Donnerstag, 8. November 2012

Die altmodische Schauerlichkeit einer düsteren Kulisse - Kurzkritik: Die Frau in Schwarz


 


Düstere, triste Bilder. Anfang des 20. Jahrhunderts in einem freudlosen Küstendorf in Großbritannien. Watkins hat sich das bestmögliche Ambiente für einen Film wie diesen ausgesucht. Ein abgelegener Ort, in welchem man sich nie wirklich geborgen fühlt; die Einwohner wollen einen nicht dort haben und das Wetter sorgt für eine unbehagliche Atmosphäre. Dazu kommt die Musik von Beltrami, die der ganzen Situationen ihren Stempel aufsetzt und oftmals gekonnt eingesetzt wird. Nicht zuviel, sodass sie störend erscheint, sondern genau auf den Punkt. Das ganze Setting hier ist zudem unglaublich stimmig, damit hat man sich viel Mühe gegeben, gefällt mir. Was man auch loben sollte ist Daniel Radcliffe. Der holt aus seinem Charakter das Maximum an Emotionen raus und hat die Bedenken, die ich hatte schnell zunichte gemacht. Ciarán Hinds, dessen Figur zudem eine recht interessante war, überraschte mich auch, da ich diesen vorher noch nie wahrgenommen hatte; durch seine Präsenz und dem ruhigen Spiel holte er, wie auch Radcliffe, einiges raus.
 
Denn auch wenn seine Figur sehr interessant war, nützt es nichts, dass das Drehbuch einige Schwächen hat. Von Logiklücken bis zu schwach ausgearbeiteten Charakteren war hier alles dabei. Klar, der Film ist keine Charakterstudie. Führt man aber interessante Charaktere ein, sollte man sie danach nicht zu lieblosen Klischeecharakteren verkommen lassen. Genügend Talent war in diesem Cast nämlich vorhanden. Da dies aber ein 'Horrorfilm' sein soll, sieht man dort großzügig drüber hinweg; auch wenn es negativ ins Gewicht fällt. Eine durchweg gute Atmosphäre besitzt der Film fast die gesamte Laufzeit. Nur mit der Spannung haperte es ein bisschen. Wenn unser Witwer minutenlang durch das Geisterhaus wandert und einem Geräusch hinterher jagt ist das beim ersten Mal noch spannend, da man eben nicht weiß wann etwas passieren wird, spätestens beim wiederholten Male dieser Szenerie wird es aber überflüssig. Denn wirklich gruselig wird es erst kurz vor Schluss. Vorher fliegt einen mal eine Krähe ins Gesicht oder hinter seinem Rücken spielt sich irgendetwas ab. Diese Szenen werden dann mit lauten Geräuschen auf der Soundkulisse begleitet. Gewirkt hat dies bei mir 2-3 mal, irgendwann wurde es aber lästig. Gegen Ende hin schraubt Watkins die Spannungskurve noch einmal hoch, sodass ich mich dann doch fast an meiner Sitznachbarin festgeklammert habe. Aber eben auch nur fast.
 
Nach einigen guten Schockmomenten die mein Puls endlich in die Höhen brachte, wo er die ganze Zeit über sein wollte, endete das Ganze in einem dämlichen Finale, welches mich wirklich aufgeregt hat. Hätte man 50 Sekunden früher zur Schere gegriffen, wäre es immer noch wenig originell, allerdings spannend und ohne wirklich faden Beigeschmack. So bleibt „The Woman in Black“ nur ganz nett. Wenig origineller, dafür streckenweise effektiver Grusel, der leider durch die letzte Szene einiges vom Gesamteindruck kaputt gemacht hat.






 

6.0 / 10


Autor: Broda

1 Kommentar:

  1. Oh ja, das Ende war echt übel. Irgendwie aber auch total vorhersehbar. Davon ab fand ich den Streifen aber erstaunlich gelungen, obwohl (oder vorheriger gerade weil) ich großer Freund der alten Hammer-Filme bin.

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