Wenn man über William Friedkins »The Hunted« spricht, dann kann man zu diesem Film auch sagen, dass dieser wie ein rohes Stück Fleisch ist. Es ist ein Werk, bei dem keinen (wirklichen) Platz für Sensibilitäten gibt. Die Frage sei erlaubt an dieser Stelle, wieso das denn überhaupt sein sollte? Denn schließlich ist Friedkins Film auf den ersten Blick nichts anderes als ein ranzig-reaktionäres und dreckiges und schäbiges B-Movie, ein stumpfes Holz, in dem es Friedkin um Männer geht. Sein Film ist damit archaisch. Er beginnt in der Hölle des Krieges im Kosovo, die hier wie ein Feuerofen anmutet. Es ist aber auch so, dass Friedkin diese Szenerie nur plump und hölzern bebildert, dass man sich eigentlich - ohne das weiter auszuführen - in einem ganz anderen Film wähnt. Diese Hölle dieses Krieges verfolgt einen seiner Soldaten (Benicio Del Toro) aus einer Spezialeinheit für Tötungen noch lange. Dieses Trauma ist seit »Rambo«, auf dessen Fußstampfen sich Friedkin fraglos bewegt, nicht neu. Er erzählt von einem Mentor- und Schüler-Verhältnis, was er auch indirekt als eine Art Vater-Sohn-Beziehung auslegt, die nun Jäger (als Naturbursche und einsamer Wolf, der mit den Wölfen läuft: Ein bärtiger Tommy Lee Jones, der mittlerweile die Rolle des Jägers im Schlaf zu spielen scheint) und Gejagter (Del Toro) spielen.
Dieser archaische Film versteht sich dabei durchweg als eine solche Jagd zwischen seinen zwei Protagonisten. Sein Film besteht aus Suchen und Finden (eine nette Randbemerkung ist dazu, wenn Jones einem kleinen Mädchen in einem Bistro beim Versteckspiel hilft). Friedkin lässt seinen Film im gewissen Sinne roh und unbearbeitet. In der ersten Hälfte hält er sich vornehmlich in den Wäldern und der Wildnis auf, was als Ansatz durchaus einen Reiz hat, da er zeitweise einen durchaus aufmerksamen Blick auf das Naturelle hat und auch später in Portland umschreibt Jones die Stadt selbst als Wildnis, durch die er bald darauf auch einen (sprunghaft-diffusen) Irrlauf inszeniert, um dann im letzten Drittel wieder zurück zur ursprünglichen Natur zu finden, wo dann alles auf die finale Konfrontation der beiden Protagonisten hinausläuft. Es sind dabei kalte und kahle Bilder in diesem kaltherzigen Film, die Friedkin zeigt. So reizvoll das bis zu diesem Punkt auch klingen mag, so hat Friedins Film natürlich auch eine Kehrseite.
Denn so positiv vieles vorher auch klingen mag, so handelt es sich bei dem Werk eigentlich um einen kraftlosen und oft uninspirierend inszenierten Film, der sich oft (besonders in der ersten Hälfte) in die Ecke einer drittklassigen Fließbandproduktion begibt, unter anderem durch Friedkins Art der Verschleierung bei manchen Szenen. Man möchte eigentlich zeitweise bei diesem spartanisch heruntergedrehten Film kaum glauben, dass Friedkin hinter diesem Werk als sein (eingezwängter?) Regisseur stand. Sein Film ist so farblos und schemenhaft, dass man nach seinen einzelnen gelungenen Szenen oder Einstellungen suchen muss (was natürlich - das gebe ich zu - auch seinen Reiz haben mag), die man durchaus auch (spärlich) finden wird. Friedkin geht es auch um die physische Aktion, Faust- und Messerkämpfe, die aber oft steif und nachlässig erscheinen und von denen es sowieso nicht allzu viele gibt. Überhaupt muss man sagen, dass es hier von nichts zu viel gibt, sondern immer nur zu wenig. Am Rande hat Friedkin dann auch noch eine notorische Flucht mit Auto, eine kurze Autoverfolgungsjagd, miteingebaut, die aber kaum weiter erwähnenswert scheint. Das gilt eigentlich auch für »The Hunted« an sich in Friedkins Schaffen, den man eigentlich getrost links liegen lassen kann, muss man ihm auch eingestehen, dass er in seinem ganzen vertrauten Schematismus etwas kurzweiliges an sich hat.
4.5 / 10
Autor: Hoffman
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