Sonntag, 11. März 2012

Kritik: Ringu


»A-Ring-a-Ding-ding.« - Und auf einmal töten anscheinend aus der Hölle entsprungene Videokassetten mit Mädchen drauf, die aus kalten/düsteren Brunnen steigen um gleich darauf den Fernseher und bald auch das eigene Heim zu infiltrieren. Was für eine Idee? Davor noch sieben Tage und der Anruf eines Unbekannten - nichts weiter als das legendäre Ring-Prinzip. So stellt man sich also erstmal wirkungsvollen Horror aus Japan vor, interessant - nach der Sichtung dieses Werkes überprüfte ich trotzdem alle meine weitaus hochheiligen Videokassetten - beileibe waren dort keine solche Szenen - nur die wiederholte Aufnahme von "Ringu" (weitere Alternative: "Ring - Das Original") aus dem Jahre 1998 von Hideo Nakata. Und man möge es kaum kaum glauben, aber jener Film basiert tatsächlich auf einem Roman, jenem "The Ring" von Koji Suzuki. Selten bei so was.


Zugegeben die Story hinter »Ring«-Ding ist schon leicht blödsinnig und ich könnte es verstehen, wenn man sie als banal bezeichnen würde, aber doch bezieht sie meinerseits doch einen gewissen »Thrilling«-Faktor, etwas das fasziniert, was fesselt, was schockiert. Und dämonische Videokassetten in Filmen sind doch immer interessant, die Ausgangslage muss dabei nicht wirklich plausibel sein, nur mysteriös und unheimlich genug das sie mich insofern mitreißen kann, was in "Ringu" eindeutig der Fall ist. Sonst zudem im Sinne der Handlung einfach gehalten: Menschen sterben an ungeklärten Umständen und der Schock ist in ihnen dennoch ins Gesicht geschrieben. Mythen und Gruselgeschichten gehen um und so so sagt man, solle ein seltsam-mysteriöses Video den Tod ins Haus bringen. Reporterin Reiko forscht nach und gerät in den unheimlichen Bann des Videos...So was passiert ja ständig, das geht jedem irgendwann mal so, die Videokassette will einen töten, mit viel Übernatürlichen, Mysteriösen und einem gewissen »Thrill«.


Ich glaube mal irgendwann gelesen oder gehört zu haben, dass "Ringu" zu den schockierensten Filme aller Zeiten aus Japan zähle (im Sinne des Horrorfilmgenres), vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. In jedem Fall zählt dieser Film genau zu jenem Abschnitt von Horrorfilmen, den ich sehr schätze. Dem schleichenden subtilen Grusel bzw. Grauen. Dabei setzt besonders Regisseur Nakata auf wohl dosierte Schockmomente, welche wirkungsvoll wie effektiv eingesetzt werden und besonders der heute legendäre Höhepunkt des Originals verursachte meinerseits ein unglaubliches Gänsehautgefühl, absolut berauschend, im Grunde möchte man wegschalten, doch ich konnte nicht, faszinierend und gebannt schaute ich auf deutlich auf jene Minuten des Films. Ich habe anscheinend beileibe schwache Nerven. Denn schon bei der Overtüre des Ganzen stelle man schnell fest, dass "Ringu" grundlegend von der Unwissenheit des Zuschauers/meiner Wenigkeit lebt und so doch auch hier dank seiner unheimlichen Stimmung punktet, Vermutungen werden angeregt und das Unheil wird mit stark symbolischen Elementen gedeutet, wie ich es liebe. Dabei prägte dieser Horrorfilmhit durchaus den japanischen Horrorfilmen mit seinen doch recht einfachen und auch minimalistischen Mitteln. Interessant bleibt dabei, dass man sich hierbei neben dem subtil eingesetzten Grusel, auf eine Kriminalgeschichte stützt - wie hätte es anders sein können bei einer Reporterin als Hauptprotagonistin - um präziser zu werden Reporterin Reiko (überzeugend: Matsushima Nanako), die nachforscht und sich selbst im Fadenkreuz des Videos sieht und so versucht sie mit Hilfe ihres Ex-Mannes das Geheimnis zu entschlüssen und den Flucht zu brechen, nicht nur zum Selbstszweck - und ein Verbrechen hinter alldem, hat das Ganze denn einen plausiblen Grund? Gibt es eine logische Erklärung für alle diese Geschehnisse? Im Grunde genommen müsste ich dies dann verneinen. Dennoch gibt man hintergründige Aspekte für jene Ereignisse, wenigstens etwas, auch wenn diese Erklärungen (Schatten der Vergangenheit - welch netter Einfall - eine Tragödie) in dem Falle ins absurde Fach fallen, aber die Faszination ging nicht abhanden. Außerdem bleibt Nakata seinem Stil des subtilen, aber nicht weniger schockierenden, Horror treu und das machte »A-Ring-Ding-That-Sing« für mich anscheind auch so hochspannend - teils auch weil ich die Ausgangslage so schön »clean« fand - und immerhin ist Nakata in sein bösartigen Konsequenz nicht zu halten, denn insofern stellt "Ringu" auch einen fiesen Vertreter des Genres dar, der seinen krönenden Abschluss, dennoch offen lässt.


Ansonsten glänzt jenes Stück Zelluloid selbstredend durch seine bestechend atmosphärisch dichte Grundstimmung, sehr einnehmend von der Kamera eingefangen und zudem sehr stilvoll und irgendwie schön-schaurig in Hinsicht des Stils. Einen Hauch vom japanisch-klinischen Charme als Versandware und insgesamt recht sauber gefilmt, das gefällt. Auch wenn man entgegen der technischen Meisterklasse, die hier angestrebt wird, schnell erkennt, dass die Charaktere insofern vereinfacht scheinen und doch recht geschwindt abgehandelt werden, sodass bis auf kleine Ausnahmen keine wirkliche emotionale Bindung zu ihnen entstehen mag, dass letztendlich die Konsequenz weniger schockiert, als sie hätte werden können. Verziert wird das Ganze dann noch von einem bemerkenswerten und zugleich effektiv-subtil eingesetzten Score von Kenji Kawai, welcher die seltsam-unheimliche Atmosphäre in den Tönen verdeutlicht und so auch ein gewisses Maß an Grusel verursacht und dabei auch eine bestimmte Tragik äußert.


So bleibt mir dann letztlich nur noch zu sagen, dass "Ringu" für mich doch in jedem Falle einen astrein gemachten, fesselnd-subtilen und mysteriös-atmosphärischen Horror bzw. Grusel aus Japan halte, mit einer recht interessanten und wohl alptraumhaft-schönen Grundidee, auch wenn jene mehr als banal ist und der Film mit natürlichen Mängeln verziert wurde, hat dabei aber schon irgendwie fast was kultiges...



                                           7.5 / 10

Autor: Hoffman

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