...und wenn der Postmann dreimal klingelt, dann weiß Mensch wie Mutant, das Wort zur Woche heißt Trilogie. Wie komme ich bloß auf so etwas?! Ich möchte das eigentlich sofort editieren und aus dieser Welt schaffen, aber ich kann es nicht. Es ist wie ein Autounfall, man einfach nicht wegschauen oder es auslöschen. Man möge mir verzeihen. Dafür gibt es hier nun statt Singer eben Ratner, ob das ein gelungener Tausch war, bezweifle ich ein bisschen. Denn so muss sich Ratner selbst einmal neu in den Filmstoff der X-Men finden und gerade das im finalen Akt, das ist schon etwas problematisch zu betrachten.
Naja er versucht immerhin das Beste aus dem finalen Kampf der X-Men zu machen, auch wenn es da klare Startprobleme gibt, denn zunächst wird die im Grunde genommen recht dünne Handlung regelrecht mit einzelnen Handlungssträngen, Charakteren und Konflikten überladen, was gegenüber dem Film einen negativen Beigeschmack hervorruft. Immerhin versteht es Ratner dabei die Elemente miteinzubringen, die für ein großes Blockbusterfinale dem Schein nach durchaus von Nöten sind, da gibt es Pathos und einen spektakulären und großen letzten Kampf. Dafür fährt er weiterhin aber auch das Potenzial der hintergründigen und kritischen Ansätze zurück und lässt sie größtenteils ungenutzt.
Anfangs macht Ratner aber auch die Fehler von Singer, wie jener bei seinem Erstlings X-Men. Er führt neben den bisher halbwegs lieb gewonnenen alten Charakteren eine unzählbare Schar an neuen Mutanten ein, wobei nicht mal die Hälfte wirklich im Sinne der Handlung zu gebrauchen sind, das heißt, dass man schnell den Überblick verliert. Und diese Figuren zumeist absolut blass bleiben, wie die Figur von Ben Foster. Viele Rollen werden wohl nur als Mittel zum Zweck eingeführt. Ich möchte fast sagen, dass so mancher Charakter dabei förmlich verkümmert. Dennoch kann auch glänzt werden. Immer noch altbewährt und großartig aufspielend sind da natürlich Ian McKellen als finsterer Magneto. Übrigens macht McKellen hier wirklich einen großen Teil der Sympathie gegenüber dem Film meinerseits aus. Er hat einfach Charisma, wenn er die Rolle des Magneto spielt, während neben ihm auch Patrick Stewart weise und zuverlässig den Dr. Xavier gibt. Hugh Jackman ist sogar noch bärtiger und behaarter als beim letzten Treffen. Halle Berry scheint endlich ihren Rhythmus in der Rolle der Storm gefunden zu haben, vielleicht auch weil man jenem Charakter auch endlich mal einen Hauch von Tiefe schenkt. Und James Marsden darf kurz einen Depri-Cyclops geben, besonders erwähnenswert ist das nicht. Relativ ungenutzt bleiben da neben Vinnie Jones, Cameron Bright, Ellen Page, die aber auch wenig Forderung bei ihrer Rolle zu spüren bekommen und Bill Duke, der wohl irgendwie 80er-Jahre-Charme verbreiten soll. Das mag nach viel klingen, es gibt aber in Wirklichkeit noch viel mehr, so viel zur Austauschbarkeit von Charakteren. So werden viele Themen, Konflikte, Interessen eben nur angerissenen.
Doch immerhin lässt mich die Besetzung über viele Schwächen, die Ratner beim Verlauf seiner Geschichte macht, hinwegsehen, um das nochmal zu verdeutlichen, auch wenn er seinen Film innerhalb der Geschichte seines "X-Men"-Universums überlädt. So wäre ihm positiv vorzuhalten, dass er zumindest die Fähigkeit hat daraus ein temporeiches Blockbusterspektakel zu machen. Sehr ansehnlich sind auch die Effekte. Die letzte fulminante Schlacht wird dann gezimmert mit knalliger Action, einer fliegenden Golden Gate Bridge wie auch einem kraftvollen McKellen und Alcatraz als symbolisch zu deutender Ausgangspunkt der Handlung, das wird mit einem stets dramatischen Score untermalt, um dieses letzte Gefecht noch mal in ein tragisches Gewand zu tauchen. Insofern besitzen gerade letztere Sequenzen des Films eine gewisse ironische Note und ein durchaus charmantes Gesicht, aber nur in Anbetracht von McKellen.
Wenn man mich also letztlich fragen würde, ob ich "X-Men: Der letzte Widerstand" als einen würdigen Abschluss der Reihe sehen würde. So hätte ich Schwierigkeiten dazu wirklich eindeutig Stellung zu beziehen, ich würde wohl eher zu der Verneinung tendieren, weil ich nur schwerlich wüsste, was ich als positive Argumentation hervorheben sollte. Vielleicht den hochwertigen Cast, die doch stimmige Blockbusteraction oder das Tempo des Films, welches mich unterhielt? Ja, irgendwie ist er ja schon zu gebrauchen, eben im Sinne eines als Durchschnittsfilm, den man zufriedenstellend findet, bis man die restlichen Schwächen bemerkt.
5.0 / 10
Autor: Hoffman
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