Samstag, 8. September 2012

Die Todsünde! Eine Fellini-Vergewaltigung - Kritik: Nine





Achtung uralt und nun aus den nahe endlosen Blogssphären herausgekramt: Na das kam mir doch schon von Anfang an irgendwie faul oder spanisch vor. Ein Musical, nun gut diese mag ich ja daran ist also nichts seltsames zu finden. Doch es begann schon als ich Worte wie »Regisseur in Schaffenskrise« - »ein Italiener« - »Name: Guido« - und dann oder Titel "Nine". Beim heiligen Federico Fellini, dachte ich mir das kann doch nicht wahr sein, der würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das sehen würde. Und hier sei gefragt Hommage oder Kopie. Der Ansatz »F wie Fälschung « wird immerhin oft groß geschrieben. Regie: Der freundliche Kerl von "Chicago", Rob Marshall. Und für alle, die nicht wissen wovon ich hierbei nun spreche denen seie ein Gedenken an die schöne Zahl »8½« ans Herz gelegt, denn der Vergleich ist schnell erkannt zwischen Fellinis einzigartiger Selbstreflexion von 1963 und Marshalls "Nine" aus dem Jahre 2009, welche wiederum auf einem Bühnenstück basierte, wobei ich dieses nicht kenne, also wird dieser Fakt von mir einseitig ignoriert.



In jedem Fall sollte ein Fan des jeweiligen Fellini-Werks (wie ich es einer bin) sofort die unzähligen Parallelen erkennen, das fängt wie gesagt schon beim Regisseur in der Schaffenskrise an, in »8½« Guido Anselmi, in "Nine" nun mal Guido Contini und selbst die jeweiligen Titel sagen viel, wobei dies bei Fellini der neunte Film wäre bzw. insofern Nummer Achteinhalb, durch die Probleme der Produktion, hierbei bin ich mir zwar nicht mehr allzu sicher, doch ich vermutete auf die 9 Frauen, die Guido in seinem Leben begleiteten. Oder Film nummer neun. Ich bitte um Verständnis, falls Missverständnis.

 Dies ist nun keinesfalls eine Sünde, zugegeben. Es könnte doch eine wunderbare Hommage an den großen Fellini und sein großes Meisterwerk, neben »La Dolce Vita«, sein? Wieso also nicht? Dies führt mich nun zu einem persönlichen Konflikt denn wo endet eine Hommage und beginnt eine bloße Kopie. Schwierig und warum ähnelt "Nine" letztlich eher einer Vergewaltigung des Originals für Hartgesottene-Fans oder gar eher einem plumpen Remake? Einfach zu beantworten, denn Marshall zitiert zwar fein Herrn Fellini, doch dies in einem Übermaß, dass es letztlich eher einem zusammengepflügten Zelluloid Stück aus verschiedenen Elementen/Motiven/Szenen von »8½« wirkt.


Die Handlung dünn gehalten, wie bei Fellini, doch bitte vergesse man eines nicht Fellini war Filmpoet, Marshall ist ein simpler Musical-Regisseur, dessen Aufgabe es hierbei scheinbar auch ist seine glitzernde Fassade möglichst oberflächlich und ignorant abzuhandeln oder zu deformieren, unterlegt mit einem poppigen und extravaganten Sound, wobei insofern der Film sogar zwei oder gar drei nett anzuhörende Songs zu bieten hatte, recht wenig. Wie auch bereits in "Chicago" inszeniert er dabei diese Muscial-Sequenzen im Bühnenstück-Stil, passend wie auch bei seinem vorherigen Werk, mit bunten Farben, prächtiger Ausstattung, verführerischer Kostüme und viel Glamour. Rauschhaft einwirkend. Das ist zwar schick und hübsch mitanzusehen, aber wie gesagt an sich absolut oberflächlich gehalten. So wirkt auch der Tiefgang, welchen Marshall seinen Film wie auch seinen Figuren verleihen will mehr als bemüht. Dazwischen versucht man es zwar noch mit erotisch-lockerer Humoristik und auch schillerndem Glanz der Extravaganz. Schlägt fehl.


Im Grundverlauf könnte man so auch meinen folgt Marshall dem Vorbild Fellinis, versucht zu kopieren beziehungsweise zu zitieren so viel es geht, flink durch Fellinis Gesamtwerk, aber wie gesagt Marshall ist kein Poet wie Federico es war. Hierbei scheint er nur nützlich als biederer Werbeclipregisseur.


Zur Hauptfigur: Guido Anselmi (einer der fasziniernsten Filmcharaktere aller Zeiten) wird zum heißvergötterten Guido Contini, das heißt anderweitig Marcello Mastroianni wird zu Daniel Day-Lewis, wenigstens insofern empfand ich die Besetzung als mehr als würdig. Wie so oft wird Day-Lewis im Grunde zum einzig tragbaren Zugpferd des Films, dessen Spiel man auch mit Freude verfolgt, souverän meistert er seinen Part des Regisseur Guido in der Krise, zudem gehören seine Gesangsnummern zu den für mich einprägendsten des Films, auch wenn der italienische Akzent seines Charakters dabei nur selten durchschimmert, dennoch die Sonnenbrille sitzt vorzüglich!


Beim weiblichen Cast, welchrer Day-Lewis förmlich umzingelt und dazu größtenteils dienlich zu seien scheint, dem männlichen Zuschauer ihre Reize zu offenbarren, sieht es wechselhaft aus bei den Leistungen, Judi Dench macht da das beste aus ihrer Rolle und verleiht ihr - sie kann halt nicht anders - Charisma und Stil. Währenddessen dient Penélope Cruz für mich hierbei nur den optischen Reizen, ihre Leistung der Geliebten Guidos eher mäßig weshalb mich hierbei auch die Oscar-Nominierung verwunderte. Dafür überzeugt aber Marion Cotillard im Stile von Anouk Aimée als Guidos Ehefrau Luisa, auch hier passend besetzt. Weiterhin Nicole Kidman hat man da schnell vergessen als Cardinale-Kopie bzw. Continis Muse. Kate Hudson ist so gut wie überflüssig und agiert fast schon lachaft aufgesetzt als Journalist und ist nur vom Nutzen, dass sie den Song »Cinema Italiano«  ausschweifend singen darf, während der Cutter des Films dabei absolut des Wahnsinns war und bei seiner Ambition des öfteren den Verstand verlor - wobei so schlecht mögen Hudsons Gesangskünste auch nicht sein, wie es mir scheint.


Sophia Loren als Guidos Mutter dient nur erneut um an Fellini zu erinnern, aber immerhin sie ist irgendwie kleinweg präsent und Fergis (Wer ist das?) Rolle veranschaulicht auf ein weiteres nochmal diese große Hommage beziehungsweise für mich diese blasse Kopie mit dem prätentiösen Holzhammer. Kurzum: Die vielen Frauen in Guidos Leben. So wurde wird gleichauf aber durch diesen prominenten Cast bewusst, wie eindimensional die zahlreichen Charaktere gezeichnet wurden, da bleibt man selbst ziemlich blass.



Wenn man das sich dann im Nachhinein nochmal vor Augen führt, sollte klar sein, dass dies für mich keinesfalls zu einem positiven Abschluss hätte führen können. Nein, dies ist keine Hommage. »Famoso-Fantastico-Fellini«. Davon ist man weit entfernt, man möchte es kaum aussprechen aber der Film "Nine" ähnelt letztendlich mehr einer dreisten und musikalisch untertonten Kopie von Fellinis autobiografischen Meisterstück, dennoch durchaus positiv zu betrachten in Hinsicht der gelungenen Ausstattung und Daniel Day-Lewis ansehnlicher Darstellung, das reicht aber nicht um Marshalls Film vor dem Fall zu retten. Mein mildes Urteil bleibt dennoch bestehen. Immerhin habe ich Fellinis »8½« ewige Treue geschworren, auch wenn sich das jetzt scheinbar widerspricht.


3.0 / 10


Autor: Hoffman

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