Sonntag, 15. April 2012

Romero lässt die Zombies tanzen - Klassiker der Extraklasse: Zombie - Dawn of the Dead


»Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, dann kommen die Toten zurück auf die Erde!« - Nach einer genaueren Untersuchung des modernen Zombies im Prävisionkino, welcher teils mit der filmischen Zombiegattung des Infizierten in "28 Days Later" nachzuvollziehen ist und darin auch ein weiteres Beispiel findet, wurde es für mich durch des Zufalls Glück mal wieder Zeit nochmal zu den Anfängen zurückzukehren um die Unterschiede dieser verschiedenen Zombie-Perioden für ich genauer nochmal zu beleuchten, welches hierbei keinesfalls irgendwie erläutert wird, außer man wollte eine hitzige Diskussion mit mir beginnen. Anders gesagt: So gelangte dann George A. Romeros "Zombie" in meine Finger - auch wenn man es mir nicht glauben mag, welche keinesfalls untot - aus dem Jahre 1978, der zweite Teil von Romeros nahezu einzigartiger Reihe der lebenden Leichen. Wobei Romero den Zombie zunächst neudefinierte in "Der Nacht der lebenden Toten" (10 Jahre zuvor) und Maßstäbe setzte, prägte "Zombie" das Interesse an der Thematik und löste einen leibhaftigen Rausch an weiteren Zombiefilmen aus. Man kehrt also zu den Wurzeln des Zombiefilms und im Grunde ist "Zombie" insofern wohl auch der ideale Vertreter um dies zu verdeutlichen.


Das heißt auch im weiteren Verlauf, da wie gesagt "Zombie" eine Fortsetzung von Romeros Paradestück "Die Nacht der lebenden Toten" ist, dass er da im Ungefähren dort ansetzte, wo er einst aufhörte. Die Menschheit ist in Panik und die Untoten vermehren sich von Sekunde zu Sekunde - wie könnte es auch anders sein - und bedrohen die menschliche Existenz. Über einen Lösungsansatz wird spekuliert - dennoch zu einem Ergebnis kommt niemand. So weit die Ausgangslage der Geschichte und die Zombies selbst, immer noch vor sich her verfaulende, langsam agierende und hirntote Gefrierschränke - einzig willig um nach Nahrung zu dürsten, deren Gestaltung nichtsdestotrotz immer noch absolut effektiv und faszinierend zu beobachten ist, gar irgendwie charmant und Romero besitzt sogar den Drang dabei ein wenig ironische und makabere Untertöne auszuspielen. Jeder Biss, kann tödlich sein und kann zur letzten Unruhe führen. So lässt Romero seine Zombies wild und blutig auf die Menschheit los und führt sie zur postmodernen Shopping-Mall. Jedenfalls bei »Dawn of the Dead«, denn hierbei bildet ein geräumigen Einkaufszentrum sowohl Haupt-und Fixpunkt der Handlung als auch Fluchtpunkt der 4 Hauptprotagonisten. Ein perfektes und faszinierendes Setting, das Romero in all seiner Vielfalt rundum beleuchtet und den Nutzen dieses vollkommen auslotet. Ich hätte mir hierbei nichts schöneres vorstellen können, so ist ein stimmungsvolles Bild so gut wie gewiss und die Atmosphäre lebt von den klinischen und zugleich unheimlichen Farben und später auch von dem Atemzug des Kaufhauses in großer Stille gehüllt, absolut intensiv und zudem passend im Sinne der minimalistischen Umsetzung seitens Romeros. Aber gerade in dieser Einfachheit liegt die wahre Stärke und die Faszination. Der Überlebenskampf des Menschen in der Not, so werden vier völlig verschiedene Personen zu Freunden, zu Helfern, so auch ihre Charaktereinstellungen variiert und doch finden sie zusammen, in jener Notlage. Die Dynamik beeindruckend reflektiert und so ist auch der Schauplatz des Einkaufszentrum hintergründig-clever gewählt, ein Platz voller Konsumgüter und so gleich auch ein metaphorisches Mittel des Konsums mit welchen hier Romero abrechnet, das Massenprodukt in Übermaßen, welches Romero natürlich satirisch kommentiert und so auch eine sozialkritische Haltung gegenüber der Gesellschaft einnimmt.


Natürlich definiert Romero auch weiter das Genre, das heißt findet seinen eigenen Weg, neben der ungeheuren Stimmung, seinem Werk volles Leben einzuhauchen, dass ich förmlich den Nerzenkitzel tief in den Adern spürte, einerseits hervorgerufen durch den Überlebenskampf der Hauptprotagonisten, welche Romero dabei langsam immer weiter an ihre Grenzen treibt, sie die Angst in ihrer Kühnheit spüren lässt und schließlich auch zum emotionalen Wahnsinn treibt. Anderseits fesselt er durch die Bedrohung der Untoten, zwar mögen jene alles andere als temporeich sein, doch kompromisslos und brutal schlagen sie zu, ihr Biss. Diesen Biss zeigt er in aller Deutlichkeit, in all seiner Brutalität und wirkt somit irgendwie verstörend-intensiv wie auch dabei schockierend, ein Angriff des Todes, einnehmend und brillant gefilmt dabei mit einer erschreckenden Intensität, wie es nur der Meister Romero kann. Seine Regie also meisterhaft, wie gnadenlos, schräg und auch mit der expliziten Gewaltdarstellung, konsequent halt. Zudem überzeugend von den Darstellercast gespielt, Sympathien sind schnell geerntet, als kleines Highlight darf insofern auch der Auftritt von Tom Savini betrachtet, welchen Romero in einem späteren Teil einfallsreich zitierte. Einen »Absolutions« nahen Zustand erhält das Ganze dann schließlich noch durch den fantastischen Soundtrack von Goblin und vom lieben Dario Argento, welcher den Film dann musikalisch in ein suggestives Gewand einweist, sodass ich diesen Rausch kaum fähig bin mit Worten zu beschreiben. Sagen wir es so: perfekt und stilvoll zugleich.


Ist schon ein besonderes Stück Film, welches Romero hiermit kreierte. Überlege wir kurz, in der was wäre wenn Fassung, inwieweit dieser Film beziehungsweise Romero das Genre prägte und den Zombiefilm definierte wie auch verbreitete. Faszinierend wie spannend darüber nachzudenken wie ich finde. Das macht "Zombie - Dawn of the Dead" für mich dann abschließend kurzum herausragend. Von der Szenerie des Einkaufszentrum, Romeros meisterlicher wie auch satirischer Inszenierung bis zum kleinsten Detail. Vielleicht klingt es zunächst reißerisch dies zu behaupten, doch für mich ist dies vermuteterweise sogar der Beste aller Zombiefilme, obwohl...werde ich demnächst prüfen lassen.


9.0 / 10

Autor: Hoffman

11 Kommentare:

  1. Welche Schnittfassung hasst du denn nun gesehen? Beziehungsweise wie viele Minuten ging diese? :) Besitze den Argento-Cut (115-117 Minuten) & die von Romero favorisierte Schnittfassung (126 Minuten). Das sind, glaube ich, auch die zwei besten hierzulande, wenn man bedenkt, dass international an die geschätzte zehn Versionen existieren. :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. War der Argento-Cut (117 min.), auch wenn der ja ein paar Schwächen hat, mag den eigentlich, kenne aber auch den Romero-Cut, wahrscheinlich auch die beste Version würde ich auch meinen, wenn es der George schon meint. :)
      Da blickt eh keiner mehr durch.^^

      Löschen
    2. Ja, der (hierzulande wahrscheinlich am bekanntesten) Argento-Cut spart die Sozialkritik zugunsten der Actioninszenierung aus und ist viel schneller. Die Romero-Schnittfassung ist schön langsam, deutlich ironischer im Soundtrack und näher bei den Figuren. Beide Versionen aber hochinteressant. :) Es gibt auch so 'ne schäbige 150-Minuten-Fassung, in der Szenen von beiden Versionen wahllos zusammengeschnitten wurden.^^

      Löschen
    3. Na du bist da ja bestens informiert wie ich sehe. ;D
      Legst es wohl an jede Fassung irgendwann zu besitzen. Insofern stell ich mir die 150-Min.-Fassung eigentlich ganz amüsant vor. Jedenfalls wenn man die anderen kennt. :p

      Löschen
    4. Die zwei Fassungen reichen mir. Vorerst. ;)

      Löschen
  2. Ach, noch was: Dein Lieblingswort scheint irgendwie nicht mehr "prävisionär" zu sein, hab' ich Recht? Sondern "postmodern". ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und wenn du mir sagst, was das sonst ist, sag bescheit. Ich fand es postmodern eingerichtet. Naja kann auch Bauhaus sein, aber allein wegen der ein oder anderen Sequenz würde ich meinen postmodern, denn Bauhaus, da grotesk. :)

      Löschen
    2. Nein, mir fiel es nur auf, da du das Wort in einer der letzten Kritiken ebenfalls angewendet hast und "prävisionär" langsam zu kurz in deinen Texten kommt.^^ Nur so allgemein. Mach' weiter so, ich mag das Wort. :)

      Löschen
    3. Na, wenn da meiner Definition nach nichts prävsionäres kommt, sondern mehr postmodernes, dann ist es so, habe aber in letzter Zeit wenig vom Jugendkino gesehen, da die Auseinandersetzung mit ZOMBIELAND ausfiel, aus Zeitgründen. Aber mal sehen vielleicht macht mich Columbus PERCY JACKSON fröhlich damit, denke aber eher nicht. ;-)

      Löschen
    4. Mach' dir nichts draus: Von mir kommt noch was zu ZOMBIELAND. ;)

      Löschen
    5. Das gilt jetzt mal für beide Antworten: Gut zu wissen, hoff ich. :p

      Löschen