Dienstag, 20. Dezember 2011

Kritik: Tagebuch eines Skandals

Eine Lehrerin lässt sich auf eine Affäre, mit einem ihrer minderjährigen Schüler ein - Ein Skandal und fast schon mehr als schockierend (das eh)- wie kann man so etwas verantworten?- Er ist noch ein Kind!- und oberflächlich gesehen der Anfang von "Tagebuch eines Skandals" von Richard Eyre aus dem Jahre 2006 nach dem Roman "Notes on a Scandal" von Zöe Heller, welcher wiederum auf wahren Begebenheiten basierte. Doch an sich geht es noch um viel, mal als einen solchen "Skandal", dieser dient nur als Beginn bzw. Aufhänger des Ganzen, denn es geht um viel mehr. Um die Einsamkeit zweier Frau, die beide so verschieden sein mögen, doch eins bindet: Die Einsamkeit und der Versuch Zuneigung zuergattern, mit Konsequenzen für alle. Und ihre Freundschaft?

Wie erwähnt ein Film um Freundschaft, Einsamkeit, Zuneigung, Loyalität und durchaus auch Homosexualität, ein Sammelsorium an interessanten Themen bzw. vielschichtiger Stoff, ideal miteinander verbunden, ansprechend und faszinierend präsentiert, für mich jedenfalls: Barbara ist eine einsame Frau. Eine Lehrerin, die an ihrer Schule hart durchgreift, so hilft sie auch den neuen Kunstlehrerin Sheba, die den Schülern noch nicht gewachsen zu sein scheint, da kommt Hilfe gelegen. Barbara lernt sie näher kennen und entdeckt die Affäre Sheba´s mit einem minderjährigen Schüler, Barbara sieht ihre Chance, sie will ihre Zuneigung erpressen.

Dabei lebt der Film natürlich von seinen grandiosen Akteuren. Hier hätten wir einmal eine erstklassige Cate Blanchett, die hier förmlich zu strahlen weiß, als verheiratete Lehrerin Sheba, die eine Affäre mit einem ihrer Schüler beginnt, ohne zu ahnen, wozu dies führt. Blanchett spielt mit vollem Einsatz, ihre innere Verzweiflung spürbar, großartig. Neben ihn, mindestens genauso herausragendend, die einmalige und bei mir stets gern gesehene Judi Dench in einer großen Rolle, der der liebeshunrigen Barbara, ein Rolle, die ihr gerecht wird. Denn so kann Dench endlich mal wieder zeigen was in ihr steckt und das ist sicherlich viel, wie Blanchett, mit vollem Einsatz und einer Intensität, das einen fast umhaut, und sodass man doch irgendwie Mitleid bzw. Mitgefühl mit ihrer Figur hat, naja so ging es mir jedenfalls, beide Schauspielerinnen hier auf einem überragenden Schauspielniveau, das reißt mit, das fasziniert. Zwischen Freundschaft und Loyalität und Feindschaft und Verrat, die Grenze dazwischen ist zum reißen dünn, ein wahrer Psychokrieg beider Seiten. Und als hätte es nicht besser kommen können, ist auch noch Bill Nighy mit an Bord, wie Dench auch sehr gern gesehen bei mir, und auch Nighy liefert eine tolle Leistung ab, als Shebas Ehemann Richard, besonders in emotional-tiefgreifenden Momenten, weiß er einfach zu glänzen. Somit perfekt besetzt.

So möchte ich selbstredend auch Eyres Inszenierung in den höhsten Tönen loben, fesselnde und interessante Erzählweise, kraftvoll gemacht, zwischen Melodram und tiefgründigen Psychodrama, alles sehr fein inszeniert, wie das Tagebuch eines einsamen Lebens, einer Biographie ähnlich, und sonst auch stets nüchtern und autentisch gehalten, besonders wichtig hierbei natürlich auch die Ausarbeitung der Charaktere, der beiden Hauptprotagonisten um genau zu sein, in jedem Fall exzellent und hintergründig bzw. genauso gut vielschichtig gestaltet, einfach absolut gelungen und so doch über die erstaunlich kurze Laufzeit, stets spannend gemacht, sodass ich mich nicht vom Film losreißen konnte, geradezu abgründig mancher Aspekt und insgesamt irgendwie doch tragisch. Was soll ich sagen, inszenatorisch ist alles stimmig, die Kamera wird zudem sehr gut geführt, sehr präzise. So kreiert sie nüchternde (ja auch hier) und realistische Bilder, sauber gefilmt, toll.

Einzig der Score von Philip Glass mag dabei ein wenig stören, insofern, dass dieser leider viel zu hochdramatisch bzw. überhöht eingesetzt wird, als würde dieser förmlich nach Aufmerksamkeit schreien und so etwas fehl am Platze wirkt, wenn auch an sich ja eigentlich ganz nett komponiert, passte für mich nur nicht ganz ins Gesamtbild des Ganzen, andererseits wirkt der Film an sich doch letztendlich viel zu kurz und bündig, aber wenn interessiert das, so ist es doch perfekt. Denn das Ganze hier ist eh meckern auf höchstem Niveau.

Somit will ich dann eigentlich nur noch sagen, dass "Tagebuch eines Skandals" ein grandios inszeniertes Meisterstück ist, ein packendes Psychoduell mit zwei herausragenden agierenden Darstellerinnen in den Hauptrollen, meinerseits absolut zu empfehlen.



                                  8.5 / 10

Autor: Hoffman

1 Kommentar:

  1. Judi Dench ist in diesem Film einfach unglaublich gut. Die Geschichte ist packend und baut sich gemächlich, aber nicht zu langsam, auf. Ein toller Film.

    Meine Rezension: https://filmkompass.wordpress.com/2014/10/26/notes-on-a-scandal-2007/

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