicht zu vergessen, in Filmen liegen, immerhin klug gemacht das Ganze und sogar mit zwei verschiedenen schicken Handlungssträngen:  Die Suche nach einem Erben, beauftragt wird die angebliche "Hellseherin" soll für die alte Dame Mrs. Rainbird den unehelichen Sohn ihrer Schwester. Belohnung immerhin 10.000 Dollar. Gemeinsam mit ihrem Freund George, der sich als Taxifahrer über Wasser hält, begibt sie sich auf die Suche auf die Suche nach dem verschollenen Erben, der legt es aber nicht drauf an gefunden zu werden...

Und auch hier steht die Besetzung schon bereit, schön ausgewählt und durchweg gut besetzt. So darf als Spiritistin bzw. Hellseherin bzw. Schwindlerin Barabara Harris überzeugen, im perfekten Einklang mit ihrem Partner, verkörpert von Bruce Dern. Dern für sich allein schon exzellent und sympathisch, ich mochte den irgendwie. Sehr stilsicher schlüpft er als George (selbst Schauspieler, doch arbeitslos) in verschiedenste Rollen, wobei besonders ihm die Rolle des Privatdetektives liegt, in der Hinsicht sehr gut zu gebrauchen. In jedem Fall ein sehr harmonisches Duo, welches zu überzeugen weiß. Duo Nummer 2 bilden dann zudem noch William Devane und Karen Black als hinterhältiges Gegengespann, mit Entführungen und Lösegeld. Auch hier herrscht teuflische Harmonie.


Gerade bei seinem letzten Streich zeigt sich Hitchcock durchaus ungewohnt, insgesamt wohl eine Krimikomödie. Mixt Spannung bzw. Suspense und Humor bzw. Witz, wobei besonders der humoristische Teil davon den Großteil des Film ausmacht und die Oberhand hat. So von ihm ironisch angehaucht, wirklich schön anzuschauen, wenn auch so nicht wirklich hervorstechend im Ganzen. Unterhaltsam bleibt der Film trotzdem. Und so stimmte zusammengefasst auch die Spannung, immerhin ein nettes Spiel irgendwie, in dem Hitchcock gekonnt mit doppelbödigen Elementen hantiert (dafür spricht allein der Originaltitel »Family Plot«) und irgendwie den Erwartungen seiner Zuschauer, so kam es mir jedenfalls vor. Seine Inszenierung überraschend locker-lässig und so auch irgendwie charmant. Aus Sicht einer Krimipersiflage doch virtuos eingefädelt vom Meister. Besonderes hierbei für mich immer die Abhang-Autofahrt bzw. »Wie fahren sie ein Auto mit Bruce Dern und Barabars Harris, mit 3D-Effekt, bloß genau ohne jenen«, in dem Hitchcock diese Autofahrt als hervorstechendes Stilmittel benutzt, um den Zuschauer in das Geschehen einzubauen, die Kamera so einfügt, dass sich der Zuschauer fühle als wäre direkt dabei, für mich ein famoser Filmtrick seitens des Altmeisters, allein für diese Sequenz hege ich eine spezielle Form von Faszination. Aber perfekt ist des Meisters letztes Werk natürlich nicht, Fehler gibt es genug. Allein wenn man bedenkt, dass Hitchcock erstmal seine Akteure improvisieren ließ, sonst musste man sich ja strikt ans Drehbuch halten, darauf legte er großen Wert und auch sonst kam es mir oft so vor, als ob Hitchcock hierbei seine Präzision doch etwas vernachlässigte, was ich auch nochmal in Hinsicht auf die Kameraarbeit betonen möchte, welche zwar an sich in Ordnung geht, aber nicht auf der Höhe eines echten (und großen) Hitchcock ist, es fehlt der letzte Schliff dabei und so mögen wohl auch Längen vorhanden sein.



Und auch bei den Charakteren selbst wären durchaus Schwächen vorhanden, da diese leider doch eher insgesamt unwichtig wirken, so könnte man jedenfalls denken, bis auf ein paar kleine Aspekte, mittelmäßig gezeichnet, doch auch hier tun die Akteure ihrerseits das Beste und versuchen ihren jeweiligen Figuren etwas Stil zu verleihen. Zudem aber noch ein stimmiger und dramatisch eingesetzter Score (leider nun nicht mehr Herrmann) sondern von  John Williams, auch zufriedenstellend.


Schließlich bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass ich "Familiengrab" für einen durchaus gelungenen Hitchcock-Film halte wie auch einen würdigen Abschluss seines Filmschaffens, ein gewitzter und ironischer Abgang, nicht perfekt, aber alles in allem doch passend und charmant. Ich mochte ihn immer...



7,5 / 10

Autor: Hoffman

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