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Freitag, 23. November 2012

She drives me crazy - Kritik: Christine



»You know, when someone believes in you, man, you can do anything, any fucking thing in the entire universe. And when you believe right back in that someone, then watch out world, because nobody can stop you then, nobody! Ever!« - Ich gebe zu, ich bin doch hierbei abschließend mehr als überrascht und scheine Stephen King wie auch seinen Roman »Christine« sichtlich in der Komplexität seiner Story stark unterschätzt zu haben - und ja die daraus profitierende Umsetzung des Stoffes auch. Welche mit dem Roman im Jahre 1983 folgte, bei der es sich der »Master of Horror« John Carpenter selbst auf dem Regiestuhl gemütlich machte. Es mag meinen Zweifel geschuldet sein, dass ich mich erst durch metaphorische Erklärungen der Geschichte an den Film wagte. Dem Guru sei dank. Auf einmal entwickelte Carpenters »Christine« interessanten Nährboden, außerdem dienlich zur geduldigen Carpenter-Komplettierung. Carpenters Film durchaus deutsam als Hommage an den Zeitgeist der 50er Jahre und wer weiß vielleicht auch an die Emanzipation der Frau, obgleich das mehr Kings Vorlage geschuldet sein müsste.




Beileibe mag es schon ein Wunderwerk an sich sein, eine solch banale und vom abwegigen Realismus geprägte Idee, doch solch Maß an Innovation und Symbolik zu schenken, hierbei gelingt dies Carpenter durch die Abstraktion der Handlung - wirklich clever erdacht von King und erstaunlich gelungen umgesetzt von Carpenter. Dabei wäre Carpenters »Christine« im besonderen in zwei Interpretationsvarianten zu deuten, zum einem der Reflexion des obsessiven Verhaltens zu einem Objekt - der fanatische Hang zum Materialismus um sich in der Gesellschaft zu etablieren wie auch »Christine« als sexuelle Metaphern als wortwörtliches Objekt der Begierde, obgleich beide Arten dieser Ansicht sich hierbei durchaus überschneiden mögen. Somit mutet »Christine« eigentlich als ungewöhnliche Liebesgeschichte der anderen Art an - ironisch auch der Gedanke des Referenztitel eines Romy Schneider (-Delon) Films nach Schnitzler - Ein Umkehrwechsel des Prinzip: »Mein Baby gehört zu mir« - der 1958er Plymouth »Fury« - als Reflexion der weiblichen Emanzipation.


Die Frau als kraftvolles Individum, die ihre Stellung in der Gesellschaft beweist. So gesehen: Eine Maria Braun des automatischen Horrorfilms. Im gewissen Sinne - wie gedacht - als Karrierefrau, naja eher weniger und ansonsten mit Abstrichen. Der rote Lack - als anziehende Waffe der Frau demnach auch als Steigerung der Begierde und Lust. Der Wagen verführt. Und macht den hilflosen Mann zum Sklaven des Herzens. So beginnt die Metamorphose eines schütternden, doch leicht trotteligen und unbeholfenen Losers Arnie zum arroganten und selbstgefälligen Rebel (überzeugend in der Wandlung: Keith Gordon) - auch kenntlich an der Machtposition in der Familie - insofern arbeitet Carpenter selbstredend wieder mit absoluten Klischeebildern seiner angespitzt präsentierten Charaktere. Das Auto selbst als vielschichtigster Mechanismus des Films - mit innovativen Motiven. Das Eigenleben des Wagens - abstrus, aber sichtlich effektvoll inszeniert. Christine besitzt ihren Arnie. Sie als große Verführerin, sie kontrolliert ihn. Andere Damen werden nicht geduldet - zerfressen von Neid Eifersucht auf ihr Objekt (Arnie) und auch funktional die Zerstörung ihrerseits entfesselt den Wahn des bessessenen Mannes - Gier wird spürbar - und der fanatische Hang weitet sich.


Bis Wut zur Gewalt eskaliert und die Rache Christines beginnt. Und hierbei mag ich aufs neue von Carpenter überrascht sein, der diese Autoverfolgungen (= Action!) kreativ umsetzt, sich die düstere Atmosphäre, die er vorher schleichend entwickelte, nimmt, um die Bedrohung dem Zuschauer nahe zu führen. Es wird gehetzt - dazu hämmert Carpenters suggestiver Score, der zwar wie ein Best of seiner musikalischen Werke wirkt, aber nicht minder passend ist, ergänzt wird mit feurigen Rock-Sound, bei welchem Carpenter den Geist der 50er wiederaufleben lässt. Und schon ebnet sich der Weg der Rache zwischen explodierenden Tankstellen, heftigen Verbrennungen und unschönen Quetschungen - und doch mit einfachsten Mitteln verwirklicht von Carpenter und atmosphärisch getrieben von einer bedrohlichen Aura. Wenngleich Carpenters Film auch seinen Anschub benötigt und richtig Fahrt aufzunehmen, sodass Carpenter zunächst nur andeutend, trotzdem explizit in seiner Aussage beginnt. Den richtigen »Drive« besitzt er zumindest.



Technisch bleibt das Highlight bestehen: In trickreicher Selbstregeneration. Während darstellerisch Harry Dean Stanton als ermittelnder Detektive mal so richtig souverän skeptisch sein darf - sogar ohne Folgen! Hingegen der letzte Versuch doch etwas hoplerig, wenn Carpenter vorher für mich doch eher blass eingeführte Charaktere zu Sympathen werden lässt und so zu den Konventionen der schellen Identifizierung greift und das Finale auch ungeschliffen und viel zu abrupt wirkt. Es stellte sich meinerseits eine gewisse Unzufriedenheit ein. Doch flink versöhnt Carpenter wieder mit einem Abschlussbild sprühend vor beißender Ironie. Ich bitte doch zu verstehen, dies mag letztlich kein Grund sein Rock´n´Roll zu hassen. Denn: »The Ride is over.« Oder doch nicht?



7.0 / 10

Autor: Hoffman
 

Samstag, 17. September 2011

Kritik: "Eine wahre Geschichte - The Straight Story"

Ein David Lynch? Nicht surreal, nicht hochkomplex, nicht verstrickt? Sondern eine einfache Geschichte, er wieder von seiner ruhigen und "menschlichen" Seite, liebevoll, eben eine wahre Geschichte...ja das ist "The Straight Story" vom großen David Lynch aus dem Jahre 1999.

Wie bereits erwähnt ist die Story vom Film einfach, dafür aber genauso Herzerwärmend oder auch liebevoll und am Wichtigsten sie ist wahr, wenn auch in gewisser Weise irgendwie traurig, aber auf jeden Fall unglaublich bewegend: Der 73- Jährige Alvin Straight möchte seinen Bruder Lyle nach einem Schlaganfall besuchen und fährt dazu mit einem Traktor zu ihm. Einfach, aber doch schön mit vielen Lebensweisheiten verziert. Obwohl nicht viel passiert, zu jeder Zeit mitreißend.

Und natürlich fehlt hier selbstverständlich der perfekte Hauptdarsteller, in Form von Richard Farnsworth in seiner letzten Rolle, brillant als alter Witwer Alvin Straight, einwandfrei gespielt, einfühlsam rübergebracht, man fühlt förmlich Farnsworth Kraft und Ruhe beim spielen, ganz groß anders kann ich es nicht beschreiben, eine würdige letzte Rolle für ihn, bei der er noch mal alles geben konnte. Aber auch Sissy Spacek weiß als seine geistig zurückgebliebene Tochter Rose zu glänzen.

Also nun zu Lynchs Regie höchstpersönlich, der Meister bei der Arbeit, wieder ein zweites Mal also nach "Der Elefantenmensch" unglaublich menschlich im Vergleich zu seinen anderen Werken, liebevoll und sehr ruhig präsentiert uns Lynch sein Werk, unfassbar faszinierend, für mich über die volle Laufzeit, dazu noch ein Stück Melancholie und auch Lynch hat hier ein Händchen für jedes noch so kleine Detail, der Mann hat es einfach drauf, wer hätte so was von ihm erwartet... genial...
Des weiteren eine mindestens genauso hervorragende Kamera, mit famos-strahlenden-schönen Bildern, wunderbare Naturaufnahmen, ich kann es eigentlich nur mit dem Wort wunderschön beschreiben...einfach nur klasse...

Und dann gäbe es natürlich noch recht skurrile oder auch man könnte fast sagen schrullige bzw. sympathische und liebvoll gezeichnete Charaktere, toll ausgedacht, da fühlt das Herz regelrecht mit und vergessen sollte ich auch nicht die tiefsinnigen und eindringlichen geschriebenen Dialoge. Das Ganze wird zudem noch perfekt abgerundet von dem großartigen und schönen Score von Angelo Badalamenti.

Nun also was bleibt mir zum Schluss anderes übrig als zu sagen, dass ich von "The Straight Story" mehr als begeistert bin, ganz große Klasse, ich kann mich nur wiederholen Lynch hat es einfach drauf als Regisseur, das nenne ich eine mitreißende, rührende, sanftmütige, filmische Meditation.

9 / 10

Autor: Hoffman


Isos Meinung:

Hoffi liebt den Lynch - das merkt man. Und ich schätze ihn ebenfalls als Regisseur, auch wenn ich noch längst nicht alle Werke von ihm gesehen habe. "The Straight Story" entfernt sich, wie Hoffman bereits sagte, stark vom sonstigen Schaffen des filmischen Surrealisten. Lynch entführt uns in eine warmherzige und ruhige Geschichte, reflektiert mit dem großartigen Richard Farnsworth über das Leben und all seine Facetten. Am Ende steht dann der schlussendliche und vor allem lohnende Weg zur Versöhnung und das Abschließen miteinander. Gefühlvoll, schön anzusehen, ein Geschenk für die Seele.

7 / 10