James Grays Low-Budget-Debüt spielt in Brighton Beach, zugehörig zum Stadtteil Brooklyn, New York, auch Little Odessa genannt. Außerdem ist der Film der erste Teil seiner Trilogie, zu welcher noch »The Yards« und »We own the Night« gehören und in deren Mittelpunkt jeweils familiäre Konflikte in Verbindung mit der Kriminalität gesetzt werden und die allesamt in verschiedenen Bezirken New Yorks spielen. In »Little Odessa« kehrt ein Auftragskiller (Tim Roth), namens Joshua, ein Sohn und Bruder, zurück in seine ehemalige Heimat, in sein Viertel, um dort einen Auftrag auszufüllen. Lange bleibt er nicht unbemerkt von Freunden, Feinden und seiner russisch-stämmigen Familie: Sein Bruder Ruben (Edward Furlong) ist ein Schulschwänzer, der sich lieber in Kinos herumtreibt, um dort Western zu schauen und sich langsam von seiner Familie entfremdet. Für seinen Bruder hingegen hegt er noch große Bewunderung. Joshuas Mutter (Vanessa Redgrave) ist totkrank. Sein Vater (gewaltig: Maximillian Schell) hat währenddessen eine Affäre. Er ist ein herrischer und vom Leben enttäuschter Kioskbesitzer, der sich als Oberhaupt der Familie behaupten muss und mit seinem Sohn schon lange abgeschlossen hat. Alte Konflikte brechen auf.
Die äußere Form von James Grays Film ist die eines Gangsterfilms, welche er in Verbindung setzt mit seiner Familiengeschichte und daraus eine Tragödie entwickelt. Die relativ einfach gehaltene Gangstergeschichte gerät zunächst zur Nebensache, um ihr später nochmal Bedeutung für den Handlungsverlauf zu zugestehen, was ich sogar sehr begrüße, da die Beziehungen der Familie dadurch in den Vordergrund gestellt werden, insbesondere die Beziehung zwischen Joshua und seinen Bruder Ruben, welche die reizvollsten Momente des Films darstellen. Hier schafft es Gray diese Beziehung der Beiden feinfühlig und durchaus einfühlsam zu skizzieren. Seine Inszenierung zeichnet sich durch ihre ruhige und geerdete Art aus. Die Bildes des winterlichen Brighton Beach, welches ebenfalls Grays ehemalige Heimat ist, zeichnen sich einerseits durch ihre eisige Atmosphäre und andererseits durch ihre düstere Schlichtheit aus. Unmotiviert wirkt aber die Liebesgeschichte zwischen Joshua und einer ehemaligen Freundin, da das Ganze letztlich nur Mittel zum Zweck ist. Hier und da mag Grays Werk noch etwas ungelenk wirken, als Debüt ist sein Film aber gelungen, inbesondere wegen seiner hervorragenden Darsteller.
7.0 / 10
Autor: Hoffman
Fand den auch gut. Hat so eine wunderbare, ungeschliffene New York-im-Winter-Atmosphäre. Hast du die kurze Doku dazu auch gesehen, die bei der TV-Ausstrahlung auf den Spielfilm folgte? War sehr interessant, wenn Furlong z.B. mit dem Fahrrad durch den Schnee fährt - ich weiß nicht mehr an welcher Stelle der Handlung das ist -, waren die Drehbedingungen ziemlich schwierig und der Schnee machte ihnen zu schaffen. Irgendwie hatten sie es dann aber doch hinbekommen und Gray war ganz fasziniert wie die Szene durch den Schnee eine ganz eigene Stimmung gewann, was ich bei der Sichtung ebenfalls so empfand und mich sehr darüber freute, dass die Macher das auch so sahen. War überhaupt intreressant etwas über Little Odessa zu erfahren, kannte ich als New-York-Interessierter (okay, wer ist das nicht?^^) vorher nämlich nicht.
AntwortenLöschenJa, die Doku habe ich nach dem Film damals auch gleich geschaut und fand ebenfalls viele Informationen zum Film recht interessant. An das, was du zu berichten weißt, kann ich mich auch noch erinnern (ich schätze übrigens, dass die Szene schätzungsweise in der Mitte des Films war. Ich erinnere mich zumindest noch, dass daraufhin ein Gespräch zwischen Furlong und Roth folgt), auch wenn ich es jetzt ebenfalls nicht im Detail wiedergeben könnte, was dort genau war (Ein Sturm, der glaube ich an dem Tag aufziehen sollte, war aber ein Stichwort, an das ich mich erinnere).
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