Donnerstag, 3. Oktober 2013

Was ist der Lohn der Rache? - Kritik: Vengeance (2009)




Am Anfang verkünden Regen und Donner in dieser friedlichen und familiären Welt das unselige Omen: Schüsse, Blut und dann der Schnitt zum einsamen und wortkargen Wolf Costello (steinernd mit trüben Blick: Johnny Hallyday), der nun auf Rache für seine Tochter und ihre Familie sinnt und der sehr gut dem Western entlehnt sein könnte, aber wohl vielmehr in der Tradition von Melvilles eiskalten Engel steht, das würde sich auch daran erklären lassen, dass Alain Delon zunächst für diese Rolle vorgesehen war und andererseits auch am Namen des Protagonisten. Schade eigentlich, dass daraus nichts geworden ist, es hätte ein Comeback für Delon werden können und diese Rolle sicherlich noch um einiges vergoldet. Dann macht sich der werte Johnnie To das Klischee eben so zu nutze und vereint ihn mit drei weiteren loyalen Auftragskillern, woraus sich dann wieder eine Gruppe aus vier formiert, gut möglich, dass das speziell auf Melvilles »Vier im roten Kreis« bezogen werden kann, der hier wahrscheinlich Pate stand. Gekonnt ist da auch die stilistische Ausarbeitung in anziehenden, düsteren, kühlen und damit stark distanzierten Bildern. Das Stilbewusstsein ist To sicher und ja diese Präzision beeindruckt über gewisse Strecken, dennoch emotional ist dafür To´s Werk zu Beginn wenig empfänglich, ob man es als herb, unnahbar oder teilweise ablehnend bezeichnen möchte, das läuft eh alles auf dasselbe hinaus.

Und gerade da schlendert To manchmal durch die Handlung, wie durchs Nichts und hält sich oftmals mit spielerischen Nebensächlichkeiten auf, dabei entlädt sich die Bildsprache doch in der stillen Aktion oder Kombination mit dem Soundtrack. To findet schließlich die richtigen Bilder um diesen Feinheiten (ideenreich) Ausdruck zu verleihen, ob das nun bei reflektierenden Wagenfenstern ist, bei der Kreiselbewegung einer Scheibe in der Dunkelheit oder bei endzeitähnlichen Müllkubenschießereien, irgendwie haben solche Momente bei To eine gewisse Schönheit inne. To schafft durch seine Bilder aber auch greifbare Spannungen der Konfrontation und eine Kunst aus furiosen Schusswechseln, daraus kreiert er große Momente im Mond des Wolfes (= Jägers) zwischen Bäumen, fallenden Blättern und Rauch, sodass er damit im Mondlicht innehält, Ruhe und Stille zum Vorschein bringt, das ist ein atemloser Moment. Bemerkenswert ist natürlich auch To´s Themavariation von Rache und Vergeltung, bei welcher er die Moral des Ganzen in Frage stellt durch die Wendung oder Klärung seiner Hauptfigur. To nimmt damit dieser Rache eigentlich jeglichen Sinn und hinterfragt damit die emotionale Bedeutung dieser Vergeltung. Was ist also der Gewinn dieser Rache? Die ungewisse Erlösung? Letztlich ist es mehr ein Kampf gegen sich selbst, als gegen den Initiator und Kontrahenten. Ein Kampf gegen die Hilflosigkeit, wie es bereits in der verdammt regnerischen Schirmsequenz der Fall war, die diese Verlorenheit und Verzweiflung dieses Charakters in fesselnden Bildern illustrierte. Wenn ich also zurückdenke ist es fast ein bisschen schade, dass nicht der gesamte Film diese Intensität, welche hier in den großen Momenten herrscht, beibehielt.



7.0 / 10


Autor: Hoffman 


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