CORALINE ist ein besonderer Film, so simpel oder
überschaubar er auch zunächst anmuten mag. Henry Selick (den Meisten
wahrscheinlich ein Begriff dank dem Weihnachts/Halloween-Musical THE NIGHTMARE
BEFORE CHRISTMAS) steht mit dieser Regiearbeit nach seiner Kollaboration mit
Tim Burton nun mehr auf eigenen Beinen, wenngleich Burton als Regisseur ebenso
ideal mit dem Plot harmoniert hätte. Es geht um ein etwas vernachlässigtes
Mädchen, welches eine Spiegelwelt der Realität entdeckt, in der alles viel
perfekter ist als auf ihrer recht tristen Seite. Die Eltern dort drüben sind
ausgesprochen heiter, zaubern ganze Festmähler auf den Tisch, doch haben diese
seltsamen Knopfaugen. Nach und nach ist eine Bedrohung spürbar, in dessen
Verlauf Coraline nicht nur ihre eigenen Eltern retten muss. Samt sprechendem,
mehrwissenden Kater, von selbst wachsendem Zaubergarten und arachnidenartigen Klingenhänden
(Freddy Krueger lässt grüßen!) zaubert Selick mit seinem Produktionsteam etwas
phantastisches auf die Leinwand.
Die Adaption des Kinderbuchs von Neil Gaiman unterscheidet
sich inhaltlich mitunter stark von diesem, erspielt aber seinen ganzen Charme
vor allem über seine Gestaltung. Die Stop Motion-Technik - fälschlicherweise
oft auf auf seine Animation von Knetfiguren reduziert, allerdings handelt es
sich hier vorwiegend um (Silikon-)Marionetten – wird voll und ganz ausgereizt.
In liebevoller Detailfülle, bestehend aus einer Vielzahl von winzigen
Kostümierungen, dehnbaren Drähten und Gesichtshälften der einzelnen Figuren, um
eine ganze Bandbreite an Emotionen darzustellen, entsteht eine eigene,
entzückende Welt. Man kann sich derartigen Aufwand nur schwer entziehen, denn
solch einen Charme hatte keine der Produktionen großer Animationsstudios der
letzten Jahre (das schließt sowohl Dreamworks Animation als auch Pixar ein).
Die in diesem Fall produzierende Laika Inc. kann zudem mit ihrem Folgefilm
PARANORMAN an die Erwartungen anknüpfen und den morbiden Reiz beibehalten.
Erstmalig dürfen Zombies in kindgerechter Manier umherziehen. Auch der für 2014
angekündigte THE BOXTROLLS sieht bisher vielversprechend aus und lässt die
Hoffnung nicht sterben, weiterhin ebenso schönsten Stop-Motion-Zauber zu
erleben.
8 / 10
Autor: DeDavid
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