Freitag, 21. Juni 2013

Knocking on Heaven's Door... - Klassiker der Extraklasse: Pat Garrett jagt Billy the Kid (1973)


Zwei Männer. Zwei Freunde. Zwei Feinde. Zwei Gegner. Jäger, Gejagter und umgekehrt. Das sind Patt Garrett und Billy the Kid. Einst standen sie gemeinsam auf der Seite der Gesetzlosen, doch mittlerweile dient Pat dem Gesetz und erhält den Auftrag, Billy zu töten. Solche Stories kennt man, keine Frage, aber dennoch ist "Pat Garrett & Billy the Kid" etwas ganz besonderes, und definitiv einer der besten und klügsten Western überhaupt. Vor allem dann, wenn man bedenkt, wer damals auf dem Regiestuhl saß: kein geringerer als Sam Peckinpah. Was erwartet man da? Blut, Zeitlupen und Schießereien bis zum bitteren Ende. Das bekommt man auch, aber dennoch ist "Pat Garret & Billy the Kid" von einer allgegenwärtigen Melancholie und Schwerfälligkeit geprägt. Man erlebt sowohl Billy auf der Flucht, als auch Pat, der ihn jagt, aber man weiß schon längst, wie die Geschichte für die beiden enden wird. Beide werden den Tod finden, denn in Peckinpahs wildem Westen gibt es nun mal keinen Sieger; keinen Guten, dem alle zujubeln, weil er den Bösen zur Strecke gebracht hat. Unterstrichen wird dieser Grundtenor durch die sehr unorthodoxe, aber auch sehr passende Dylan-Musik, die den Film im positiven Sinne immer wieder ausbremst und ruhen lässt.


Als Zuschauer merkt man dann auch allmählich, dass weder der zynische Pat - eine Figur, die sowohl Äußerlich als auch im Verhalten erstaunlich viele Ähnlichkeiten mit dem Regisseur aufweist -, noch der Outlaw Billy wirklich motiviert in diesem Katz- und Maus Spiel sind. Mit fortschreitender Laufzeit wirkt der komplette Film sogar wie eine Art "Apocalypse Now" des Westerns: es wird gestorben, es wird geschossen, es wird getrunken, es wird in die Kiste gestiegen und weiter gejagt, aber trotzdem kommt kaum Spannung auf, das Geschehen wirkt - im positiven Sinne - wenig fassbar. Es wirkt so, als würde Peckinpah, nachdem er den Western in "The Wild Bunch" in Fetzen geschossen hat, nun ein düsteres, pessimistisches und zynisches Requiem auf das komplette Genre komponieren. (Anmerkung: Peckinpah drehte nach diesem hier keinen Western mehr.) Selbst der finale Showdown ist sehr karg inszeniert, und untermauert nochmals, dass diese ganze Geschichte, das komplette Katz-und-Maus-Spiel zwischen Pat und Billy, keinen wirklichen Gewinner kennen kann, außer denen, die Pat für den Auftrag bezahlt haben. Das Individuum zählt in Peckinpahs Western nicht mehr viel; seine Figuren sind arme Kreaturen, die in einem Netz aus Gewalt und Korruption gefangen sind. Liest man diesen Film im Kontext seiner Zeit, geht er auch als Analogie auf eine amerikanische Gesellschaft, die durch Watergate das Vertrauen in die Regierung verloren hat, durch, da sowohl im Wilden Westen, als auch in der Politik, Anstand und Ehre lägst der Vergangenheit angehören.


8.5/10

Autor: MacReady


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen