Donnerstag, 16. Februar 2012

Kritik: "500 Days of Summer"



Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt einen solch ehrlichen und gefühlszugewandten Film über das mit uns verwurzelte Schicksal gesehen habe. Über die Trübheit des nächstfolgenden Tages, über die Ungewissheit des Weitermachens und die Schwierigkeiten des Eingestehens. Gleichwohl aber auch über die Schönheit der Liebe, die Sonnenstrahlen, welche sie uns entgegenbringt, das Gefühl, alles erreichen zu können, sei es noch so fern. „(500) Days of Summer“ tanzt mit dem Wort „Liebe“, lässt aber verlauten, keine Liebesgeschichte zu sein. Und tatsächlich ist dieser Film im etwas anderen Muster gedreht, beweist sich im modernen Stil, ohne aber die Melancholie der in uns entfachten Gefühle zu ignorieren, wenn wir uns bewusst sind, dass dieser eine Mensch all das hervorruft, auf das wir gewartet haben – alles Bedeutsames. Wir vergessen, wo wir sind, wenn wir an jene Person denken und verlieren Raum- und Zeitgefühl, wenn wir uns daran erinnern, wie das Lächeln dieses einen, dieses im Verhältnis allen Lebens unbedeutenden Menschen aussah. 


Dieser Film ist nicht kitschig, nicht sonderlich romantisch, aber dennoch enorm facettenreich in seiner Ausstrahlung und Prägung. Er ruft Gefühle hervor, für die andere Werke wimmerndes Geschrei, depressive musikalische Untermalungen und schwarz-graue Bilder brauchen. All das hat „(500) Days of Summer“ nicht und trotzdem sind die Stimmungsschwankungen seiner aussprühenden Gefühlszustände unvergleichlich real. Liebe ist nicht steuerbar, wir können keinen Einfluss auf sie nehmen, nicht entscheiden, wer wen und wann zu lieben hat. Das ist nicht möglich.  Dabei erinnert dieses Werk ans eigene Leben, an die Enttäuschungen, die man in Kauf nehmen musste, an die Freude, die die Hingabe zum jeweils anderen Partner gab oder gibt. Sowohl Tom (Joseph Gordon-Levitt) als auch Summer (Zooey Deschanel) sind fühlbare Identifikationen, sei es dadurch, dass man sich durch ähnlich Erlebtes in eben jener wiederfinden kann oder durch das Bewusstwerden, jeden Tag durch diese Fügung „getroffen“ zu werden. Das macht dieses Werk unkompliziert verbunden für jeden, der es schauen wird. 


Die Geschichte zwischen Summer und Tom ist wie ein zeitgerechtes Märchen, das in einer kreativ-progressiven Art auf uns einwirkt und seine Gefühle offenbart. Skizziert in bunten, fantasievollen Bildern, die sich in ihrer atmosphärischen Dichte wie eine warme, weiche Decke um die hüllen, die sie anschauen und aufnehmen. Der Erzählstil ist zwanglos-locker, die Entwicklungen zwischen den sich beiden hin- und hergerissen fühlenden Charakteren verständlich und nachvollziehbar, weil einem jeden bewusst ist, was sie in der jeweiligen Lage empfinden müssen, wie schmerzvoll oder wundervoll es ist. All das vereinheitlicht mit einem klangvollen Soundtrack, der glänzend in das Bild des Filmes passt – modern, jedoch stets einprägsam-stilvoll. 


„(500) Days of Summer“ ist ein hinreißend-frischer Sommerwind, der mich an eine emotionale Odyssee band, die mich wissen ließ, dass wir alle das Selbe durchlaufen, selbst wenn wir glauben, dass wir mit den nicht ausbleibenden Schmerzen alleine sind. Sympathisch und offenherzig gespielt, zuckersüß und mit einer (nachwirkenden) Bitterkeit verbunden, die sich allerdings nie erdrückendem Pessimismus hingibt, ist dieses Werk ein Gleichnis ans Verliebtsein. Ein Film, nach dessen Ende man auch glaubt, alles erklimmen zu können – wie in einer sich Wärme gebenden Liebe. Wunderschön. 


9.5 / 10

Autor: Iso

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