Mittwoch, 25. April 2012

Die Geschichte von Dicky und Micky - Kurzkritik zu 'The Fighter'

Ein Wort? Bewährt. Und die Kombi 'True_Story' ist immer beliebt. Beliebt als präventives Schutzschild gegen Klischeevorwürfe, gegen Unrealismus. Eine kritische Beäugung dieser manisch durchexerzierten Außenseiterstory verhindert das nicht. Qualitative Güte im Handwerk hin oder her: David O. Russel's Verfilmung einer wahren Begebenheit ist relativ ideenarm, hakt die Stationen des vorhersehbaren Boxerdrama ab, das ja eigentlich gar kein Drama ist. Das tragische Potenzial sammelt sich neben der netten, altbackenen Rise-Big Fall-Final Rise-Repetition von Mickey in der Crackabhängigkeit seines Bruders. Aber schwere Kost wird's nie wirklich. Am Ende muss doch irgendwie alles gut ausgehen, weil Boxerfilm, weil Gewinnertypen.
Die chaotische Großfamilie repräsentiert untere Mittelklasseverhältnisse in Massachusetts und ist für einige Lacher gut. Eine beachtliche Tiefenwirkung bleibt aber aus, Wahlberg's Beziehung zu seiner Tochter versandet vollkommen, beabsichtigt nur eines: Zeigen wie abgefuckt sein Leben ist, dass ein Ausbrechen nicht möglich ist, um am Ende das Unmögliche möglich zu machen. Der fleißig propagierte Familienwert wird penibel eingebläut. Mehr Intensität und weniger kitschige -gleichwohl liebenswerte- Figurenkonstellationen wäre schön gewesen.

Das ist allerdings Klagen auf hohem Niveau: Griffiges Intro, flott erzählt, gute Dialoge, catchige Musikuntermalung und eine unschlagbare Chemie zwischen beiden Boxbrüdern. Mark Wahlberg erkämpft sich beharrlich seine Glaubwürdigkeit unter dem Training seines Bruders (Christian Bale) und dem Management seiner Mutter (resolute Melissa Leo) und erobert Amy Adams (als flippiges Barmädchen mit abgebrochenem Collegestudium leidet sie vielleicht am meisten unter ihrer Rolle). Und sobald Bale im Bild auftaucht, spürt man eh nur noch Kinomagie. Hollywood in purster Oscargier und dennoch wirklich groß.


7 / 10

Autor: seven

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