Roy Andersson erzählt in seinem Debütfilm eine einfache Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen , zwischen einem Jungen und einem Mädchen, die Beide von jungen und unverbrauchten Darstellern (Rolf Sohlman & Ann-Sofie Kylin) gespielt werden und die dadurch ihre Rollen lebendig mimen. Andersson erzählt diese Geschichte langsam, still und sanft. Anders als in seinen späteren Werken ist dieser Film von Andersson überaus naturalistisch gehalten. Es sind behutsame und warme Bilder eines schwedischen Sommers, in die Andersson seinen Film packt. Ihr erstes zufälliges Treffen haben die Beiden im Grünen bei einem Picknickplatz. Seine Familie besucht dort seinen Großvater, der glaubt, dass die Welt nicht für Menschen wie ihn, einen alten und einsamen Mann, ist, dessen Altersheim in der Nähe ist. Sie ist dort mit ihrer Familie um den Geburtstag ihres (depressiven) Kindermädchens zu feiern. Dort gibt es dann auch erste, verstohlene Blicke zueinander. Danach sehen sie sich in der Stadt wieder, näheren sich, wenn auch sehr vorsichtig, einander an, schauen einander nach.
Roy Andersson zeigt Freud und Leid der ersten Liebe. Dabei behandelt Andersson seine beiden jugendlichen Protagonisten gleichwertig. Beide sind sie schüchtern, beide wollen zusammen finden und miteinander sprechen, können aber nicht, sind zu verlegen, was von dem jeweils Anderen dann als abweisend empfunden wird. Jeder von ihnen wartet darauf, dass der Andere auf einen zugeht. Sie haben Erwartungen. Einer muss den ersten Schritt wagen. Es ist eine besondere Ruhe, mit der Andersson diese Geschichte inszeniert, mit der er sie also entfaltet. Es sind leise und herzliche Momente, klug beobachtet, voller liebenswerter Sanftmut und sommerliche Bilder von schlichter sowie natureller Schönheit, die Andersson hier findet.
Diese eigentlich naive Liebesgeschichte zweier Jugendlichen setzt Andersson dann noch in Verbindung mit der Welt der Erwachsenen. Er verknüpft sie und stellt die Jugendlichen den Erwachsenen gegenüber. Die Welt der Erwachsenen ist dagegen nämlich deprimierend. Hinter ihrer Fassade sind die Erwachsenen gebrochene Persönlichkeiten, die mit ihrem Leben nicht fertig werden, die unzufrieden sind mit ihrem Leben, ihrer Arbeit oder ihrer Wohnung. Sie sind verzweifelt, unglücklich und kummervoll. Sie sind einsam und verwirrt. Manch einer flüchtet sich da in den Alkohol. Bei einer gemeinsamen Party auf dem Lande, die zwischen angetrunkener Fröhlichkeit und tiefer Niedergeschlagenheit taumelt, entladen sich schließlich Wut, Verzweifelung und Enttäuschung. Sie malen sich besseres für ihre Kinder aus, als das, was sie in ihren Leben erreicht haben. Ein Vater verschwindet im tiefen Nebel der Wälder. Eine Suchaktion wird gestartet. Die Erwachsenen taumeln ratlos und verzweifelt suchend mit ihren kleinen Partyhütchen auf dem Kopf und ihren Lätzchen um den Hals durch Nacht und Nebel. Das ist ein groteskes Schauspiel, das ist ein desillusionierender Anblick, der noch einmal deutlich zeigt, wie es um diese Welt der Erwachsenen steht. Am Ende da stampfen sie niedergeschmettert mit gesenkten Köpfen im Morgengrauen aus dem Wald heraus. Die fröhlich miteinander herumspaßenden Jugendlichen dagegen verstehen die Sorgen und Melancholie der Erwachsenen (noch) nicht: »Where have they been?« - »Fishing, I think.«
8.5 / 10
Autor: Hoffman
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