Sonntag, 22. April 2012

Die Kettensäge schwingt - Klassiker der Extraklasse: Texas Chainsaw Massacre



»The events of that day were to lead to the discovery of one of the most bizarre crimes in the annals of American history, The Texas Chain Saw Massacre.« - mit diesen und den Worten: nach wahren Ereignissen warb man schon oft und oft reißerisch, beileibe möge der Großteil davon auch häufig mehr der Fiktion entsprechen, denn der Wahrheit, doch stets ein schlauer Schachzug um die Erwartungen der Zuschauer ins Kino zu bannen. Reißerisch, aber effektiv wie auch im Falle von Tobe Hoopers bahnbrechenden und umstrittenen Genrekultfilm "The Texas Chainsaw Massacre" aus dem Jahre 1974, bei welchem sich Hooper von dem Vorbild des Ed Geins inspieren ließ, und so heftige Kontroversen und viel strittigen Stimmen zu Wort kamen, das Publikum zeigte sich gespalten und doch gilt Hoopers Film bis heute als nahezu revolutionär auf der einen Seite, andere mögen ihn teils verspotten als billiges Machwerk, zu Unrecht für mich verschmäht. Wirklich über Hoopers Werk zu urteilen ist schwer, doch wenn man es hintergründig betrachtet, zeigt er uns doch gleichauf eine Reflexion einer verfallenen Gesellschaft auf. Es beginnt mit einem heißen Sommertag in Texas. Doch in jeder Lüge, liegt ein Körnchen Wahrheit.


Der Herr Hooper zeigt sich gewitzt und clever, denn zunächst bilden seine fünf Hauptprotagonisten (bestehend aus drei männlichen wie zwei weiblichen Teenagern) einen hintersinnigen Gedankengang , welche er als eine Art Karikatur ihrer Selbst anlegt und insofern auch die Klischees feinsinnig überspitzt, so mögen diese zumeist einfältig und gerade zu dümmlich agieren. Kurzum: Ein perfektes Fressen für die Bestie und doch letztlich irgendwie sympathisch, anders als man es gewohnt ist. Außerdem insofern auch passend besetzt. Irgendwie in dieser Weise fast schräg. Eines von vielen Details, auf welche Hooper setzt. Denn auch er lässt den grausamsten aller Autoren sein perfides Spiel treiben, die eigene Vorstellung des Menschen selbst, denn nach dem einfallsreichen Prinzip ( »umso weniger man zeigt, umso effektiver der Thrill.«)  zieht Hooper die Spannung an. Dreht die Schraube immer und immer weiter auf, dabei lebt sein Film besonders in der ersten Hälfte von seiner unheimlichen, bedrückenden wie auch hitzigen Atmosphäre, in dreckigen und ungereimen Bildern, welches das Szenario des puren Grauens beeindruckend festhalten und dies mit den einfachsten Mitteln, sodass ich es fast als stilistisch einzigartig wahrnahm und außerdem im Sinne des Grauens, abseits von dem kritischen Untertöne, beruft sich Hooper auf die Urängste des Menschen und konfrontiert sie schonungslos damit, allein der erste Auftritt von "Leatherface" zeigt diese Einfachheit um ein vielfaches, denn so befindet man sich geradezu in einen Schockzustand, einerseits angsterfüllt von der Figur und der kompromisslosen Gewalt, aber doch faszinierend man möchte mehr erfahren. Man will mehr wissen, doch Hooper belässt es bei den eigenen Interpretationen des Zuschauers und »schließt die Tür«, hierbei setzt er dies wirkungsvoll in Szene. Absolut erstaunlich in Hinsicht Hoopers minimalistischer Inszenierung, inwieweit er es darin vermag solch ein Schock-Gefühl auszulösen, das man sich nicht mehr von ihm losreißen kann, wie ich es meine und so vermittelt er doch gleichzeitig Realismus durch jenen Minimalismus. Ab da an hält Hooper nichts mehr und lässt die Kettensäge zum Einsatz kommen, welche spätestens bei einem der Höhepunkte des Films, der brillant, finsteren und erschreckenden Verfolgungsjagd Leatherfaces, ihre Vollendung findet und auch hier, einfach gehalten, aber absolut effektiv nachwirkend. An sich sind es nebenher auch die Charaktere, welche Faszination mit sich bringen, hier komme ich auch nochmal im besonderen auf die Schreckensfigur »Leatherface« zu sprechen. Denn es wird, wie ich vermute doch viele geben, die sich fragen würden. Was ist das eigentlich? Wie lautet seine Geschichte? Wie ist er dazu geworden? Warum tut er das? Hierbei lässt Hooper viel Platz für eigene Interpretationen stellt aber zugleich deutlich dar, gar ein Produkt einer kranken Gesellschaft. Hooper entwirft also zunächst ein Schreckensszenario, in drei Gedankenstücken seinerseits aufgeteilt: »Jugendliche, Isolation und einen leeren Benzintank« - so das Gundstruktur und auch darin lassen sich wieder zeitliche Referenzen finden, was er damit erschuf war der filmische Albtraum in all seiner Faszination. Hooper ist halt unberechenbar, so auch sein Film. Beeindruckend ist auch allein der Gedanke, dass "Texas Chainsaw Massacre" genauso gut auch als Reflexion der amerikanischen Gesellschaft funktioniert, teils satirisch, teils überspritzt, aber immer konsequent in der Ausführung, wobei dies auch weiterhin an den kranken Figuren der einheimischen Familie erkennbar ist und zeugt zweifelsfrei von verstörender Nachwirkung und somit furchteinflößend. Dies wird schon spürbar in den ersten Minuten von "Texas Chainsaw Massacre", die einen wie mich vollkommen in ihren Bann zogen durch die besondere Intensität der groben und körnigen Bilder. Verfeinert mit suggestiv scheinenden wie auch derweil verstörenden wie auch nervenzerrenden Soundklängen, das einem fast einen kalter Schauer über den Rücken jagt.


Insofern kann man demnach auch behaupten, dass Tobe Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" ein von Anfang bis Ende perfekt durchdachter Alptraum, dessen Stellung auch man im zeitlichen Kontext betrachten sollte, und so auch ein abgründiger Trip ins Grauen ist, zugleich dadurch aber auch stark geprägt durch Hoopers Gesellschaftskritik. Mit den einfachten Mitteln reflektiert er die Urängste der Menschen, von einer einnehmenden und wirkungsvollen Atmosphäre gezeichnet. Erschreckend, schockierend und ich würde nicht zögern es nahezu visionär zu nennen. Der Beginn und ein unverwüstlicher Meilenstein des Terror-Kinos.



8.5 / 10

Autor: Hoffman

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