Mittwoch, 12. Oktober 2011

Kritik: "Es geschah am hellichten Tag"




"Und ich soll jetzt alle diesen Wäsche durchsuchen? Ich soll einen Blutfleck finden?! Was geht das mich an, wenn der eine Halunke den Anderen tötet?!"

"...Ein Kind wurde getötet ein 8 Jähriges Mädchen..."

Jedem sollte wohl die Vorlage sein. "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt bekannt sein, die er nachdem Drehbuchentwurf (mit einigen starken Abänderungen) von dem ersten Film "Es geschah am helllichten Tag" (Dürrenmatt war auch übrigens hier gegen den Titel) aus dem Jahre 1958 von Ladislao Vajda schrieb. Heute ein echter Klassiker des deutschen Kriminalfilms, der sich mit einer für die damalige Zeit recht gewagtem Thema nähert.

Die Story hier erstmal an sich pädagogisch angehaucht, die Moral mag so für einige allgegenwärtig sein, beschäftigt sich mit dem Thema Kindermord und bringt so reichlich Interesse ins Spiel, besonders in Hinsicht auf die Täterbeschreibung des Ganzen, eigentlich recht schlicht, aber hierbei spannend umgesetzt, in gewisser Weise für die damalige Zeit schockierend (auch wenn dies etwas reißerisch klingt): Ein Triebtäter tötet ein junges Mädchen, insgesamt drei Opfer hat er bereits gefordert, in der Schweiz. Der Kommissar Matthäi ermittelt. Und geht dabei ein großes Risiko ein. Sein Plan: Er möchte "Der Bestie" einen "Köder" servieren. Ein Köder in der Form eines Lockvogels, die kleine Annemarie.


 
Was man für für die Besetzung brauchte waren große Namen und die überrascht durchaus auf den ersten Blick, denn wen mag man da entdecken? Ja richtig, den eher komödiantisch veranlagten, in Bezug auf seine Filmographie, Heinz Rühmann, da zum Beispiel "Der Feuerzangenbowle". Nun mag dieser hier in seiner ernsten Rolle des engagierten Kommissar Matthäi überraschen. Er zeigt die ganze Bandbreite seines Könnens. Brillant und nicht zu abgehobenen verkörpert er seine Rolle, man spürt die Menschlichkeit des Protagonisten.
Und als Triebtäter, infantil und gleichzeitig diabolisch böse, als Zauberer. Die Legende: Gert Fröbe, noch heute kann ich sein Schauspiel nur als fantastisch, unglaublich oder elektrisierend in höchsten Tönen sollte man ihn loben. Verleiht mir immer wieder Gänsehaut ihm beim spielen zu zusehen. Ein echtes Erlebnis könnte man sagen. Allein seine Präsenz unfassbar. Ganz groß als als psychopathischer Täter "Schrott". Eine Top-Besetzung auf beiden Seiten der Medaille, den auch die anderen Akteure wissen kurzum zu überzeugen.

Dazu noch eine ausgezeichnete Regiearbeit, stets spannend erzählt, für mich dabei über die ganze Laufzeit mehr als einfach nur fesselnd, bis zum Schluss. Lobenswert auch die ungeschönte Wahrheit, die gezeigt wird. Wie gesagt für die damalige Zeit erstaunlich. Aber natürlich mit typischen Krimi-Elementen angereichert, so wie auch mit interessanten psychologischen Aspekten. An sich mit den einfachsten Mitteln wird Spannung erzeugt, sehr raffiniert inszeniert.
Weiterhin eine klasse Kamera, die erstmal sehr saubere ausgearbeitete Bilder liefert, selbst heute noch haben sich nichts von ihrer Intensität und Kraft verloren. Bis heute bleiben einige Sequenzen im Gedächtnis, wahrscheinlich für eine lange Zeit. Vergessen werden sollte selbstredend auch nicht die atmosphärische Stimmung des Ganzen, alles funktioniert für mich [wie damals(bei der ersten Sichtung, nein das war nicht in den 50ern) ] hier perfekt. Besser als ich es am Anfang noch geglaubt hätte.


 
Und auch die Charaktere wissen an sich [teilweise] zu überzeugen, da man dem Werk hier doch einiges vorwerfen könnte, nicht immer ganz logisch handelt die ein oder andere Person, man mag da am besten an das Ende (was an sich eh zu abrupt daherkommt) denken. Naja das stimmt schon alles, doch diese  kleinen Schnitzer kann sich das Werk bei mir durchaus erlauben, da diese Schwächen an anderer Stelle wettgemacht werden, also für mich jedenfalls. Immerhin wurde die Täterperson recht authentisch gehandhabt, was auch hätte anders kommen können. Des weiteren noch exzellent geschriebene Dialoge. Letztendlich bleibt das Drehbuch eben die Vorlage zu Roman, wo eben Dürrenmatt einiges änderte, auch hier könnte man noch mal auf das Ende des Ganzen zu sprechen kommen, aber wir wollen ja nicht allzu sehr spoilern, wenn ich das nicht bereits getan habe. Man möge es mir an der Stelle verzeihen.
Zudem noch eine exquisit komponierte musikalische Untermalung, sehr passend gemacht, dabei wird sie kraftvoll und dramatisch eingesetzt. Was dann noch zusätzlich an den Nerven zerrt.

Zum Schluss möchte ich dann einfach nur sagen, dass "Es geschah am hellichten Tag" für mich ein leibhaftiger Klassiker des deutschen Films ist, bei mir immer wieder gern sehen, ob jung, ob alt. Es bleibt ein nervenzerrendes, meisterhaftes Stück Kriminalfilm, noch heute erstklassig, und mit dem genial aufspielenden Rühmann und Fröbe verziert. Einfach stark.


9.0 / 10

Autor: Hoffman


Isos Meinung:
Ein Meisterwerk deutscher Kriminalgeschichte mit begnadetem Fröbe und einem bedingungslos mit seiner Figur verschmelzenden Rühmann. Besser kann Kino nicht sein!  
10 / 10

1 Kommentar:

  1. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch. Habe den Film früher geliebt und tue es auch heute noch.
    LG

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