Dienstag, 24. Januar 2012

Kritik: Mississippi Burning - Die Wurzel des Hasses


 

"Where does it come from, all this hatred?" 

Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals (ich glaube ich war 14 oder 15) "Mississippi Burning" zum ersten Mal sichtete, von Alan Parker aus dem Jahre 1988. Ehrlich gesagt nahm ich ihn damals als nicht allzu besonders oder großartigwahr. Ich empfand ihn teilweise als schleppend oder auch zäh, auf eine Zweitsichtung hätte ich wohl danach stets verzichtet. Doch wie es so ist, man reift und erkennt irgendwann mit stets steigendem Alter, man scheint völlig Filme teilweise aus anderen Perspektiven zu sehen. Man scheint so manchen Stoff besser zu verarbeiten und ihm Kontext zu sehen, welch eine Bedeutung bzw. Aussage manch ein Film hat. Ich denke für mich ist "Mississippi Burning" solch ein Film.



"You down here to help us solve our nigger problems?" - "No. It´s just a missing-person case"

Zugegeben, die Ausgangsituation mag zunächst typisch Hollywood aufpoliert und vielleicht sogar etwas plump wirken, der Kampf des Gesetzes (FBI) gegen den Ku-Klux-Klan, das mag weder originell noch herausstechend sein, doch baut Parker seinen Film nach wahren Begebenheiten (dem glaub ich das noch) auf und schaffte es tatsächlich meinerseits eine gewisse Glaubwürdigkeit zu kreieren, denn Parker beschäftigt sich genauso gut kritisch mit der Auseinandersetzung der Rassenproblematik und genau jener Situation in den 60er Jahren in den Südstaaten der USA: Wir schreiben das Jahr 1964, drei Bürgerrechtler verschwinden. Die FBI-Agenten Ward und Anderson sollen beim Fall ermitteln. Doch niemand scheint etwas sagen zu wollen. Sie stoßen auf eine Mauer des Schweigens, geben aber nicht auf...»Welcome to Mississippi - The Magnolien State«...



"We, down here they see the things a little differently. People down here fell some things are worth killin´ for."
Und auch die Besetzung kann man als insgesamt exzellent ausgewählt bezeichnen, ob nun ein genialer Gene Hackman (in Bestform) als FBI-Agent Rupert Anderson, welcher zunächst für die Bewohner der Stadt und ihrer eigenen Regeln ein gewisses Verständnis hegt, er selbst war einst ein Sheriff in einer Kleinstadt, aber mit der Zeit muss auch er feststellen, dass in dieser Stadt nicht das Gesetz regiert, sondern der Hass und somit der Ku-Klu-Klan. Anderson ein schlauer Fuchs, welcher seine Taten genau überdenkt, aber auch er geht tatkräftig vor und folgt nur seinen eigenen Regeln, wenn auch diese nicht den konventionellen Methoden entsprechen. Hackman voller Energie und Kraft, dazu mit ironischen Augenzwinkern, so wie es nur Hackman kann, zugleich einfühlsam und knallhart. Brillant. Als zweiter FBI-Agent (welcher wohl das ideale Gegenteil bildet) Ward noch ein grandioser Willem Dafoe, auch mit vollem Einsatz dabei, wenn auch hier überrascht jung. So aber auch die Rolle des Ward, nach dem Motiv eines Bürohengst, leicht naiv und übereifrig, nicht so schlau bedacht wie Anderson, welcher ihm eigentlich unterstellt ist, glaubt er stets an das Gute im Menschen, erweist sich zudem als engagiert und verbeißt sich in den Fall, geht dennoch strikt nach den vorgeschriebenen Methoden vor. Somit zwar leicht einfältig, aber nicht so aufbrausend wie Anderson. Trotz starker Differenzen der beiden, doch ein perfektes Duo, gerade durch ihre Gegensätze. In weiteren Rollen aber auch stark gespielt von Frances McDormand als Frau des Deputy-Sheriffs, sie als Figur zwischen den Fronten, sie muss sich entscheiden, zunächst aber schweigen, denn sonst zeigt Ehemann Deputy Pell (ebenfalls überzeugend: Brad Dourif) seine dunklen Seiten, außerdem noch in der Darstellerriege vorhanden R. Lee Ermey und Michael Rooker (brutal, hasserfüllt und glaubwürdig gespielt).

                                    


"I think that´s where we should start." - "Oh, they won´t talk to you. These People have to live here long after we´re gone. They´d rather bite tongue of them talk to us." - "Bureau procedure, Mr. Anderson."

Parkers zeigt sich engariert, und bietet sich gerade in Hinsicht seiner Thematik viele interssante und durchaus kritischen Elementen , auch wenn die Dramaturgie des Ganzen nicht unbedingt perfekt scheint, mit altbekannten Handlungsmustern angereichert. Doch das sehe ich hier nur nebensächlich, denn trotzdem weiß Parker zugleich faszinieren als auch zu fesseln, seine Regie dabei präzise. Mit durchaus hintergründigen bzw. interessant angelegten Charakteren verziert, auch wenn Klischees vorhanden sein mögen, gerade das Schicksal der unterdrückten Schwarzen scheint zu bewegen und aufwühlen, so ging es mir jedenfalls letztenendes. Ein Film, der mitreißt und bewegt. So empfinde ich Parkers Werk doch als authentisch gemacht, allein durch die Anfangssequenz. Auch wenn ich zugeben muss, dass teilweise doch kleine Spuren von schwarz-Weiß-Malereri zu erkennen sind. Aber weit weniger schlimm, als man es denken könnte. Doch Parker´s Werk kann dabei durchaus auch in Hinsicht der Moral vielleicht etwas fragwürdig wirken, nicht zu verübeln der Gedanke, denn Parker geht ohne jedwede Kompromisse vor, das dargestellt durch den Charakter des Rupert Anderson, welcher in Sachen Bekämpfung des Ku-Klu-Klan keine Gnade kennt und auch zur Gewalt greift, irgendwie ein interessanter Aspekt am Film, so polarisiert er zunächst. Doch ehrlich gesagt kann ich das dem Streifen oder Parker insofern gar nicht übel nehmen. Glaubwürdig dargestellt bleibt es ja meiner Meinung nach. Stark inszeniert.
Zudem fantastisch bzw. ordentlich gefilmt von Peter Biziou, welcher mit der Kamera und den erschaffenen hitzigen und atmosphärischen Bildern, förmlich diese aufgeladene Stimmung zwischen den weißen Bewohnern und den Schwarzen wiedergibt, welche unterdrückt werden. Und nichts für ihr Recht tun können, denn bei Unterstützung der FBI-Agenten kennen die Gesetzeshüter der Kleinstadt keine Gnade und schlagen mit Brennden und Vefolgungen zurück. Somit in Hinsicht der Kamera großartig eingefangen, bis zur schwülen Atmosphäre des Mississippi-Staates.


"Hatred isn´t something you´re born with. It gets taught"

Dazu noch untermalt von einem geradezu einzigartigen und auf mich stets elektrisierend wirkenden Score von Trevor Jones, welcher auf mich immer eine unglaubliche Wirkung auswirkte, mit einer besonderen Intensität komponiert und insgesamt auch kraftvoll eingesetzt. Einfach Grandios.


"I need more agents!" - "Would it change your mind, if I say that´s exactly the wrong thing to do?" - "No."

Abschließend möchte ich dann nur noch sagen, dass "Mississippi Burning" vielleicht durchaus seine Schwächen besitzen mag, dennoch ist er für mich ein starker Vertreter zum Thema Rassismus, packend inszeniert und herausragend gespielt, besonders seitens Hackman. Kurzum ausgezeichnet.



8,5 / 10

Autor: Hoffman

9 Kommentare:

  1. ANGEL HEART gefällt mir von Parker ebenso ausgezeichnet wie der hier; diese fiebrig-schwüle Atmosphäre kann beinah nur er so fühlbar inszenieren. Allesköner.

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  2. Alleskönner finde ich etwas weit gefächert. Parker hats drauf ja. Ich mag auch "Angel Heart", besonders das Intro und auch dort die unheimliche Atmosphäre (stimmt also) bzw. De Niro an sich. Weit gefächert insofern, dass der Mann auch "Evita" gemacht hat oder magst du den Madonna-Streifen?^^

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  3. Ne, ich vermeide eher Musicals.^^

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  4. Na da sei mal lieber froh, auch wenn er das im Madonna-Film-Maß (welcher bei mehr als unterirdisch liegt) ganz gut hingekriegt hat. Madonna kann trotzdem nicht schauspielern, in jenem Film jedenfalls. ^^

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  5. Ach übrigens, den dritten Screenshot musst du noch zentrieren.^^

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  6. Du meinst den vierten oder?^^
    Mit Hackman und Dafoe?

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  7. Und jetzt kommt der Witz an der Sache, das Ding ist zentriert. Das System scheint gegen mich zu arbeiten.^^

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