Montag, 19. Dezember 2011

Klassiker der Extraklasse: Früchte des Zorns

Die Verfilmung von John Steinbeck´s legendären und sozialkritischen Roman "The Grapes of Wrath", ein ungewöhnlicher Stoff für die weltbekannte Westernregisseur-Ikone, wobei er mit dem Begriff unter wert verkauft wird, John Ford, noch in jungen Jahren, wobei mit Mitte vierzig, das jung wohl doch anders aussieht. Somit beweist er hier eindrucksvoll, dass er auch zu anderen Themen bereit ist. Und so erschuf er 1940, diese Verfilmung unter dem gleichnamigen Titel "Früchte des Zorns". Eine durchaus schwierige Aufgabe, die sein vollkommenes Können verlangte.

So wurde selbstredend die Story des Bestsellers übernommen, wenn auch in etwas abgewandelter Form, verständlich in Anbetracht der zeitlichen Umstände, deshalb alles etwas vorsichtiger abgehandelt, wenn auch immer noch kritisch angelegt und durchaus kontrovers dabei: So führt uns Ford zurück in die 30er Jahre, die Zeit der großen Depression, der Wirtschaftskrise: Nach dem Knast, auf Bewährung draußen, will Tom Joad zu seiner Familie zurückkehren, doch  keine Spur, er sucht (gemeinsam mit Ex-Prediger) und findet bzw. erfährt, dass die große Landgesellschaft allen Pächtern ihr Land nahm bzw. kündigte. So hat die Familie nur ein Ziel auf ins gelobte Land (Kalifornien), wo Milch und Honig wächst, und nach scheinbar stichhaltigen Zetteln Arbeit zu finden ist. Der Beginn einer Odyssee...

Besonders aus heutiger Sicht gesehen, lebt Ford´s Werk selbstverständlich von seinen stark besetzten Darstellern. Hervorstechen tun dabei besonders zunächst ein brillant agierender Henry Fonda als fast schon idealistischer Sohn und Heimkehrer Tom, der sich seiner Vernunft stets bewusst werden muss, um nicht Gefahr zu laufen sich in den Fängen der Gewalt wieder zu finden, was zur Spaltung der Familie (so die die weise Frau Mama) führen könnte. Fonda selbst gibt wahrscheinlich einer seiner eindrucksvollsten und bewundernswertesten Performances, kraftvoll und emotional, mit vollem Herzen dabei. Und auch Jane Darwell geht in ihrer Rolle der Mutter Road förmlich auf, letztlich dient sie als Stützpfeiler der Familie, irgendwie, mit den letzten Worten spendet sie Hoffnung und Mut.  Sie spielt, wie Fonda, mit Leib und Seele, eine großartige und mehr als glaubwürdige Leistung. So existiert besonders zwischen Mutter Joad und Tom eine geradezu magische Bindung von Zusammenhalt und Hoffnung Und auch John Carradine als Ex-Prediger Casy zeigt sich in echter Hochform, von ihm stark gespielt bzw. und natürlich weiß auch der Rest des Casts zu überzeugen.

Weiterhin versucht auch Regisseur Ford selbst das Beste, bleibt kritisch und radikal, dabei wohl führend im alten Hollywood und im zeitlichen Kontext wirklich herausragend, sehr präzise und scharf, wenn auch wesentlich positiver und hoffnungsvoller als der Roman, durch den ungebrochenen Mut und stets das Gefühl nach Gerechtigkeit, nach Hoffnung, so gesagt bleibt doch trotz der harten Kritik ein Stück des amerikanischen Traums erhalten. Dennoch teilweise genauso authentisch wie auch ernüchternd von Ford in Szene gesetzt, fesselnd und interessant erzählt. Auch wenn dabei Ford nicht auf Melodramatik verzichten mag und doch ein klein wenig rührselig daherkommt, aber an sich sonst ein sentimentales Werk, das so auch berührt. Dies tut dem Film also keinen Abbruch und positiv überraschen mag somit auch der Einsatz von Humor, der den Film Szene für Szene unterstützt und ihm umso geradezu ehrlicher wirken lässt. Anfangs in tristen wie auch trostlos wirkenden Bildern fast schon dokumentarisch von der exzellent geführten Kamera eingefangen und selbst heute noch mit einer authentischen Atmosphäre angereichert, und auch insgesamt stark gefilmt.

Zusätzlich wurden die Charaktere, wie bereits anderweitig erwähnt, einerseits glaubwürdig, andererseits sehr liebevoll gezeichnet, sodass man doch letztendlich mit ihnen leidet und auf Gerechtigkeit hofft, hierbei tun natürlich auch die Darsteller ihr übriges und verstärken so diese Intensität und die Glaubwürdigkeit der Charaktere, zudem interessant beleuchtet.

Was mir dann letztendlich zu sagen bleibt ist, dass "Früchte des Zorns" wahrscheinlich mitunter zu den bedeutendsten Werken von John Ford zählt, so wohl wichtiges und kritisches Zeitdokument, als auch mehr als menschlicher und ergreifender Film.



                                 8.0 / 10

Autor: Hoffman

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