Samstag, 5. Oktober 2013

Überhaupt nicht mein Ding! - Kritik: The Thing (2011)


Geht es um die persönlichen Lieblingsfilme, sind Remakes von ihnen eigentlich schon, bevor sie überhaupt abgedreht sind, gescheitert. Man braucht sie nicht. Sie werden einem niemals das bieten, was das Original bietet. Das weiß wohl jeder. Deswegen kommen einige Schlaumeier immer häufiger auf die Idee, einfach Fortsetzungen oder Vorgeschichten dieser Filme zu drehen, um somit die Fans des Originals ins Kino zu locken, da aus dem Stoff ja noch was rauszuholen wäre. So ist das im Jahre 2011 auch bei John Carpenters "The Thing" der Fall gewesen. Für mich persönlich sowas wie der absolute Lieblingsfilm. Mein cineastischer Gral. Mein Refugium, in das ich mich zu jeder Zeit zurückziehen kann. (ein Aufenthalt unter Alkoholeinfluss ist dabei zu empfehlen. Nicht unbedingt, weil der Film schlecht ist, aber mit seinen besten Freunden oder der großen Liebe trifft man sich ja auch nicht zum Tee.) Warum kann ich nicht sagen, ist auch nicht so wichtig. Meisterwerk! 
Wie auch immer, da gibt es nun dieses Prequel. Als ich das erste Mal davon hörte, runzelte ich bloß mit der Stirn und ignorierte es getrost. Man "muss" ja schließlich nichts schauen. Aber es kam wie es kommen musste, und ich sah mir das Teil halt auch mal an. Dass ich ihn scheiße finden würde, war mir schon davor klar, aber ich habe ihn trotzdem geschaut, da die Neugierde oft über die Vernunft siegt. 


Der Film ist natürlich scheiße, aber ich will noch auf ein paar andere Themen zu sprechen kommen. Zuerst einmal die Sinnhaftigkeit eines solchen Prequels. Wer Carpenters Film kennt, der weiß, dass das eigentlich gar keine sehr epische oder komplexe Geschichte ist, als dass in dem Stoff noch arg viel mehr als ein für sich stehender Film, der ja selbst ein Remake ist, aber sich eben vom Vorgänger loslösen konnte, drinsteckt. Das ist nicht wie beim ebenfalls traumhaft-genialen "Alien", der vor Symbolik und Subtext nur so überquillt. Nein, "The Thing" war eigentlich das komplette Gegenteil. Der Film war toll wie er ist. Er lebte davon, dass man einerseits "alles sah" (Bodyhorror, Zerstörung des menschlichen Köpers von innen), was ihn vom ersten "Alien"-Film unterscheidet, und auf der anderen Seite nicht wusste, woher das böse Alien kam, was es genau auf der norwegischen Forschungsstation getan hatte, außer, dass es die Norweger brutal abgemetzelt hatte, was man allerdings nur anhand der Überreste der norwegischen Crew erahnen konnte, weshalb sich der Horror in Carpenters Version durchaus auch im Kopf des Zuschauers abspielte, obwohl Carpenter auf der einen Seite wiederum nicht an Fleisch, Blut und Gore spart. Ein sehr cleverer Film eben, der den Zuschauer somit auf mehreren Ebenen attackiert. Das Prequel, das natürlich die Geschichte, wie es den Norwegern genau erging, erzählen muss, kann damit für jemanden, der das Original aus ähnlichen Gesichtspunkten schätzt, nur eine Totgeburt sein! Zwar mag es auf den ersten Blick so wirken, als ob das Prequel seinen Bezugsfilm mit Samthandschuhen anfasst - sprich: mit dem nötigen Respekt an die Sache herangeht -, doch es wird sehr schnell klar, dass dies der größte Fehler ist, den der Film machen konnte. Das Prequel schafft es nämlich zu keinem Zeitpunkt, aus dem Schatten des Carpenter-Films herauszutreten: die Figurenkonstellation wird völlig übernommen, auch wenn es diesmal Frauenrollen gibt, denen allerdings keine eigenen Facetten abgewonnen wurden; einzelne Szenen sind kopiert; der Score klingt fast gleich und ist stellenweise sogar der selbe und es wird einfach alles, was im Film von 1982 noch unerklärlich war, erklärt und damit verklärt und entmystifiziert, da es dem Zuschauer jeglichen Freiraum für eigene Fantasien und somit der Erzeugung von Furcht vor dem, was man nicht kennt und weiß, nimmt. Ein einziges Ärgernis. 


Aber das ist noch nicht genug, der Film hat, wie zu erwarten, noch ganz andere Schwächen. Zum einen sind das die Darsteller. Die Rollenverteilung ist mehr oder weniger die selbe, doch es fehlen die Ecken und Kanten, die Überzeichnung, die trockenen Sprüche und der daraus resultierende Humor des Originals. (ich schreibe bewusst "Orignal", da der Film aufgrund seiner Feigheit davor, der Thematik auch nur ein bisschen was Neues abzugewinnen, mehr ein Remake als ein Prequel ist) Hier bekommt man einfach eine Truppe voller Abziehbilder, die von untalentierten Darstellern verkörpert werden, wie man es aus vielen anderen, an dieser und auch sonst keiner Stelle erwähnenswerten Horrorproduktionen kennt. Solche Schablonen von Charakteren sind mir egal, da können sie auch noch so toll aussehen, ich will lieber hässliche und ehrliche Typen! Die andere Sache ist ein leidiges, oft schon durchgekautes Thema, auf das ich eigentlich nicht wirklich eingehen will, da das wohl vielen so geht: die Effekte. Klar, heute ist durch die CGI-Technik einiges machbar, aber trotzdem sollte man sich in der Hinsicht immer noch zurückhalten, da diese Gore-Szenen meinetwegen brutaler sind, aber man ihre sterile und technokratische Künstlichkeit einfach nicht übersehen kann. Man sieht einfach, dass das am PC gemacht wurde, da steckt nix dahinter. Das trieft nicht, das ist nicht fleischig, nicht blutig, das ist leblos und lässt einen einfach nur kalt. Da kann man nix machen. Die perversen und kreativen Special-Effects des Originals und anderer Genrevertreter spielen einfach mindestens zehn Ligen höher. 
All das zusammen ergibt einen Film, der sich nichts traut, der ohne das Original nicht mal ansatzweise funktioniert, und der Freunde des Carpenter-Films einfach nur nervt, da er auf heuchlerische Art über Umwege an den Mechanismen des Originals herumwerkelt, da er selbst überhaupt keine Ideen hat. Ein Film wie ein dreckiger Schleimer, der immer einen auf nett macht, da er es ja "nicht anders kann", aber dem man deswegen am liebsten die Fresse polieren wöllte. 


1.0/10

Autor: MacReady


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