Samstag, 12. November 2011

Klassiker der Extraklasse: Kritik: Das Urteil von Nürnberg



Es stellt sich jedem irgendwann einmal die Frage: Was ist Recht? Was ist Unrecht? Was ist Gerechtigkeit? Was heißt Moral? Und wann ist Recht Unrecht? "Das Urteil von Nürnberg" von Stanley Kramer aus dem Jahre 1961, beschäftigt sich größtenteils mit diesen Fragen, mit dem Hintergrund der von 1945 bis 1959 ausgeführten "Nürnberger Prozesse", die wahren Geschehnissen mit fiktiven bzw. frei erfundenen (z.B: Charaktere) vermischt.

Die Story beruht somit, anders gesagt, auf realen Ereignissen, die historischen Fakten sollten dazu ja bereits bekannt, der Film spezialisiert sich dabei auf den 1947 Juristenprozess, in jedem Fall eine durchaus spannende Umsetzung des Themas dabei, wobei man hier besonders eingeht auf den Bezug von Gerechtigkeit und Recht bzw. genauso gut Ungerechtigkeit, durchaus brisanter  und interessanter Stoff: Das Jahr hierbei eins nach hinten verschoben: 1948 stehen 4 Juristen vor einem Militärgericht. Unter Leitung des US-Richters Haywood. Dort müssen sie sich für ihre Taten, das Recht für NS-Zwecke gebeugt zu haben, verantworten. Doch die Verteidigung wirft ein, dass diese nur dem geltenden Recht gefolgt wären, selbst nicht schuld wären und somit auch "nicht schuldig".



Das Darstellerensemble des Ganzen kann ich dabei nur als wahrhaft gigantisch beschreiben, auch wenn diese bzw. deren Ausmaße dann doch eher als Werbemittel diente, doch das ist eigentlich demzufolge auch, da der gesamte Cast zu glänzen weiß, ob ein brillanter Spencer Tracy als Richter Haywood, wie immer mehr als überzeugend und regelrecht beeindruckt gespielt. Genauso beeindruckend wie auch grandios Burt Lancaster als einer der vier angeklagten Juristen, Ernst Janning, zunächst sehr schweigsam und innerlich unbegreiflich, regelrecht tragisch. Zudem noch ein genialer bzw. junger Maximilian Schell als deutscher Verteidiger Hans Rolfe, der sich für seine Mandanten völlig in Zeug legt, doch auch hier verbirgt sich eine menschliche Tragik in sich, besonders in der zweiten Hälfte zeigt Schell dabei den vollen schauspielerischen Einsatz. Sein Gegenpart als Ankläger Tad Lawson der große Richard Widmark, der genauso bei der Sache ist wie Schell. Lawson ein Mann, der hart durchgreift, zu jedem zugelassenen Mittel bereit, eben konsequent und ohne Gnade.
Und auch in den Nebenrollen gibt es große Stars zu bewundern wie einmal ein großartiger Montgomery Clift oder auch Judy Garland, die Beide wissen ihre Rollen glaubwürdig darzustellen. Und auch Marlene Dietrich gesellt sich zu ihnen und erbringt auch eine erstklassige Leistung. Besonders auch interessant auf der Besetzungliste den Namen William Shatner zu lesen in einer Nebenrolle als  junger Captain Harrison Bryers, überraschend gut gespielt von ihm. Netter Zusatz. Aber alles in allem ein herausragender Cast, sowohl Spiel als auch Besetzung an sich.



Kramers Regie weiterhin auch ausgezeichnet, sein Werk zwar an sich lang, sogar sehr lang, doch schafft er es seine Geschichte dabei über die vollständige Laufzeit fesselnd zu verpacken, sodass keine (wirkliche) Sekunde irgendwie Langeweile entstehen kann, für mich jedenfalls. Bei seinem Werk konzentriert er sich wie bereits erwähnt auf die Frage der Gerechtigkeit. Zudem noch unvoreingenommen versucht verschiedene Sichten/Standpunkte zu schildern. Man bemerkt die Mühe, die Kramer in dieses Projekt steckte, erzählt sein Werk mutig und wie gesagt packend, insgesamt ein toller und sehr gelungen ausgetüftelter Aufbau von Dramaturgie und Spannung, wenn auch an sich mit Melodramatik ausgestattet. Besonders zum Ende hin immer stärker von der Inszenierung her.
Dazu noch eine exzellente Kamera, sauber gefilmte Bilder, starke Kamerafahrten und so doch stets packend, mit recht einfachen Mitteln, größtenteils alles nur in einem einzigen Gerichtssaal, doch zudem eben klasse gemacht, immer wieder neue Blickwinkel und außerdem werden die Akteure perfekt in Szene gesetzt. Auch hier alles sehr gut gehandhabt.



Zusätzlich noch ein hervorragendes Drehbuch, voll gefüllt mit einerseits großartigen bzw. kraftvollen Dialogen und andererseits interessant gezeichneten Charaktere, hintergründig und somit auch gleichzeit vielschichtig, über das Erkennen von Recht und das Unverständnis der eigenen Taten, wie gesagt interessante Aspekte in Hinsicht auf die Protagonisten. Jeder von ihnen hat am Ende mit etwas zu kämpfen, überall mag ein klein wenig Tragik vorhanden sein.
Das wird noch von einem recht gut dosierten und dramatisch eingesetzten bzw. passenden Score von Ernest Gold (Stammkomponist von Kramer) untermalt.

Letztlich möchte ich dann nur noch sagen, dass ich "Das Urteil von Nürnberg" für ein fesselndes und kraftvoll inszeniertes und ehrliches Meisterwerk der Gerichtsfilme ist, zudem noch ein interessantes Zeitdokument, angereichert mit einem phänomenalen Ensemble. Starker Film.




9.0 / 10

Autor: Hoffman

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