Samstag, 16. März 2013

Spezialbuchreview: Midnight Movie






Heute wage ich mich mal auf ein anderes Terrain. Weg vom Bildschirm, die Nase ab zwischen die Seiten. Und, was stand denn so auf meinem literarischen Speißeplan? Ihr erahnt es sicher schon, ein gewaltiges Werk, das Goethes "Faust", Tolstoys "Krieg und Frieden" und Joyce's "Ulysses" zusammen überragt: "Midnight Movie" von Tobe Hooper und Co-Autor Alan Goldsher.

Wie, ihr wisst nicht, wer Tobe Hooper ist? Na, dann helfe ich euch mal auf die Sprünge...

wrumm, ratter, tatter, säg, säg, säg!!!!

Richtig! Der Regisseur und Drehbuchautor von "The Texas Chain Saw Massacre". Und damit ist ausdrücklich keiner der beiden Bay-Nispel Filme gemeint, sondern das schöne, alte, heißgeliebte "Blutgericht in Texas". Wer's nicht kennt, sollte es nachholen, so am Rande... Aber gut, ich will nicht abschweifen:

Vor ein paar Wochen schlenderte ich durch die lokale Buchhandlung, und mein Blick schweifte so durch die Regale, und da blieb ich plötzlich vor einem Buch, das bei den Neuerscheinungen stand hängen und musste mir erstmal die Augen reiben. "Was, das Buch ist von Tobe Hooper? Dem Tobe Hooper, der der Welt in Form seines Kettensägenmassakers ein wunderbares Geschenk gemacht hat? Das muss ich haben!".

Gesagt, getan, bezahlt und mit nach Hause genommen. Zunächst rätselte ich, um was es denn nun in diesem Werk gehen würde.Aber wie sagt man doch so schön: lesen geht über studieren. Oder so ähnlich. (?)

Nun ja, auch egal. So fing ich an zu lesen, und zunächst wirkte all das sehr autobiographisch. Hooper wird im Jahre 2009 zu einem Screening seines angeblich verschollenen ersten Filmes, "Destiny Express", eingeladen. Eigentlich hat der gute Tobe keine Lust darauf, da er sich sowieso nicht mehr an den Film erinnern kann und allgemein im Buch als ein misanthropischer Eremit, der jeglichen Kontakt zur Aussenwelt weitestgehend meidet, geschildert wird. Doch - und nun beginnt das ganze emotional zu werden . Hooper hat kein Geld, sein Ruhm ist seit Jahren verblasst und er hält sich mit billigen TV- Produktionen über Wasser. Fand ich irgendwie rührend. Der einsame Aussenseiter am Rande der Filmwelt, in der ein Blockbuster nach dem anderen aus der Filmschmiede kommt, und Millionen gemacht werden. Doch, egal, Hooper werden vom Veranstalter des Scrrenings, einem nach Salami stinkendem, fetten Big Lebowski Fan, 20.000$ geboten, falls er zum Screening kommt. Da kann Hooper, der mittlerweile in Los Angeles (von ihm meist "Hell-A" genannt) lebt, nicht ablehnen, da er laut eigener Aussage mit einigen Rechnungen im Rückstand ist, und fliegt daher kurzfristig in seine Heimatstadt Austin in Texas. gut, soweit wäre der Plot erklärt, und ich dachte beim Lesen wirklich, dass das eine Autobiographie wäre, doch prompt mit Seite 100 lässt Hooper den Plot einfach fallen und die Geschichte nimmt absurde, horrorlastige und auch gesellschaftskritische Züge an.

Ich will nicht zu viel verraten, denn was sich ab Seite 100 abspielt ist einfach so verrückt, dass man es eigentlich selbst gelesen haben muss. Nur so viel sei gesagt: seltsamer Weise verfallen mehrere Leute, die bei dem Screening waren dem Wahnsinn, bekommen merkwürdige Geschlechtskrankheiten oder planen plötzlich Selbstmordattentate. Und diese Welle schwappt mehr und mehr auf das ganze Land über, und so wird der Frühling/Sommer 2009 in den USA zu einer Art Bürgekrieg. Jetzt bleibt nur zu rätseln, inwiefern Hoopers Erstlingswerk etwas damit zu tun hat, und was Tobe unternehmen kann, um die USA zu retten....

Geschrieben ist das Buch, zugegebenermaßen, sehr gewöhnungsbedürftig. Das Geschehen wird immer aus der Sicht einer der beteiligten Personen geschildert, oder mehrere Seiten bestehen einfach nur aus fiktiven Twitter Nachrichten, Blog Einträgen, Artikeln von merkwürdigen Websites oder auch einem Protokoll eines wahnsinnigen Homeland Security Agenten. Auch die Wortwahl ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Hooper verwendet oftmals satirische Übertreibungen und Vulgärsprache. Hat mich allerdings kein bisschen gestört. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass Hooper einen herrlichen und absurden Sinn für Humor hat.

Man kann "Midnight Movie" vordergründig als reines Fun Buch für Horrorfans sehen, doch es ist auch eine satirische Schelte gegen Hollywood, sowie die Berichterstattung der Medien und Internetcommunity im Falle eines Ausnahmezustands. Doch das überlässt Hooper ganz fein dem Leser selbst.

Abschließend bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass mir das Buch sehr gefallen hat und Hoopers Status als "Heiliger", zumindest für mich, untermauert hat. Empfehlen will ich es aber trotzdem nur bedingt, da es sehr eigen ist und beileibe nicht jedem gefallen wird. Aber egal, ich fand es herrlich und segne es mal mit dem Status "Geheimtipp" ab.


8/10

Autor: MacReady

4 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, was für mich jetzt überraschender und schockierender ist. Hier eine Buchvorstellung zu finden... oder mir einen durch eine Buchhandlung spazierenden MacReady vorzustellen ;-).

    Die Geschichte klingt auf jeden Fall sehr abgefahren und passt irgendwie auch gut zu Hooper. Geschlechtskranke Selbstmordattentäter sind schon mal irgendwie... anders. Danke auf jeden Fall für den Tipp, ich werde mal zusehen, ob ich den Titel irgendwo auftreiben kann.

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    1. Tja, die Regel bestätigt die Ausnahme, auch ich greife von Zeit zu Zeit zum Buch (wenn Flasche oder Fernbedienung nicht in Reichweite sind).

      Wenn du dem Absurden aufgeschlossen bist, könntest du durchaus deine Freude damit haben. ;)

      PS: Dieses Buchreview wird aber wohl ne einmalige Sache bleiben, nicht dass sich hier jemand Hoffnungen macht. ;)

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    2. Ich hab mir die englische Taschenbuchausgabe gerade für 10,99 bei den Amazonen bestellt.

      Klingt ja schon irgendwie interessant der Humpen.

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    3. Ja, schon jetzt ein Klassiker der Weltliteratur. Nobelpreis ist nur eine Frage der Zeit. ;)

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