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Donnerstag, 7. Februar 2013

Das Königsspiel von Spionen - Kritik: Dame, König, As, Spion (2011)



»Things aren't always what they seem.« - Tomas Alfredson erzählt von Maulwürfen, faulen Äpfeln, Spionen und nach einem Roman von John le Carré, den er schließlich hiermit aufmerksam komprimiert. In klinischen und technisch perfekten Bilder schickt er den Zuschauer damit zurück in die Zeit des Kalten Krieges und lässt das tot geglaubte Genre des Spionage- und Agentenfilms wieder im ehemaligen Gewand neu aufleben, von der ernüchterten Zeitstimmung bis zu der kühlen Atmosphäre. Seine Erzählung ist gemäßigt, aber mit einer erstaunlichen Präzision und Weitsichtigkeit ausgestattet, was Alfredson interessiert sind die kleinen Dinge. Es sind die Blicke, die Gesten, die Minuten und Sekunden, denen er Beachtung schenkt und sich dabei analytisch auf die Details seiner Geschichte konzentriert, denen er wiederum im Verlaufe seiner Geschichte Bedeutung einräumt und sie miteinander verknüpft. Mit bedächtigen und durchdachten Blick schreitet sein Protagonist Smiley bei der Ermittlung voran auf der Suche nach dem Feind in den eigenen Reihen und der sitzt ganz oben, ein internes Suchspiel. Das ist ein intelligentes Schachspiel zwischen Agenten (= Schachfiguren) im Stillen. Die Frage ist: Wer ist Freund und wer Feind? Wer ist Kumpane und wer Überläufer? Ein Spiel von und über Vertrauen, Misstrauen, Verrat und Moral. Und was bedeutet da noch Loyalität?




Aus Ruhe heraus schafft Alfredson die Faszination am Geschehen und aus der Langsamkeit die zuspitzende Spannung, die aus der sorgfältigen Rekonstruktion des früheren Spionagefilms und dessen Gefühl profitiert. Alfredsons saugt die Stimmung dieser Filme förmlich auf, verinnerlicht sie und gibt sie äußerst punktuell wieder. Oldman gibt den Smiley desillusioniert, menschlich und mit klaren Blick und mimt ihn mit einer ungeheuren Präzision von mimischen und gestischen Nuancen. Er blickt zurück und er blickt voraus. Das passt so exakt auf Alfredsons Inszenierung, der ja für seinen Teil auch nicht auf Rückblenden verzichtet, das es sichtlich verblüfft. So darf Alfredsons Film natürlich auch als fein zu betrachtendes Schauspielkino gewertet werden, durch die hervorragende Darstellerriege von Hurt, über Hinds, Hardy, Firth zu Jones, Strong und Cumberbatch, den ich jetzt auch für mich lieb gewonnen habe. Also Akteure, die durch ihr Spiel faszinieren und bei der distanzierten Schilderung wissen das Profil der Charaktere zu verdeutlichen, so deuten sie (und natürlich Alfredson) auch die tiefere Fassade hinter ihren Blicken und Gesichtern an. Ein bisschen erinnert das dann auch etwas daran, als hätte man Melvilles »L´Armée des ombres« in den Kalten Krieg und nach Großbritannien verfrachtet. Umso schöner bei einem solchen Vergleich ist natürlich das qualitative Bewusstsein über dieses Werk. Denn auch wenn er nicht unbedingt innovatives oder neuartiges dem Genre hinzufügt oder dem Stoff anbietet, so begeistert Alfredsons unaufgeregt inszeniertes Königsspiel trotzdem.



7.5 / 10


Autor: Hoffman 

Donnerstag, 8. November 2012

Die altmodische Schauerlichkeit einer düsteren Kulisse - Kurzkritik: Die Frau in Schwarz


 


Düstere, triste Bilder. Anfang des 20. Jahrhunderts in einem freudlosen Küstendorf in Großbritannien. Watkins hat sich das bestmögliche Ambiente für einen Film wie diesen ausgesucht. Ein abgelegener Ort, in welchem man sich nie wirklich geborgen fühlt; die Einwohner wollen einen nicht dort haben und das Wetter sorgt für eine unbehagliche Atmosphäre. Dazu kommt die Musik von Beltrami, die der ganzen Situationen ihren Stempel aufsetzt und oftmals gekonnt eingesetzt wird. Nicht zuviel, sodass sie störend erscheint, sondern genau auf den Punkt. Das ganze Setting hier ist zudem unglaublich stimmig, damit hat man sich viel Mühe gegeben, gefällt mir. Was man auch loben sollte ist Daniel Radcliffe. Der holt aus seinem Charakter das Maximum an Emotionen raus und hat die Bedenken, die ich hatte schnell zunichte gemacht. Ciarán Hinds, dessen Figur zudem eine recht interessante war, überraschte mich auch, da ich diesen vorher noch nie wahrgenommen hatte; durch seine Präsenz und dem ruhigen Spiel holte er, wie auch Radcliffe, einiges raus.
 
Denn auch wenn seine Figur sehr interessant war, nützt es nichts, dass das Drehbuch einige Schwächen hat. Von Logiklücken bis zu schwach ausgearbeiteten Charakteren war hier alles dabei. Klar, der Film ist keine Charakterstudie. Führt man aber interessante Charaktere ein, sollte man sie danach nicht zu lieblosen Klischeecharakteren verkommen lassen. Genügend Talent war in diesem Cast nämlich vorhanden. Da dies aber ein 'Horrorfilm' sein soll, sieht man dort großzügig drüber hinweg; auch wenn es negativ ins Gewicht fällt. Eine durchweg gute Atmosphäre besitzt der Film fast die gesamte Laufzeit. Nur mit der Spannung haperte es ein bisschen. Wenn unser Witwer minutenlang durch das Geisterhaus wandert und einem Geräusch hinterher jagt ist das beim ersten Mal noch spannend, da man eben nicht weiß wann etwas passieren wird, spätestens beim wiederholten Male dieser Szenerie wird es aber überflüssig. Denn wirklich gruselig wird es erst kurz vor Schluss. Vorher fliegt einen mal eine Krähe ins Gesicht oder hinter seinem Rücken spielt sich irgendetwas ab. Diese Szenen werden dann mit lauten Geräuschen auf der Soundkulisse begleitet. Gewirkt hat dies bei mir 2-3 mal, irgendwann wurde es aber lästig. Gegen Ende hin schraubt Watkins die Spannungskurve noch einmal hoch, sodass ich mich dann doch fast an meiner Sitznachbarin festgeklammert habe. Aber eben auch nur fast.
 
Nach einigen guten Schockmomenten die mein Puls endlich in die Höhen brachte, wo er die ganze Zeit über sein wollte, endete das Ganze in einem dämlichen Finale, welches mich wirklich aufgeregt hat. Hätte man 50 Sekunden früher zur Schere gegriffen, wäre es immer noch wenig originell, allerdings spannend und ohne wirklich faden Beigeschmack. So bleibt „The Woman in Black“ nur ganz nett. Wenig origineller, dafür streckenweise effektiver Grusel, der leider durch die letzte Szene einiges vom Gesamteindruck kaputt gemacht hat.






 

6.0 / 10


Autor: Broda