Die ersten Bilder dieses Films von Jacques Demy gehören den Büchern, die Geschichten und Märchen ins sich bergen, die uns ganz in ihre Welt eintauchen lassen und Jacques Demy, der versuchte mit den Augen eines Kindes an diese Geschichten zu gehen, entführt uns in ein solches Märchen, dessen Beginn natürlich lauten muss: Es war einmal...und bei Jacques Demy, der hiermit das Märchen »Eselshaut« von Charles Perrault eigenwillig interpretiert, war es einmal ein König (Jean Marais), der sich nach dem Tode seiner Gattin, der er schwor nur eine Frau zu heiraten, die genauso schön ist wie sie, in seine eigene Tochter (Catherine Deneuve in den schönsten Kleidern, welche die Farbe des Wetters, des Mondes oder der Sonne tragen), die scheinbar letzte wirkliche Märchenprinzessin, verliebt und beschließt sie zu heiraten. Die Prinzessin sucht die Flucht und bittet eine gute und fesche Fee (modebewusst: Delphine Seyrig) um Hilfe, die ihr vorschlägt ihr Haupt und damit ihre Schönheit unter einer Eselshaut zu verbergen, um unerkannt vor ihrem Vater zu sein.
Jacques Demys Film ist ein buntes, originelles und pompös ausgestattetes Märchen für Jung und Alt, in dem er mit seiner unbändigen Kreativität, seiner kindlich-verspielten Freude und seiner Lust am probieren eine Welt der Wunder präsentiert, bei der man große Augen macht. Es ist ein grazil-glamourös inszenierter Film über die wahre Liebe, welche die Schönheit hinter der hässlichen Oberfläche entdeckt, denn natürlich durchstreift die Szenerie auch ein verliebt-charmanter Prinz (bezaubernd: Jacques Perrin), der in knalliges Rot gekleidet ist. Magie durchströmt diesen Film. Alles ist möglich! Und damit meint Jacques Demy wirklich alles, wenn der Thron des Königs eine überdimensionale Plüschkatze ist, wenn die Pagen und Pferde des Hofes in blau und rot angemalt sind (wohl damit sie nicht vergessen würden zu welchem Königreich sie gehören), wenn Königinnen in Riesenschneekugeln beerdigt werden, wenn alte Frauen Frösche spucken, wenn die Zeit manchmal wie still zu stehen scheint, wenn Rosen zu sehen und sprechen beginnen oder wenn gute Feen mit Helikoptern angeflogen kommen.
Und natürlich kommt die liebliche Musik auch hier wieder von Michel Legrand und Demy lässt mit seinen Klängen in diesem skurrilen Märchen auch ein Kochrezept für einen Kuchen besingen. Jacques Demy sucht hier das Zauberhafte und Außergewöhnliche, betrachtet das Ganze dabei durchaus mit Augenzwinkern und gibt sich sehr detailverliebt bei den Dekors, um es kurz zu machen, so will er hier einfach fabulieren. Und wie heißt es am Ende eines jeden Märchens so schön: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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