Das Leben, wie es sein sollte: Hier der nächste Schnappschuss, dort der nächste Abstecher in einen römischen Nachtclub und natürlich noch ein obligatorisches Bad im Brunnen mit obligatorischem Busenwunder.
Ja, das Leben, das die High-Society von Rom führt, ist sehr verlockend. Immer heißt es, dabei zu sein, sich dem nächtlichen Treiben anzuschließen, und jede Nacht eine neue Odyssee durch die italienische Hauptstadt zu erleben. Schlicht das süße Leben, Probleme gibt es hier nicht wirklich - zumindest nicht auf den ersten Blick. Doch wissen die Beteiligten bei all der Neugier, all der Feierlaune, ja bei diesem - man kann es nicht anders sagen - Leben für den Moment überhaupt noch, wer sie sind, was und wer ihnen wichtig ist?
Fellini antwortet in seinem Klassiker mit einem deutlichen "Nein".
Das Jetset Leben der Römer mag ja Spaß machen, doch Fellini entlarvt seinen Klatschreporter Marcello mehr und mehr als lebens- und liebensunfähigen Tölpel, der nur durch Neugier und Lust angetrieben wird, was sein Job sogar von ihm verlangt. Wirklich ernste Gespräche, von Angesicht zu Angesicht, kann er mit seinen Mitmenschen nicht mehr führen. Er weiß nicht mehr, wen er in dieser Millionenstadt überhaupt noch braucht, oder wer ihn braucht. Er weiß nur noch, dass es jede Nacht wieder auf die Jagd geht. Doch was ihm das genau bringen soll, weiß er auch nicht. Erst durch absolute Schicksalschläge kommt ein Umdenken, und Marcello begreift allmählich, wie banal und wie überflüssig das ist, was er jeden Tag macht.
Ich persönlich finde es erstaunlich, wie zeitlos "La Dolce Vita" ist, denn auch wenn das heutige Nachtleben anders aussieht, bleibt Fellinis Botschaft die selbe, nämlich, dass man in der Welt der Reichen und Schönen nur für den Moment lebt. Liebe, Freundschaft und Ernsthaftigkeit haben dort keinen Platz, es ist und bleibt eine Welt der Banalitäten, der durch die Neugier der Paparazzi viel mehr Bedeutung zugesprochen wird, als ihr eigentlich zusteht. Ein Meisterwerk, das in Zeiten von Twitter, Facebook und so weiter vielleicht noch viel brisanter ist, als zu seinem Erscheinungsdatum.
Definitiv das Leben, wie es nicht funktionieren kann.
9.0/10
Autor: MacReady
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