Freitag, 13. April 2012

Üppige Erinnerungen mit Fellini - Klassiker der Extraklasse: Amarcord


Wie seltsam das Leben doch manchmal ist, gerade wieder aus meinen Träumen des Schlafens erwacht, schien es mir fast eine Vision. Ein Gedanke, der mich nicht mehr losließ bis zu diesem Moment, eine besondere Inspiration, mich kurzum mit Federico Fellinis "Amarcord" aus dem Jahre 1973 auseinanderzusetzen. Dies ist mehr als seltsam und auch für mich selbst verwunderlich. Doch vielleicht mag es ein abstruser Schachzug des Schicksal sein, wer weiß Fellini war selbst ein großer Träumer und Filmpoet und vielleicht beeinflusste mich sein Film doch gleichauf hintergründig, dass ich doch mit klaren Gedanken auf diesen Film zurückdenke und an dieses Gefühl, welches ein Regisseur wie Fellini mit sich bringt - »Like a high flying Bird« - auch wenn Fellini hierbei doch beileibe prall zur Sache geht. In der er sich wieder einmal seiner eigenen Vergangenheit widmet und so erinnert man sich gemeinsam mit Fellini an seine Jugendzeit und seine Heimatstadt (Rimini).


Die Handlung an sich ist dabei relativ unerheblich, wenn man hierbei erneut Fellinis Motivation am Projekt betrachtet, episodenhaft fügt er die Szenen einer italienischen Provinzstadt in den 30er Jahren zusammen, teils auch werden die Episoden zusammengehalten von einem charmant gehandhabten Erzähler (liebenswert: Luigi Rossi), somit etwas lose, aber dabei irgendwie jeweils charmant. Mittelpunkt bildet dabei der Jugendlich Titta (gar eine erneute Selbstreflexion?) und seine Familie, aber auch andere verschiedenartige Charaktere der Stadt, von der Stadtschönheit bis zur fülligen Tabakverkäuferin, die Fellini sowohl überzeichnet, aber in jedem Fall liebevoll gestaltet, sodass diese einen großen Teil des Interesses an Fellinis Werk bekunden lassen, für mich jedenfalls. Ich mag schrullige Charaktere und faszinierende Karikaturen. Magier Fellini lässt es sich zudem keinesfalls nehmen kritische Untertöne gegenüber dem damaligen Faschismus zu sähen und doch wie so oft ist seine magische Erzählweise stets federleicht, fantasievoll und verzaubernd. Und überhaupt ziemlich obszön bei Herrn Fellini, das versetzt in Aufruhr, um die Lüste der begehrenden Jugendlichen und deren sexuellen Erfahrungen - vulgärer Stoff, wo man nur hinblickt, da würde jede Beichte zum weiteren Begehren der Sünden - und dies stellt Schelm Fellini dabei irrwitzig wie grotesk dar beziehungsweise um es so zu formulierend: Zum köstlichen Lachen animierend. Wie fein ist es dann natürlich auch, dass man neben wilder Turbulenz und üppigen Momenten, nicht den typisch-fellinischen Surrealismus vergisst, der von Fellini schmeckt mir unter vielen anderen mitunter immer noch am besten. Jener Surrealismus scheint mir nebenbei noch erwähnt sehr förderlich und inspirierend, Fellini veranlasst wieder zum schrägen Träumen. Giuseppe Rotunno bebildert dies zudem passend im stimmungsvollen Gewand, einer herzlichen und provinzialen Atmosphäre, sodass es mir letztendlich im Nachhinein so vorkam wie die Erinnerung an einen heiteren Herbsttag und so findet auch die Poesie ihren Weg in jene Bildersprache bei aller Schönheit und Magie, die Fellini diesem Werk verleiht. Prächtig zu betrachten und dies auch noch musikalisch unterlegt von einem Score von Nino Rota, der zum Träumen förmlich veranlasst und einwirkt als würde man Fellinis Film durchschweben.


Und so angeheizt mit vielen so feinen Details in der Auserbeitung die es hierbei zu entdecken gibt, Nostalgie und Liebe dafür keimt schnell auf. Erinnerungen, die in einem ewig verweilen werden. Bei allem grotesken, surrealistisschen und schrägen Humor, obgleich wird es mit einer Prise Tragik und hintergründigen Untertöne angereichert. Welch schönes Fest der Träume, dass Fellini uns hierbei mit "Amarcord" präsentiert und um ehrlich zu sein, würde ich meinen wie viele vor mir, ein pralles Kunstwerk.


8.0 / 10

Autor: Hoffman

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