Nick Ray, der alte Romantiker, erzählt in seinen Debüt die Geschichte eines Jungen und eines Mädchens, welche nicht in diese Welt finden konnten. Schon zu Beginn macht das Ray seinen Zuschauern deutlich, sodass sie wissen mögen, wohin diese Reise gehen wird. Dabei schickt Ray seine Protagonisten in seinem Film noir auf eine Reise durch eine Landschaft, in welcher die Zeiten der großen Depression noch immer präsent scheinen. Dabei beginnt er zunächst stürmisch: Zwei knallharte Brocken und ein junger Naivling sind aus dem Gefängnis ausgebrochen und suchen nun Unterschlupf bei dem Brudern des einen Gangsters, einem alten Trinker, und dessen Tochter Keechie. Dieser Junge, das ist Bowie (verletzlich: Farley Granger), ein schüchtern wirkender und sensibler Typ, der noch nicht ganz erwachsen geworden ist, der sieben Jahre lang im Gefängnis saß und der von einer Heimat (= einer Tankstelle?) träumt. Und natürlich hatte er - wie viele von Rays jungen Helden - nie einen wirklichen Vater. Keechie (Cathy´O Donnell) ist ein resolutes und unsentimentales Mädchen, das aber auch ihre romantischen Züge hat. Eine sanfte Bindung zwischen Beiden ist spürbar. Die beiden Gangster planen wiederum gleich einen Banküberfall, um an Geld zu kommen. Bowie steigt mitein, um das Geld für einen Anwalt zu haben, der seine Unschuld beweisen könnte für den Mord, für den er ins Gefängnis kam. Stellen kann er sich nicht, es bestehe keine Aussicht auf Freispruch und Gerechtigkeit.
Ray zeigt die Welt dieses Jugendlichen als Teufelskreis der Kriminalität, in den Bowie getrieben wird von den durchtriebenen Gangstern, als Spirale, aus der es kein Entrinnen gibt, in der es kein Zurück mehr gibt, in der keine Tat ungeschehen gemacht werden kann. Das Scheitern ist in dieser Ausweglosigkeit bei Ray förmlich vorprogrammiert. Das ist dezent, wenn auch ruhelos, erzählt. So pendeln die Protagonisten zwischen den Orten, staffieren sich aus oder (ver)wandeln sich. Das Reisen, das heißt bei Ray ebenso das Suchen nach einem festen Sitz, den es hier aber nicht gibt. Es gibt keinen Ort, wo sie hinkönnten, wo die Polizei sie nicht verfolgen würde. Dabei wollen sie eigentlich nur ein ehrliches Leben führen. Die Liebe von Bowie und Keechie ist rein, was sich in solch zarten Momenten vor dem flackernden Kaminfeuer zeigt, sie sind Unschuldige, die sich auf die gemeinsame Flucht begeben, vom Unglück verfolgt werden und schnell heiraten, vielleicht in dem Bewusstsein ihres eigenen Schicksals, wenngleich sie noch große Hoffnungen in ihre Zukunft haben mögen und aufrichtig beieinander bleiben wollen. Bemerkenswert ist dabei auch auch, dass Ray die Verbrechen und die Überfälle teils sogar ausblendet, sich ganz auf Figuren und ihre Beziehung fokussiert und diese Verbindung zwischen diesen beiden Jugendlichen mit einfühlsamer Romantik schildert. Man könnte Rays nichtsdestotrotz pessimistisches Debüt, mit welchem er schließlich auch den amerikanischen Traum zermürbt, des weiteren als handlichen Film umschreiben, dessen weich-schimmernde, aber doch schlichte Bildern zwischen Licht und Schatten und Tag und Nacht etwas geheimnisvolles in sich haben, bei Nacht beinahe schon etwas irreales. Ray zeigt hier eine unbarmherzige Welt von Verrat, Verbrechen und Korruption, in der es keinen Ausweg für seine Helden zu geben scheint, nur Verzweiflung im Angesicht ihrer Situation.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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