Thomas Harris Verfilmungen, jeder kennt sie bzw. man hat mindestens schon mal von ihnen gehört, die Geschichten und Filme um den legendären Kannibalen Hannibal Lecter, der die Welt in Atem hielt. Die bekannteste Verfilmung hierbei wahrscheinlich Jonathans Demme´s "Das Schweigen der Lämmer", nach der Erscheinung weltweit gefeiert und prämiert bzw. Anthony Hopkins wurde wie seine Figur legendär, doch bereits 5 Jahre vor Demme´s Film wagte sich noch ein anderer Mann (fast ironisch) an den Stoff bzw. an einen anderen Roman von Harris "Red Dragon". Und so kreierte Michael Mann seinen "Roten Drachen/Blutmond" aus dem Jahre 1986, leider viel zu oft übersehen. Doch mindestens seinen "Konkurrenten" ebenbürtig, wenn nicht sogar besser.
Die Handlung an sich clever gehandhabt, Mann nutzt das Potenzial seiner Geschichte, nutzt die psychologischen Hintergründe, die Abgründigkeit des Stoffes, von Dämonen und Teufeln, deren eigene Seelen nicht mehr existent scheinen, sodass die Menschlichkeit nicht vorhanden ist, tief in der Nacht des Blutmondes, um einen Serienkiller, interessant gemacht: In Vollmondnächten schlägt er zu, kennt keine Gnade und tötet dabei ganze Familien und verziert seine Opfer letztlich mit Glasscherben in den Augen. Die Polizei in Aufruhr und so bittet FBI-Chef Jack Crawford den Profiler Will Graham zurück in den Dienst, der sich in die Psyche solcher Serienkiller versetzen kann. Sein letzter Fall brachte ihn an die Grenzen seiner Kraft und seines Verstandes, beim Fall Lecktor (kein Fehler!), und bei genau diesem sucht er nun erneut Hilfe...
Und auch die Besetzung kann sich durchaus sehen lassen, sehr fein und sorgfältig ausgewählt, so glänzt in der Hauptrolle besonders William L. Petersen (später durch Edward Norton im Remake ersetzt) als Ermittler Will Graham. Petersen zeigt sich in echter Hochform spielt mit viel Einfühlvermögen für seine Rolle und verleiht ihr somit auch ihre Tiefe, stark und dabei natürlich extrem cool (wie einfältig von mir). Weiterhin noch ein gut agierender Dennis Farina als FBI Chef Crawford, der Will zum Fall motiviert, eine recht solide Kim Greist, die zwar recht wenig Screentime an sich bekommt, aber diese immerhin gut auszufüllen weiß als Molly Graham und ein überzeugender Stephen Lang als informationsgeiler Reporter (somit das typische Klischee) Freddie Lounds. Für die Rolle der "Zahnfee" bzw. die des Francis Dollarhyde (Ja, auch hier kein Fehler) selbst wurde sie hierbei mit einem recht unbekannten Namen, für mich jedenfalls, besetzt. Tom Noonan. Doch das heißt keinesfalls, dass dieser in irgendeiner Weise eine minderwertigere Leistung erbringt (für mich im Vergleich zu Ralph Finnes im Remake), keinesfalls, denn dieser weiß grandios aufzuspielen und sogar in gewisser Weise einem mit seinem Spiel zu schocken bzw. zu faszinieren oder auch seine Rolle faszinierend darzustellen, mir erging es jedenfalls so. Was natürlich noch fehlt wäre die Besetzung des Lecktor (ich wiederhole mich aber das ist wirklich kein Fehler meinerseits). Denn es ist n-i-c-h-t(!) Anthony Hopkins. Nun werden sich einige Fragen: Was? Richtig gelesen, es standen viele Namen zur Auswahl von John Lithgow bis William Friedkin, letztendlich bekam die Rolle aber der großartige Brian Cox, halte ihn für äußerst unterschätzt nebenbei erwähnt. Und ja Cox erbringt er fantastische Leistung in seinen wohl dosierten Auftritten als Lecktor. Jetzt mal Vergleiche zu Hopkins ausgeschlossen, da das völlig andere Herangehensweisen einerseits von Cox und Hopkins, als auch von Mann und Demme sind, wo Demme noch etwas mit seinem Prunk und seiner Größe strahlt (etwas abgehoben) bzw. den Charakter des Lecters als so gesagt "Gottesfigur" seines Films darstellt, ich will mir hier kein Urteil erlauben ich mochte das ja stets, bleibt Mann etwas nüchternder oder auch subtiler (das gilt übrigens für die ganze Inszenierung), so auch Cox und genauso weiß er zu glänzen.
Des weiteren kann man Michael Mann´s Regie wohl als großartig betiteln, stets hält konstant die Spannungskurve seines Films auf einem hohen Niveau und legt seine Geschichte an sich schon wesentlich tiefgründiger an, als später Brett Ratner. Auch wenn sich für mich auch wieder einige kleine Parallelen zu Manns später folgenden "Heat" ergeben, so geht er ungefähr nach dem Michael-Mann-Prinzip bzw. somit auch HEAT-Prinzip vor, dass heißt Mann zettelt wieder in gewisser Weise ein kleines Katz-und-Mausspiel, wobei die Rollen dabei nicht unbedingt festgelegt zu seinen scheinen, trotzdem insgesamt furios inszeniert. So bleibt aber zunächst Graham der Jäger und Dollarhyde der Gesuchte bzw. Gejagte, das mehr oder weniger. Das mag altbewährt sein, aber fesselt auch, immerhin weiß mit hintergründigen bzw. abgründigen Aspekten seiner Figuren und Handlung zu glänzen. Mit feinen psychologischen Aspekten zu verfeinern, so beleuchtet er die Psyche des Teufels, der über der einsamen Frau kreist um bald sein Opfer zu fassen, beim Blutmond und so gesagt mich faszinierte das durchaus.
Dazu noch eine exzellente Kameraarbeit, mit modernen Look und fast schon hypnotischer Wirkung, sehr sauber gefilmt und irgendwie auch symbolisch, besonders in Hinsicht auf Farbgebung und hierbei noch die Farbe "weiß" als klinisches Mittel, und so kreiert Mann auch eine fast beklemmende und intensive Atmosphäre, fast unheimlich.
Was man natürlich hierbei noch loben sollte, wäre die erstklassige und suggestiv wirkende musikalische Untermalung des Werkes, was dem Ganzen noch ein etwas unheilvolles und fast schauerhaftes verleiht, jedenfalls erzeugt auch dies eine unglaubliche Intensität, die fasziniert. Hervorstechen weiß dabei das Finale, genial untermalt vom psychedelischen Sound des Liedes "In-Da-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly, perfekt eingesetzt.
Schlussendlich möchte ich dann nur noch sagen, dass ich "Blutmond/Roter Drache" (ich erwähne mal beides) von Michael Mann absolut gelungen finde. Brillant inszeniert, hintergründig und psychologisch beleuchtet, durchaus schockierend wie auch fesselnd. Ein leider viel oft übersehenes Stück Lecter-Filmgeschichte, für mich ein Thriller der Extraklasse.
8,5 / 10
Autor: Hoffman
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