Montag, 2. April 2012

Kurzkritik: Mephisto



 »Was wollen die von mir? Ich bin doch nur ein Schauspieler!« 

Es gibt viele Variationen des legendären "Faust"-Stoffes, wobei das bekannteste Werk darunter Goethe schrieb, mal näher, mal etwas abwegig im Sinne des historisch-verbürgten Faustes und dessen Legende um den Pakt mit dem Teufel. Von der recht eigenwilligen Version "Dr. Johannes Faustus" von Hanns Eisler über Marlowe bis Thomas Mann selbst, welcher auch im Ungefähren meinte, jeder sollte seinen eigenen »Faust« besitzen. Und so ist es teils auch ironisch zu betrachten, dass Manns eigener Sohn Klaus Mann auch diesen Stoff variierte mit anderen Schwerpunkten, aber doch meine ich in dem Roman "Mephisto" durchaus starke Parallelen zu der eigentlichen »Faust«-Geschichte zu erkennen. Und so sei gesagt, gäbe es auch eine faszinierende Verfilmung, mit Abänderungen seitens des Regisseurs István Szabó, bei "Mephisto" aus dem Jahre 1981. Außerdem bin ich Variationen dieses spannenden Stoffes stets aufgeschlossen.


Inwieweit wurde der Stoff nun abgewandelt. Im Sinne von Klaus Mann bzw. genauso auf den Film bezogen? Kurzum befasst sich jener Film mit der Integrität des Künstlers im dritten Reich und dessen Problemen/Konflikten und dem Preis des Erfolgs. Es geht um: Hendrik Höfgen, von Mann dem realen Vorbild von Gustaf Gründgens entnommen, der nach dem großen Erfolgt strebt. Und der sich des Preises und Erfolges Willen auf einen Pakt  - dabei auch nochmal wunderbar symbolisch in Szene gesetzt - mit den Nationalsozialisten eingeht. Eine verhängnisvolle Entscheidung für den talentierten Schauspieler. Somit liegen wohl »Faust«-Refenzen wie auch Versatzstücke klar auf der Hand. Da kann man es glatt als ironische Brechung bezeichnen, dass Höfgens größte Rolle, die des »Mephisto« selbst ist. Einmalig dabei der Hauptdarsteller: Brandauer. Klaus Maria Brandauer, ein Genie was ich bis vor kurzem recht wenig Aufmerksamkeit schenkte - wie sollte ich mich täuschen - denn was Brandauer hier als Höfgens hier leistet ist im mindesten Falle mehr als einmalig. Für mich persönlich das Beispiel für schauspielerische »Absolution«. Brandauer verinnerlicht die Rolle, lebt sie förmlich mit Leib und Seele und sein Schauspiel ist es auch was den Film trägt. Seine Präsenz ist dabei umwerfend, welch Energie. Ich bin sprachlos. Und somit spielte sich Brandauer in mein Herz. Weiterhin aber genauso verzückend Rolf Hoope als sprichwörtlicher »Mephisto« des Films bzw. als abgründiger Ministerpräsident, von Hoope teuflisch und geradezu unheimlich verkörpert, das es einem den kalten Schauer über den Rücken jagt. Besonders herausstechend wie einprägend werden die gemeinsamen Dialoge bzw. Gespräche der Beiden, welche insofern hintergründig auch »Faust«-Motive beeinhalten. Faszination also gegeben. So beschreibt Szabó verschiedene Themen hinter der Ausgangslage des harten Künstler Lebens im dritten Reich und bindet zudem Elemente wie Politik, Ruhm, das Machstreben und die Maske der eigenen Identität in seinen Film mit ein. Gekonnt möchte man sagen, wenn auch mit teilweise mit Längen garniert, welcher aber wie gesagt ausgeglichen werden durch das brillante Spiel des großen Brandauers.


Dessen Figur man hierbei durchaus ambivalent anlegte. Denn im Grunde ist die Figur des Höfgens trotz ihrer Arroganz und dem wahnsinnigen Streben nach dem großen Erfolg stets irgendwie sympathisch. Trotz Eitelkeit, einfühlsam von Brandauer dargestelllt. Diese Figur fasziniert in ihrem Ehrgeiz und in ihrem Facettenreichtum, denn die künstlerische Freiheit ist gefragt. Durchaus insofern reichlich kritisch angereichert und zudem stark in der Ausführung bebildert. Anspruchsvoll wie auch mit großer Authentizität geschildert das Leben des talentierten Künstlers im dritten Reich und dessen innere Konflikte. Der verhängsnisvolle Pakt. Ein echtes Meisterwerk mit einem für mich nahezu atemberaubenden Klaus Maria Brandauer. Und wie »Faust« selbst, ist der Film von István Szabó eine leibhaftige Tragödie.



                                               8.5 / 10

Autor: Hoffman

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