Mittwoch, 10. Juli 2013

Time to hit the road - Klassiker der Extraklasse: Convoy (1978)



Wie bereits bekannt, ging das wilde Pack in "The Wild Bunch" im Jahre 1914 in einem Kugelhagel unter - jedoch lebt das Prinzip weiter. Peckinpah, der zum Zeitpunkt der Entstehung von "Convoy" schon selbst als Angehöriger eines Wild Bunchs oder einer Outlaw-Gruppierung durchgehen konnte (Dauerstreit mit den Filmstudios, die seine Filme verstümelten; Drogen -, Gewalt - und Alkoholexzesse als ständigen Wegbegleiter; Krank, alt und ohne echte Freunde), schickt wieder einmal eine Bande ausgebeuteter Kerle ins Gefecht gegen den Staat, der sie unterdrückt. 
Ja, das ist ein pures Männermärchen, und "Convoy" ist beileibe nicht so zynisch und konsequent wie "The Wild Bunch". Aber dennoch hat Peckinpah ein mitreißendes Spätwerk abgeliefert. Die Idee ist zwar nicht neu, die Geschichte wurde schon tausend mal erzählt und auch gut und böse sind hier - im Gegensatz zu "Straw Dogs" und "The Wild Bunch" - mehr als klar verteilt. Auch der Soundtrack ist schon fast ein wenig zu viel des Guten, und das Frauenbild ist auch, na ja, ausbaufähig. Aber ich lege jetzt einfach mal die political-correctness Brille ab, denn das Kino heute ist auch nicht wirklich besser, und betrachte den Film aus einer emotionalen Perspektive. Und da komme ich zu folgendem Schluss: Es ist nicht Peckinpahs bestes Werk. Es ist bisweilen etwas ulkig, wie der Meister seine Slow-Mos und den schon erwähnter über kandidierten Country-Soundtrack einsetzt und auch der Cast wird nur von Borgnine und Kristofferson getragen. Aber: Ich liebe solche Filme. So was gibt es heute nicht mehr. Bei all den Schwächen, die dieser Film hat, wirkt er einfach von vorne bis hinten ehrlich und authentisch. Man merkt richtig, wie viel Sam Peckinpah in diesem Film steckt. Die filmische Verarbeitung von Gewalt und ihren Abläufen, Kameradschaft, Verrat, Aufbegehren gegen die Obrigkeit, und so weiter, hat kein Regisseur so gut beherrscht wie Bloody Sam. Selbst in so einem Werk wie "Convoy", das neben "Straw Dogs", "Patt Garret & Billy the Kid" usw. ziemlich untergeht, steckt einfach noch so dermaßen viel Herzblut drin, dass ich es super finde. Peckinpah schildert die Welt mal wieder so, wie er sie wahrnimmt: ein stetiger Kampf ums Überleben.
Allerdings wirkt "Convoy" vor allem gegen Ende etwas auf Kuschelkurs gebürstet, was wohl wieder an den Filmstudios gelegen haben wird, weshalb er nicht in der ersten Reihe der Peckinpah-Klassiker steht. Trotzdem ein toller Abgesang auf Brüderlichkeit und amerikanisches Heldentum.

7.0/10

Autor: MacReady

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