Düstere, triste Bilder. Anfang des 20.
Jahrhunderts in einem freudlosen Küstendorf in Großbritannien. Watkins hat sich
das bestmögliche Ambiente für einen Film wie diesen ausgesucht. Ein abgelegener
Ort, in welchem man sich nie wirklich geborgen fühlt; die Einwohner wollen einen
nicht dort haben und das Wetter sorgt für eine unbehagliche Atmosphäre. Dazu
kommt die Musik von Beltrami, die der ganzen Situationen ihren Stempel aufsetzt
und oftmals gekonnt eingesetzt wird. Nicht zuviel, sodass sie störend erscheint,
sondern genau auf den Punkt. Das ganze Setting hier ist zudem unglaublich
stimmig, damit hat man sich viel Mühe gegeben, gefällt mir. Was man auch loben
sollte ist Daniel Radcliffe. Der holt aus seinem Charakter das Maximum an
Emotionen raus und hat die Bedenken, die ich hatte schnell zunichte gemacht. Ciarán
Hinds, dessen Figur zudem eine recht interessante war, überraschte mich auch, da
ich diesen vorher noch nie wahrgenommen hatte; durch seine Präsenz und dem
ruhigen Spiel holte er, wie auch Radcliffe, einiges raus.
Denn auch wenn seine
Figur sehr interessant war, nützt es nichts, dass das Drehbuch einige Schwächen
hat. Von Logiklücken bis zu schwach ausgearbeiteten Charakteren war hier alles
dabei. Klar, der Film ist keine Charakterstudie. Führt man aber interessante
Charaktere ein, sollte man sie danach nicht zu lieblosen Klischeecharakteren
verkommen lassen. Genügend Talent war in diesem Cast nämlich vorhanden. Da dies
aber ein 'Horrorfilm' sein soll, sieht man dort großzügig drüber hinweg; auch
wenn es negativ ins Gewicht fällt. Eine
durchweg gute Atmosphäre besitzt der Film fast die gesamte Laufzeit. Nur mit der
Spannung haperte es ein bisschen. Wenn unser Witwer minutenlang durch das
Geisterhaus wandert und einem Geräusch hinterher jagt ist das beim ersten Mal
noch spannend, da man eben nicht weiß wann etwas passieren wird, spätestens beim
wiederholten Male dieser Szenerie wird es aber überflüssig. Denn wirklich
gruselig wird es erst kurz vor Schluss. Vorher fliegt einen mal eine Krähe ins
Gesicht oder hinter seinem Rücken spielt sich irgendetwas ab. Diese Szenen
werden dann mit lauten Geräuschen auf der Soundkulisse begleitet. Gewirkt hat
dies bei mir 2-3 mal, irgendwann wurde es aber lästig. Gegen Ende hin schraubt
Watkins die Spannungskurve noch einmal hoch, sodass ich mich dann doch fast an
meiner Sitznachbarin festgeklammert habe. Aber eben auch nur fast.
Nach einigen
guten Schockmomenten die mein Puls endlich in die Höhen brachte, wo er die ganze
Zeit über sein wollte, endete das Ganze in einem dämlichen Finale, welches mich
wirklich aufgeregt hat. Hätte man 50 Sekunden früher zur Schere gegriffen, wäre es
immer noch wenig originell, allerdings spannend und ohne wirklich faden
Beigeschmack. So bleibt „The Woman in Black“ nur ganz nett. Wenig origineller,
dafür streckenweise effektiver Grusel, der leider durch die letzte Szene einiges
vom Gesamteindruck kaputt gemacht hat.
6.0 / 10
Autor: Broda
Oh ja, das Ende war echt übel. Irgendwie aber auch total vorhersehbar. Davon ab fand ich den Streifen aber erstaunlich gelungen, obwohl (oder vorheriger gerade weil) ich großer Freund der alten Hammer-Filme bin.
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