Mittwoch, 30. Mai 2012

Carpenters Mars-Gespenst wird zur roten Farce - Kritik: Ghosts of Mars



Irgendwie ist es doch bei vielen »Masters of Horror« diesselbe Tragik. Früher tischten sie große Büfetts des Grauens auf und definierten wie revolutionierten das Genre. Doch jeder ihrer Sterne scheint mit dem neuen Jahrtausend irgendwie verblasst zu sein, von Qualität kann da selten die Rede sein. Die einen trifft es selbstredend härter als die anderen. Doch ihre spätere Filmographie vermag sich doch eher verhalten und negativ zu entwickeln. Dies beschrieb ich bereits im Falle von Wes Craven. Wobei dieser meinerseits noch ein positives Beispiel dieser Entwicklung abgeben würde. Anders als Horrorlegende John Carpenter. Nun ja, Carpenter war stets ein Regisseur, dessen Gesamtwerk doch recht abwechslungsreich im Sinne der Genres zu betrachten ist. Wenn man es in dem Fall aber auch auf zwei reduzieren kann. Immer zwischen Science-Fiction-Kino und dem Horrorfilm. Oft vermixte man auch. Das waren noch Zeiten. »The Times They Are Changin’« und ja wie gesagt dies machte sich besonders bei Carpenter im neuen Jahrtausend schnell bemerkbar, wenn es sich auch schon mehrfach andeutete, doch ich denke seinen künstlerischen Tiefpunkt fand er dann im Jahre 2001 (welch Ironie des perfiden Schicksals) und mit der Rückkehr zum Science-Fiction-Genre "Ghosts of Mars", sodass allein die einstweilige und exakte Kategorisierung teils schwer sein könnte. Was hat sich der Carpenter dabei nur gedacht? Oder anders gefragt, wie kommt man auf solch Ideen? Ist mir ein persönlich ein Rätsel, was hierbei demnach überhaupt seine Bestrebungen seien?




Zugegeben, der Mars bildet ein durchaus interessantes Terrain. Idealbeispiel bot sich schon bei Paul Verhoevens »Total Recall« an, welcher jenen Planeten trotz einseitiger Farbgestaltung doch dem Zuschauer schmackhaft machte. Doch blieb Verhoeven der mitunter einzige, der dies so auch wirklich schaffte, doch erfreute sich der Planet Mars doch besonders Anfang der 2000er Jahre einer hohen Beliebtheit, obgleich er Box-Office-technisch derweil nur Flops präsentierte, ob De Palmas »Mission to Mars« oder »Red Planet«. Unter jene würde sich wohl auch Carpenters "Ghosts of Mars" einordnen lassen. Wenn das Setting doch eher einem rotgefärbten Zwieback mit Staubkörnern gleicht als einer faszinierenden Atmosphäre. Apocalypse Mars. Wenn die Outfits einen billigen Mix aus einer dreist kopierten Motorradgangjacket, einem Fürst der Finsternismantel und einem altmodischen Space-Anzug mit blauen Kuschelpullies darstellen. Und wenn die Handlung gerade frisch aus der Resteentwertung entsprungen sein muss und das Drehbuch (written by: John Carpenter) eigentlich elf Drehbücher in einem sind. Dann möge die innerliche Frage zu Recht gestellt sein: Was hat sich Carpenter dabei nur gedacht? Trash? Vielleicht scheint er noch nicht verstanden zu haben, denn rot ist tot, wirkt auch so spröde. Andererseits beweist Carpenter immerhin wenigstens Ambivalenz in Hinsicht des Titels »Ghost of Mars«, wobei einerseits auf den Mars bezogen, jedoch vielleicht auch auf den Gott der Krieges, Mars. Oder den Marsriegel? Ich hoffe nicht. Zwar wäre dies weder erstaunlich innovativ noch in irgendeiner Form hilfreich, außer man bedenkt später die dem Ozon und Marsinhalation zu oft ausgesetzte Version Alice Coopers.



Worum gehts? Ganz futuristisch: 2176. Wer denkt sich eigentlich immer diese grässlich-ungereimen Zahlen aus? Spezialeinheit soll bösen Buben aus Minenstadt holen. Und den Rest habe ich verdrängt. Irgendwas mit Marskolonisten, bösen Geistern. Doom. Kolonisten laufen rum und hauen Leuten Köpfen ab (wörtlich zitiert!). Büchse der Pandora. Bisschen Mars. Restverwerteten Zombies. Noch mehr rot. Im Grunde alles hanebüchen. Da läuft doch irgendwas falsch, wenn in der ersten Hälfte das Spannungshighlight ein vibrierender, teils leuchtender wie auch piepender Mondbuggy bildet. Oder? Und ehrlich, wer kommt auf die Idee Natasha Henstridge und Ice Cube in einen Film zu stecken? Dann noch ein beharrter Jason Statham? Und Pam Grier, der wurde es scheinbar dann auch sichtlich selbst zu bunt. Was soll man dazu noch als ideologisch-verwirrter, alter Mann noch sagen. Wobei wenigstens positiv hervorzuheben wäre, dass der erste Part wenigstens ansatzweise linear verläuft, während man ihm zweiten Teil (im Gepäck: Rockkonzert von wahnsinngen »Kiss«-Membern und gefolgt von Beten zum lieben Mars) immer mehr das Gefühl bekommt, das werde immer absurder und die Logik löst sich außerdem von ihrer bisweiligen Koexistenz - hatte eh keiner gebraucht. Gerade der immer weiter in die Ferne abdriftende kurios-abstruse Verlauf, zeugt von gewisser Interessenzerstreuung, wobei besonders hervorzuheben wäre, dass man wenigstens in der ersten Hälfte versucht eine gewisse Plausiblität zu äußern, obgleich das jedoch auch dort alles mehr als einfallslos und regelrecht billig bewerkstelligt wirkt. B wie billig übrigens auch die Effekte, da hilft Voodoo in einer anderen Dimension und mit wahnsinnig gewordenen Kiss-Fans wenig. Immerhin sind das altbewährte Motive, die Carpenter versucht zur Geltung zu bringen, bei welchen sich stilistisch gesehen Carpenter wahrscheinlich auch nach dem Stil der 80er Jahre sehnte. Weshalb Carpenter sich durchweg selbst zitieren muss, vom Element der Isolation bis zu vielen, weiteren Motiven seiner Filme wie »Assault«. Und auch dies schlägt sich meines Erachtens nach besonders im letzteren Teil des Films an. Ansonsten eh gefüllt mit wüsten Schnitten, einer immer oriertierungslosen Regie und seltsamen Soundklängen, erneut von Carpenter selbst komponiert, irgendwo zwischen Techno, Metall, irgendwie Hardrock und was weiß ich noch alles - gut ist das aber demnach keinesfalls. Besonders nicht, wenn das wahrscheinlich innovativste Stilmittel ein mittelmäßiger Perspektivenwechsel bildet. Während die Kamera, welche optisch rötlich färbt, zuletzt auch noch einen kleinen virtuellen wie gespenstisch-unterirdischen Amok hinlegt, anderswo stilistisch bezeichnet als »Ghost«-Modus. Erläuterung: Titel.



Natürlich lassen diese aufgeführten Aussagen schnell darausschließen, dass insofern doch Carpenters Film "Ghosts of Mars" als billig inszenierter und kurzweiliger Trash gelten sollte. Jedoch möchte ich dabei zwei Dinge beachten: Zunächst, das ist ein John Carpenter Film, von dem Mann, der uns große, wegweisende Stücke des Horrorfilms präsentierte. Und der macht Trash? Ja, anscheinend, dass was zu beweisen war. Und doch selbst insofern für mich ungenügend, weder durch einen gewissen Unterhaltugsfaktor, welchen ich nur in den seltensten Fällen vorfand. So sei doch gefragt, wo endet Trash und beginnt Körperverletzung? Wo werden Grenzen überschritten? Es ist schon betrüblich, was aus Carpenter wurde, denn das wird weder seiner Selbst noch seinen einstigen Glanzstücken in irgendeiner Hinsich gerecht, nicht mal wenn ich es als leicht konsumierbaren Trash sehen würde, denn dazu war er mir gänzlich zu oriertierungslos. Da hilft auch keine durchgeknallte, geschminkte Kiss-Kopie. "Ghosts of Mars" bleibt der Untergang einer großen Legende.



2.5 / 10

Autor: Hoffman

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