Dienstag, 15. Januar 2013

It´s Summer in the City - Klassiker der Extraklasse: Das verflixte 7. Jahr (1955)




Es mag zwar kein Wilder sein wie er im Buche steht, doch ist Billy Wilders »The Seven Year Itch« aus dem Jahre 1955 schon wieder allein eine Betrachtung wert, wegen des einst cleveren Marketing des Films. Bis heute wohl selbst für Nicht-Kenner des Films bekannt: Marilyn Monroe mit wehenden, weißen Kleid. Zweifelsfrei ranken sich um diese Sequenz endlose Legenden - kurz gesagt im Film selbst mag dies ein interessanter Fakt sein und ein durchaus faszinierender Akt der Provokation, doch aus heutiger Sicht nicht mehr allzu spektakulär oder gar herausstechend inszeniert wie mancher glauben mag. Das ist großes Marketing - für wiederum wenige Sekunden im Ganzen. Inwiefern ließe sich also ein solcher Wilder-Film beurteilen, der zunächst nur wegen dieser einen, kurzen, aber in der Handlung zugleich schlicht integrierten, Szene eine gewisse Bekanntheit genießt und ansonsten eher (im Vergleich zu anderen Wilders) unbekannte Züge trägt.

Sicherlich ist das nicht ohne Grund. Unumstützlich bleibt der Gedanke, dass »The Seven Year Itch« einer von Wilders konventionelleren Werken ist, wesentlich angepasster als manch späterer oder früherer Wilder, doch sollte man diesen hierbei keinesfalls unterschätzen, denn auch dieser weißt seine klaren satirischen (wenngleich manchmal auch recht plump eingesetzten) Elemente auf. Zunächst liest sich das als erneute Deformierung des amerikanischen »Way of Life«.Während die Familie in den Urlaub fährt, darf das Tier im Manne wüten. Auweia, Ehebruch!




Und studiert nebenher noch so flink das Paarverhalten von Männlein und Weiblein - natürlich nicht ohne Hintergedanken reflektiert er Lust, Liebe Sehnsucht und Begierde auf die blonde Versuchung, auch hier darf Wilder im gewissen Maße definieren. Als Fingerübung für späteres (in diesem Falle: Some like it hot). Schon hier überschreitet Wilder mit Leichtigkeit so manche Grenze der Zeit, ob dem thematischen und recht flockig präsentierten Ehebruch und der offenen Sexualität. Wilder überträgt die Sommerhitze auf die inneren Gefühle seines Motiv des Durschnittsprotagonisten (Tom Ewell; Gene Kelly war wohl ausverkauft) und lässt ihn lodern ihn seinen lüsternden Flammen - das Objekt der Begierde? Marilyn Monroe (auch hier heißt es: früh übt sich, sie gibt die naive Blondine.


Zyklen zwischen Mann und Frau. Mit der These: Der Mann als animalisches Tier. Der Trieb also bedingt durch klimatische Bedingung. Man muss sich schützen. Rückblenden zeigen weitere Vorzüge an Wilders Film, so wird darin liebenswert mit Realität und Fikition hantiert sogar mit traumartig-skurrilen Lustspielen. Damit huldigt aber Wilder zugleich auch dem späteren Lieblingsmotiv Woody Allens, dem Neurotiker und dessen Neurosen. Die Erotik wird zur Vergewaltigung. Mutig. Als paranoide Fantasie des Menschen - und oftmals auftretende Halluzination.



Da hilft nur der liebe Onkel Doktor, denn schließlich ist das, neben Monroes Präsenz, das Highlight in Wilders Film: Das Gespräch mit dem Psychologen. Eine herrliche Psychoalanyse. Richtig frech, so mag man Wilder. Wenngleich trotz flotter Inszenierung, vieles an Konventionen knüpft. Insofern muss dann auch vieles der vordergründigen Unterhaltung weichen. Mit Beigeschmack also. Neben seelischen Qualen bietet Wilder demnach auch die Verführung als Entspannung oder Verspannung und die Zigarette wieder einmal als klassisches Symbol der Erlösung, jedoch die gilt es zu unterbinden. Ist ja nicht umsonst schädlich.


Es folgt die Manipulation der Sinne durch Lust. Auch anderswo arbeitet Wilder hier schon auf andere Werke hin, so reduziert er die Flächen- und Standorteebene seines Films. Größtenteils spielt dieser im Appartement seines Protagonisten. Ausbrüche aus diesem Raum zeigen den Anteil an Traum und Einbildung. Und dann die berühmte Sequenz. So erteilt mit dieser Wilder dem prüden Amerika einen Denkzettel. So dient das weiße Kleid als Symbol der Unschuld für Monroe, während sie in genau jebem Moment des Luftzuges hingegen nach der unterschwelligen Lust strebt. Ziemlich hintergründig deutet damit Wilder die offene Sexualität an. Zum Schluss wird dann aus dem Nichts erneut das Absurde vereint mit der wehenden und glücklichen Konvention, naja: »Wie das Leben so spielt.«



7.0 / 10

Autor: Hoffman

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