Mittwoch, 30. November 2016
Der magische Funke, wo ist er nur hin? - Kritik: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016)
Ja, hierbei handelt es sich um eine Tendpole-Produktion. Das lässt sich schlichtweg nicht leugnen. Doch soll dies nicht zugleich bedeuten, dass eine solche nicht auch ihre Reize haben kann. Möglicherweise hält sich das Potential in Grenzen, grundsätzlich ist es aber selbstredend möglich, auch hier seine eigene künstlerische Handschrift zu entfalten. Fragt sich nur, wie jene von David Yates überhaupt aussieht. Als Erkennungsmerkmal stechen besonders die Zeitungen hervor, die nicht nur schöne Montagen bilden, sondern auch die Handlung vorantreiben. Darüber hinaus gerät man schon ins Grübeln. Nach diversen britischen Fernsehproduktionen schien er der geeignete Mann für die restlichen Adaptionen der Harry Potter-Jugendbuchreihe zu sein. Während die Regie anfangs noch zwischen Christopher Columbus, Alfonso Cuarón und Mike Newell wechselte, übernahm Yates anschließend die gesamte Menge der Arbeiten seiner Kollegen. Stilistisch folgten seine Filme der etwas düsteren Umsetzung, die seit dem Gefangenen von Askaban offenbar die neue Stoßrichtung markierte. Klar, die jungen Fans werden ja auch älter. Irgendwie bedeutete dies gleichzeitig, dass die Reihe wohl ebenso erwachsen werde (in der Theorie zumindest). Es ist anzuzweifeln, wie erwachsen eine Filmreihe sein kann, deren Finale aus monetären Motiven in zwei Akte geteilt wird, die erst einen ausgedehnten Campingtrip der Protagonisten und später ein krawalliges Spektakel präsentieren. Nach einer (gar nicht mal so langen) Schaffenspause meldet sich Yates nun fünf Jahre später gleich mit zwei Filmen zurück: Zum einen belebt er Tarzan, den Herrn des Dschungels, für Warner Brothers neu, zum anderen nimmt ein lange vorbereitetes Spin-Off tatsächlich Formen an. Das knapp 100 Seiten umfassende Sachbuch "Fantastic Beasts and Where to Find Them" stellt die sehr lose Vorlage dar, ihr fiktiver Autor Newt Scamander ist zugleich der Protagonist für ein in den 1920ern angesiedeltes Abenteuer in New York, was angesichts des Schauplatzes ein Novum darstellt, wenn bedacht wird, dass bisher Europa bzw. England der bisherige Standort war. Also kurz gesagt: Prequel, Spin-Off, vier Sequels bestätigt. Los geht's!
So wirklich viel macht der Film leider nicht aus dem Wechsel in die Staaten. Nicht-Zauberer heißen jetzt No-Maj statt Muggel und das Zaubereiministerium nennt sich nun Magischer Kongress (MACUSA). Der Engländer Scamander reist hierher, um ein Heim für eines seiner magischen Geschöpfe zu finden. Da es nicht erlaubt ist, jene in das Land zu führen, schmuggelt er es inmitten seines Gimmicks (ein Koffer mit Platz für allerlei zoologische Arten) über Coney Island nach NY. Auf eine zeitliche Verzahnung mit beispielsweise der Prohibition wird indes leider verzichtet. Auf Grund eines Unfalls werden sein Koffer und der eines dicklichen No-Majs vertauscht, was zwangsläufig ein Öffnen der Büchse der Pandora nach sich zieht. Ehe man sich versieht, kreuchen und fleuchen drei, vier Monster durch die Metropole. Das gestaltet sich so lahm wie es klingt und deshalb baut Drehbuchautorin Joanne K. Rowling (Ja, DIE Rowling) eben noch einen Bogen für die kommenden Filme ein: Der Auror Percival Graves untersucht das Phänomen der Obscurus, also einer magischen Entität, die sich in unterdrückten Zaubererkindern ausbreiten, irgendwann ausbrechen und unkontrolliert Chaos sowie Zerstörung mit sich ziehen. Daher lässt sich bereits erahnen: Auf das übliche Stadtzerstörungsspektakel muss niemand verzichten! Das größte Ärgernis ist hier aber nicht die brave Befolgung von Konventionen zeitgenössischer Blockbuster, sondern tatsächlich der Hauptdarsteller. Eddie Redmayne hat sich bisher vor allem dank ätzender Nachstellung historischer Persönlichkeiten (Stephen Hawking, Lili Elbe) in die Herzen und Därme der Zuschauer grimassiert. Nun ist Scamander eben dies natürlich nicht, dennoch nuschelt und feixt er sich als allem Anschein nach autistische Figur durch die quälend lange Laufzeit als gäbe es kein Morgen mehr. Der zurzeit unerträglichste Schauspieler? Wahrscheinlich schon. Leider sind die anderen Figuren allerdings nicht viel besser. So wird hier der eigentlich talentierte Ezra Miller auf beschämende Weise verheizt. Zudem darf man sich auch gerne mal vom Pairings-Klischee "dick und gutmütig + hübsch und weltfremd" verabschieden. Letzten Endes hat mich der Quark mehr an "Pixels" und "Gänsehaut" statt an "Harry Potter" erinnert, was sehr bezeichnend ist.
3 / 10
Autor: DeDavid
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