Wir benutzen, sofern wir nicht blind sind, vornehmlich unsere Augen, um das zu erfassen, was wir als "Wirklichkeit" bezeichnen. Das funktionierte auch einige tausend Jahre recht gut, ehe uns in Form der neuen Medien wie dem Fernsehen eine neue Wirklichkeit zugänglich gemacht wurde. Wo liegen die Grenzen? Beides spielt sich vor dem menschlichen Auge ab. Was ist hier echt? Sicher, man meint, klar unterscheiden zu können, was die Wirklichkeit ist, und was nicht. Aber nehmen wir mal ein Beispiel: Schaut man die Tagesschau, geht man davon aus, dass es sich beim Gezeigten um die Wirklichkeit handelt, aber warum sollte das nicht für einen Spielfilm gelten? Sicher, seit "Matrix" kennt solche Gedankenspiele jeder, aber ... na ja... Cronenberg war schneller da. Ätsch-bätsch. Und er ist nach wie vor der Meister darin, wenn es darum geht, dass die Menschen sich und ihre Umgebung, oder das, was sie empfinden, in Frage stellen.
"Videodrome" spinnt dieses Gedankenspiel mit einer ordentlichen Portion Blut, Gedärme, Zynismus und Humor zu einem bis heute einmaligen und verstörenden Trip, den man nicht vergisst. Wer erschafft diese andere Wirklichkeit. Der Fernsehsender oder Regisseur, der solche Filme sendet oder dreht, oder der Zuschauer, der sie mit seinen Augen sieht? Kann man aus dieser Wirklichkeit irgendwie wieder raus, bzw. ist sie besser oder schlechter als die andere? Eine genaue Antwort liefert der Film nicht, kann er auch nicht. Diese Frage muss sich jeder, der "Videodrome" sieht, selbst beantworten.
9.0/10
Autor: MacReady
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen