Mittwoch, 30. Mai 2018

Von Helden & Bösewichten - Kritik: Todeszug nach Yuma (2007)


In seinem Remake »3:10 to Yuma«, das auch wieder eine Wiederbelebung des Westerns in Hollywood darstellte, weitet James Mangold das (konzentriert verdichtete) Original von 1957 aus, vergrößert das Szenario und passt es im Zuge dessen auch den heutigen Sehgewohnheiten an. Er richtet seinen Fokus gezielt mehr auf die Vater-Sohn-Beziehung seine Films, wo Delmer Daves dagegen diesen Aspekt eher allgemein unter dem Stichwort Familie fasste. Mangold erweitert also das Original (und damit wahrscheinlich seine Vorlage von Elmore Leonard) und sein Film ist damit auch in seiner Erzählung »epochaler« angelegt. Das lässt dieses Edelwestern durchaus protziger erscheinen als sein Vorgänger. Das Remake des immerhin im Jahre 2007 knapp 50 Jahre zurückliegenden Films ist demnach auch actionbetonter und sucht mehr das Spektakuläre. Mangold nimmt sich aber auch mehr Zeit, um die (stationäre) Reise seiner Figuren zu erzählen. Es ist ein geradliniger und effektvoller Genrefilm, den Mangold hier geschaffen hat, der in seinen Bildern durchaus illustrativ die öden Landschaften einfängt, welche die Protagonisten auf ihrer Reise passieren müssen.


Es ist ein oft ruppiger, aber auch gewandter und mit Bedacht inszenierter Film. Dabei handelt sich bei Mangolds Werk eigentlich auch um einen ganz und gar klassischen erzählten Film über Helden und Bösewichte. Auf der einen Seite ist der arme und einfache Farmer Dan (Christian Bale), der im Bürgerkrieg gedient hat und dabei ein Bein verloren hat und der mit seiner Familie gerade noch so über die Runden kommt. Auf der anderen Seite steht Ben Wade (Russel Crowe), ein undurchsichtiger Outlaw, eine Gestalt mit vielen Gesichtern, von der man nicht weiß, was sich wirklich dahinter verbirgt. Er überfällt mit seinem Männern eine Postkutsche, wird später durch Zufall gefangen genommen und soll von einer Gruppe nach Contention überführt werden, wo ihn ein Zug ins Gefängnis nach Yuma bringen soll. Dan nimmt das Angebot an, Ben mit einer Truppe von Leuten (u.a. Peter Fonda und Alan Tudyk) für 200 Dollar dorthin zu überführen, um seine Familie weiterhin ernähren zu können. Verfolgt werden sie dabei von Wades Bande (angeführt von einem kaltblütigen Ben Foster).



Die Geschichte von Dan Evans ist demnach auch wieder einmal eine Geschichte eines Verlierers, der beweisen muss, dass er ein Held ist und dem »Bösen« gewachsen ist, Er muss sich auf dieser Reise (wieder?) als Held etablieren. Andererseits ist es daneben auch die Geschichten eines aufmüpfigen Sohnes (Logan Lerman), der das Abenteuer sucht und sich nicht von seinem Vater zurückhalten lässt, der so gesagt in die Welt der Erwachsenen will. Er macht eine Art Initiationsreise durch. Er ist ein Junge, der am Anfang in der Mitte steht, vor der Entscheidung, welchen Weg er wählen soll. Er hegt Bewunderung für den Outlaw Wade und sagt von sich, dass er nie in die Fußstapfen seines Vaters treten werde. Diesen Aspekt denkt Mangold zum Großteil nicht weiter, ist nach der ersten Hälfte des Films sowieso entschieden und so belässt Mangold bei einem (theoretischen) Ansatz. Trotzdem handelt sein Film zum Großteil von der fiebrigen Konfrontation von Gut und Böse, Grenzen, die aber auch in seinem Film zunehmend zerfließen. Spätestens wenn sich der Film in seinem (damit deutlich anders gelagert als sein Original) bleihaltigen Showdown entlädt, dessen Ausgang durchaus zwiespältig stimmen kann. P.S.: Einen smarten Insider-Gag hält der Film dann übrigens bereit, wenn er die Deputys des Marshalls in Contention Sam Fuller (wie den Regisseur) und Harvey Pell (der von Lloyd Bridges verkörperte Deputy Marshall in »Zwölf Uhr mittags«) nennt.


7.0 / 10

Autor: Hoffman 

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